Mannheim/Rhein-Neckar, 08. September 2014. (red/pro) Die Polizei ermittelt mit hohem Aufwand in Sachen tödlicher Messerstecherei von Donnerstagnacht. Am Samstag waren zwei bayerische Hundeführer mit Mantrailern auf der Spur des mutmaßlichen Täters. Die speziell trainierten Hunde können je nach Wetterlage einen Menschen noch nach Tagen mit ihrer Nase verfolgen.
Von Hardy Prothmann
Jörg Leinfelder vom Polizeipräsidium Schwaben Nord lässt seinen Weimaraner Max Witterung aufnehmen. Der Rüde schnuppert und in seinem Gehirn prägt sich ein Stempel der gesuchten Person. Draußen vor der H4-Wache nimmt er die Spur auf und zieht los. In die mehrere Meter lange Leine kommt Spannung. Der bayerische Polizeioberkommissar verfällt nun in Laufschritt:
So, wie der zieht, hat er die Spur mit großer Sicherheit.
Es geht Richtung Jungbusch, über die Kreuzung, an der Tankstelle vorbei ins Hafengebiet. Zwei Motorrad-Polizisten sichern die Gruppe ab. Immer wieder dreht sich der Hund im Kreis, immer dann, wenn die Witterung nicht eindeutig ist. Hat er die Spur gibt es wieder Zug auf die Leine. Den Kopf hat der Hund dabei fast nie am Boden. Wie macht er das und vor allem, was riecht der Hund?
Aus irgendeinem Grund hängt der Geruch über dem Boden in einer Höhe zwischen Knie und Oberschenkel. Wir verlieren in jeder Minute tausende von Hautschuppen, Haare, Schweiß. Bakterien zersetzen das Material. Sie können sich den Hund wie ein DNA-Labor auf vier Beinen vorstellen – er kann zwischen den tausenden von Gerüchen genau diesen speziellen riechen, der genau zu einem Menschen gehört ohne sich von anderen beirren zu lassen.
Sagt’s und muss schon wieder im Laufschritt hinter Max her, diesmal über Bahnschienen durch Bausandhaufen und gegenüber der Popakademie zurück über die Brücke in den Jungbusch am Studentenwohnheim vorbei. Im Schlepptau hat Hundeführer Leinfelder die technische Dokumentation der Polizei, einen Schutzpolizisten und drei Kriminalbeamte. Der Weg wird per Video, GPS und Notizen protokolliert.
Auch die beste Nase braucht mal Pause
Nach knapp vier Kilometern ist Schluss für den Hund:
Das ist sehr heiße heute und ein Einsatz geht je nach Wetterlage und Spuren drei bis fünf Kilometer. Dann braucht er eine Pause.
Die Hautschuppen- und Schweißspur kann der Hund ein bis zwei Tage gut aufspüren, eventuell auch ein paar Tage länger. Die Mantrailer sind für die spezielle Aufgabe geschult – sie konzentrieren sich auf Menschen, nicht aber auf Drogen oder Blut.
Währenddessen werden zwei weitere “Spezialisten” an die Stelle gebracht, an der der Weimaraner aufgehört hat: Diese Hunde sind auf Leichen und Blut trainiert und durchsuchen das umliegende Gebüsch – möglicherweise hat der Täter die Tatwaffe hier weggeworfen. Das anhaftende Blut könnten sie wittern. Doch sie finden nichts.
Ob Sklave oder Tatverdächtiger – jeder hat seinen eigenen Geruch, dem der Hund folgt
Jetzt kommt “Kollege” Chamberlain vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord zum Einsatz, ein imposanter Bloodhound – die hatte man früher zur Sklavenjagd in Amerika gezüchtet. Der markiert als erstes sein neues Revier und hebt an einem Mast das Bein. Dann nimmt er die Spur auf, sie führt wieder in den Jungbusch hinein. Auch er hat den Kopf oben, zieht ordentlich, dann aber wieder nicht. In einer Straße im Jungbusch verliert er die Spur:
Die Lage ist immer unterschiedlich. Man muss es versuchen, eine Garantie, dass es klappt, gibt es keine.
Nach drei Stunden beschließt man, den Einsatz abzubrechen. In der Lagebesprechung wird dann entschieden, ob ein weiterer Versuch unternommen wird oder die Lage als nicht zielführend eingestuft wird.
Weil beide Hunde dem Tatverdächtigen auf der Spur waren, gibt es für jeden nach dem Einsatz direkt Futter vor Ort als Belohnung – denn obwohl das Ergebnis aus Sicht der Beamten nicht das gewünschte ist, die Hunde haben ihren Job gemacht und das Belohnungsprinzip ist wichtig, damit sie nicht die Lust an ihrem Job verlieren.
An diesem Tag hat die Polizei die Tatwaffe noch nicht gefunden.