Mannheim/Rhein-Neckar, 08. Oktober 2016. (red/pro) „Wir wollen den Schraubern treu bleiben“, sagt Veterama-Gründer Winfried Seidel. Was der Wahl-Ladenburger und Chef des Dr. Carl-Benz-Automuseums 1974 zusammen mit dem verstorbenen Walter Metz gegründet hat, ist heute Europas größte Messe für Oldtimer und Ersatzteile. Herr Seidel nennt die Leidenschaft, die Schrauber aus ganz Euro vereint „das rostigste Hobby der Welt“.
Vor dem Maimarktgelände herrscht Gedränge. Großes Gedränge – alle wollen hinein und an die Ersatzteile. Die Veterama ist das El Dorado der Oldtimer-Fans. Hier gibt es alles, was man sucht, um Autos, Motorräder, Traktoren, eben alles, was Räder und Motoren hat, wieder fit zu machen.
Eigentlich ist alles wie am Anfang – hier wird Benzin geredet,
sagt Winfried Seidel und lacht. Er ist zwar nicht mehr der echte Chef, die Leitung hat er an seine Tochter Julia und seinen Schwiegersohn Jonas Seidel abgegeben – aber er ist und bleibt „spiritus rector“: „Wir haben eine Vereinbarung – ich mische mich nicht ein, stehe aber zur Seite, wenn ich gefragt werde.“
Das wird er selbstverständlich oft, denn niemand kann sich in „verrostete Seelen“ so eindenken wie er.
Basis der erfolgreichen Messe ist die „Szene“. Für die Schrauber ist Schrauben alles – Lebensqualität. Natürlich nutzen sie Industrieprodukte, aber sie sind keine Konsumenten, sie helfen sich selbst.
Wir bekommen mehr und mehr Probleme, weil die Kenntnis alter Gewerke schwindet,
sagt Herr Seidel sehr nachdenklich. Alte Maschinen verschwinden und das Wissen, wie man damit umgeht: „Es gibt nur noch wenige, die mal eben schnell nicht mehr verfügbare Ersatzteile herstellen können. Da braucht es Einzelanfertigungen und das macht es sehr teuer.“
Deshalb ist Osteuropa eine große Hoffnung – hier lagern nicht nur viele Oldtimer-Schätze, hier gibt es auch noch alte Maschinen und Leute, die sich damit auskennen. Außerdem sind die Preise bezahlbar.
Dementsprechend international ist die Sprache. Deutsch wird am meisten geredet, man hört aber viele Franzosen, Italiener, aber auch Polen, Russen und andere Messe-Besucher, die von weit her nach Mannheim ins Schrauber-Mekka pilgern.