Mannheim/Rhein-Neckar, 07. April 2013. (red) Die absoluten Zahlen zur Großkontrolle von Time Warp-Teilnehmern zeigt eine bedenkliche Entwicklung. Eigentlich sollte die Politik hier handeln – doch bislang tut das niemand. Jeder zweite Fahrer von kontrollierten Fahrzeugen hatte Drogen konsumiert, fast ein Viertel der insgesamt kontrollierten Personen stand ebenfalls unter Drogeneinfluss oder hatte Drogen bei sich. Das Time Warp-Festival ist definitiv eine Mega-Drogen-Party.
Kommentar: Hardy Prothmann
Die Ergebnisse der Großfahndung der Polizei anlässlich der diesjährigen Time Warp zeigen: Ohne Drogen funktioniert diese „Techno-Party“ ganz offensichtlich nicht. Dabei hat die Polizei vermutlich nur die „Spitze“ abgefangen, denn es wurden natürlich nicht alle 1.500 Privatautos kontrolliert, mit denen Teilnehmer angereist waren.
Die Polizei hat gut 8 Prozent der Fahrzeuge, konkret 125 kontrolliert. Die „Erfolgsbilanz“ ist erschreckend: 64 Fahrer, also gut die Hälfte, musste eine Blutprobe wegen des Verdachts auf Drogenkonsum abgeben, „nur“ 2 wegen Alkoholfahrten. 700 Personen wurden insgesamt kontrolliert, gegen 163 wurden Strafverfahren wegen Drogenbesitz eingeleitet, das heißt, gegen fast jede vierte Person.
Insgesamt wurden rund 174 Gramm Cannabis-Produkte, rund 25 Gramm Kokain, 312 XTC-Tabletten, rund 109 Gramm Amphetamin sowie 29 Gramm sonstige Drogen sichergestellt. Die meisten Verfahren gegen Teilnehmer aus dem Ausland werden eingestellt werden, weil diese eine „Sicherheitsleistung“ von 500 Euro bezahlen mussten und sicher nicht bei einer Ladung erscheinen werden.
Was soll’s?
Die Verfahren gegen viele andere werden vermutlich ebenfalls gegen Bußgelder eingestellt. Wer also zahlen kann, hatte zwar eine teure Party – viele werden sich denken: „Was soll’s?“
Hätte die Polizei noch mehr Aufwand betrieben, wäre die „Erfolgsbilanz“ vermutlich noch eindrücklicher – rechnet man das Viertel auf die Gesamtteilnehmer von rund 15.000 Personen hoch, kommt man auf 3.750 Drogenkonsumenten. Damit ist das Time Warp-Festival die mit Abstand größte Mega-Drogen-Party der Region.
Tausende auf Trip
Diese Rechnung geht aber nicht auf – denn rechnet man vier Personen auf 1.500 Fahrzeuge ergeben sich 6.000 Teilnehmer. Die 9.000, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Reisebussen zur Veranstaltung gekommen sind, wurden überwiegend nicht kontrolliert. Haben die alle Apfelschorle getrunken und Hustenpastillen gelutscht? Sicher nicht.
Und klar ist auch, dass die Funde nicht für große Verfahren taugen, denn die Teilnehmer wissen, wie es läuft, nehmen nur das mit, was sie für die Nacht brauchen und kalkulieren schon im Vorfeld die Kosten. Und die schrecken anscheinend nicht ab – die allermeisten zahlten anstandslos ihre 500 Euro „Sicherheitsleistung“.
Lokale Politiker sehen Umsatz mit Drogen
Wer am Montagnachmittag sich die Gesichter des Partyvolks angeschaut hat, insbesondere die Augen, weiß, was bei der Time Warp abgeht. Die allermeisten sind auf irgendwas drauf. Und was macht die Politik? Es gibt doch tatsächlich Politiker, wie wir in Facebook gesehen haben, Bezirksbeiräte der SPD, die so argumentieren: „Naja, wenn man auf Basis der jetzt geltenden Gesetze da hart durchgreifen würde, müsste man das Festival beenden. Doch dann fehlen Einnahmen und Arbeitsplätze gehen verloren.“ Geht’s noch? Haben solche Leute sich selbst was reingepfiffen? Demonstrieren solche Hohlköpfe demnächst dafür, afghanische Mohnbauern oder kolumbianische Koka-Anbauer mit EU-Mitteln zu subventionieren, weil die armen Menschen sonst ihre Existenzgrundlage verlieren?
Klar, wäre der Besitz von Cannabis „legalisiert“, wie die Grünen das fordern, lägen bei dessen Besitz keine Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz mehr vor. Aber Cannabis, das wissen alle, die die Szene kennen, ist die „Downer-Droge“ – vorher kommen die „Push-Drogen“ wie Amphetamie, XTC und Kokain, um die Nacht überhaupt durchmachen zu können. In diesem Zusammenhang wäre die Legalisierung von Cannabis „die halbe Miete“, um auch irgendwann die Legalisierung der Pusher zu fordern.
Der „Erfolg“ zeigt das Problem
Die Polizei macht eine gute Arbeit und muss leider diesen „Erfolg“ verbuchen – besser wäre es, die Leute wären vernünftig und nicht sich und andere gefährden. Wer sich Drogen reinzieht, gefährdet erstmal nur sich selbst – hinterm Steuer aber auch andere Menschen.
Die Politik ist aufgefordert, die Bevölkerung aktiv davor zu schützen, dass man sich in Zeiten von Time Warp noch in den Verkehr trauen darf. Denn irgendwann passiert es, dass jemand auf Push oder Down oder beidem irgendjemanden auf der Autobahn „abschießt“. Doch dann ist es zu spät.
Immerhin: Es gab nur einen von der Polizei dokumentierten Raub – das war im vergangenen Jahr ein größeres Problem, weil anscheinend eine oder mehrere Banden Festival-Teilnehmer überfallen hatten.