Rhein-Neckar, 07. Mai 2018. (red/pm) Einstimmig haben die Mitglieder des Ausschusses für Schulen, Kultur und Sport in der jüngsten Sitzung beschlossen, den Lernort Kislau mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von 20.000 Euro zu unterstützen. Der Rhein-Neckar-Kreis hat dem Verein „Lernort Zivilcourage & Widerstand e.V.“ bereits frühzeitig die Unterstützung dieses gesellschaftspolitisch wichtigen und förderwürdigen Projekts zugesagt. Eine konkrete und dauerhafte finanzielle Unterstützung wurde dem Verein bislang noch nicht zugesagt.
Information des Landratsamt Rhein-Neckar:
“Dr. Andrea Hoffend, Projektleiterin des Lernort Kislau, und Luisa Lehnen, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lernort Kislau, stellten den Ausschussmitgliedern im Rahmen einer Präsentation Sinn und Zweck sowie die Ziele des außerschulischen „Lernort-Standorts“ zur „Demokratie-Erziehung“ vor. Dieser soll unter anderem die Qualität der Aus-, Fort- und Weiterbildung für Schülerinnen und Schüler – auch des Rhein-Neckar-Kreises – erhöhen.
Die beiden Mitarbeiterinnen des Vereins „Lernort Zivilcourage & Widerstand e.V.“ konnten die Ausschussmitglieder von der Wichtigkeit eines außerschulischen Lernort-Standorts zur Demokratie-Erziehung überzeugen und diese für eine finanzielle Unterstützung gewinnen. Geplant ist, dass der Lernort Kislau 2022 seine Pforten öffnen wird.
Lernort für Demokratie in einem ehemaligen Konzentrationslager
Bereits im Dezember 2017 hat der Landtag Baden-Württemberg beschlossen, das Projekt Lernort Kislau in Bad Schönborn jährlich in Höhe von 140.000 Euro zu fördern. Es handelt sich dabei um ein vom gemeinnützigen Verein „Lernort Zivilcourage & Widerstand e.V.“ 2014/2015 initiierte Projekt, im ehemaligen Konzentrationslager Kislau, in dem von 1933 bis 1939 mehr als 700 politische Gefangene aus dem nordbadischen Raum – ein Großteil aus dem Gebiet des Rhein-Neckar-Kreises – interniert waren, einen außerschulischen Lernort-Standort zur Demokratie-Erziehung einzurichten.
Hierfür hat der Verein ein sehr gutes umfassendes didaktisches Konzept entwickelt, das vor allem junge Leute mithilfe moderner medialer Techniken und Mittel an das Thema Demokratie lernen aus Geschichte heranführen will. Im Mittelpunkt steht dabei die badische Landesgeschichte der Jahre 1918 bis 1945 und der politische und kirchliche Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Förderung der inhaltlich-pädagogischen Konzeption und der Nachhaltigkeit
Nachdem das Land Baden-Württemberg seit 2015 durch ein jährliche investive Anschubfinanzierung in Höhe von 200.000 Euro die erste Phase der Einrichtung des Lernort Kislau getragen hat, gilt es – unabhängig von der jährlichen Förderung des Landes ab 2018 in Höhe von 140.000 Euro – nun einerseits die inhaltich-pädagogische Konzeption des Dokumentations- und Ausstellungszentrums weiter fortzuentwickeln und andererseits den Bestand bzw. die Nachhaltgkeit des Lernorts Kislau zu gewährleisten bzw. zu verstetigen.
Hierfür sollen die nordbadischen Gebietskörperschaften einen finanziellen Komplementäranteil pro Jahr beisteuern, um die vom Land ab 2018 abgesenkten Mittel für den Dauerbetrieb auszugleichen. Von Seiten des Vereins wurde im November 2017 hierfür ein Entwurf vorgelegt, der für den kommunalen Komplementäranteil jährlich gestaffelte Förderbeiträge der Gebietskörperschaften vorsieht, die entsprechend der jeweiligen Einwohner- und Schülerzahl veranschlagt werden sollen. Für den Rhein-Neckar-Kreis sollte dieser zwischen 18.000 und 25.000 Euro liegen. Für den Landkreis Karlsruhe und die Stadt Karlsruhe wurden jeweils 15.000 bis 20.000 Euro vorgeschlagen.”