Mannheim/Rhein-Neckar, 07. November 2017. (red/pro) Aktuell erschüttern Recherchen von hunderten Journalisten die Welt der Reichen und Superreichen. Die “Paradise Papers” decken auf, dass noch jedes Schlupfloch genutzt wird, um Steuern zu sparen, respektive zu vermeiden oder auch illegal zu hinterziehen. Die Welt krankt nicht an Schurken, die andere um Geld auf der Straße bringen, sondern vor allem an asozialen Elementen, die alle Vorteile steuerfinanzierter Infrastruktur und der Rechtsstaatlichkeit nutzen, um so wenig wie möglich dazu beizutragen.
Kommentar: Hardy Prothmann
Es ist nicht an mir, den Stab über Curt Engelhorn zu brechen. Schon gar nicht über seine Familie und seine Nachkommen.
Mit Sicherheit war er ein erfolgreicher Unternehmer. Aber war er auch ein sozialer Mensch? Ein Vorbild?
Daran müssen erhebliche Zweifel bestehen – ebenso am Verhalten einiger seiner Nachkommen.
Curt Engelhorn steht nicht nur für Boehringer, sondern auch für den größten Steuerbetrug aller Zeiten im Nachkriegsdeutschland.
Die direkt betroffenen Nachkommen haben sich nie öffentlich eingelassen. Das ist asozial. Anders kann man das nicht benennen. Da fehlt jedes Verantwortungsbewusstsein und jedes Gewissen.
Alle diese Superreichen, die gar nicht mehr wissen wohin mit ihrem Geld, die anders als Sankt Martin so reich sind, dass sie gar nicht wissen, wie sie ihren Mantel teilen sollten und erst gar nicht den Versuch unternehmen, sondern immer raffgieriger jedes Steuerschlupfloch suchen, sind erbärmliche Gestalten.
Sklaven der endlosen Gier.
Es sind Menschen auf der Flucht. Sie fürchten im Gegensatz zu anderen nicht um das eigene Leben, sondern nur darum, etwas von ihrem Reichtum zu verlieren.
Sie fliehen mit ihren Unternehmen in Steueroasen – was für ein Unwort. Eine Oase ist eigentlich ein Ort der Ruhe und der Zuflucht. Der Rettung vor dem Tod durch Verdursten inmitten einer trostlosen Wüste. Isle of Man ist keine Oase, sondern ein Vorhof zur Hölle.
Solche “Offshores” sind der Sündenfall. Niemand auf dieser Welt hat mit ehrlicher Arbeit jemals selbst Millionen oder Milliarden verdient. Das geht nur über Systeme und die Ausnutzung von Systemen. Das geht nur mit Macht. Und mit einer abgeschmeckten Entmenschlichung.
Es gibt so gut wie niemanden, der ungeheuren Reichtum erlangt und diesen geteilt hat. So gut wie alle erliegen diesem Gift, scheinbar reich zu sein und doch eigentlich nur erbärmliche Gesellen zu sein, die nichts mehr fürchten, als nicht mehr superreich zu sein, auch, wenn es vollständig absurd ist. Auch dann, wenn sie selbst mit größter Anstrengung nie mehr arm sein könnten.
Ich gönne allen das Fegefeuer, weil sie so dumm sind. Ebenso allen, die diese Dummheit bewundern.
Curt Engelhorn war ein erfolgreicher Unternehmer, aber zum Ende hin ein kreuzdummer Mensch.
Wer ihn verehrt, verehrt einen Götzen und zeigt sich selbst kreuzdumm.
Seine Nachfahren – allesamt – haben die Chance, sich anders zu verhalten.
Daran muss man sie messen. Nicht am Reichtum, sondern am Umgang damit. Was sind schon Millionen auf dem Konto, wenn man kein Mensch mehr ist? Niemand kann sich Schönheit oder Klugheit kaufen. Und Würde schon gar nicht.
Die muss jeder für sich selbst erfahren. Durch das eigene Leben.
Viele haben dazu genau keine Chance. So viele Menschen müssen ein unwürdiges Leben leben.
Sehr wenige haben die Chance und alle, wirklich alle Mittel, einen anderen Weg einzuschlagen.
Doch genau diese nutzen diese Herausforderung am wenigsten.
Das könnte nun echt so richtig deprimieren.
Muss es nicht. Jeder Tag, an dem sich Menschen begegnen, die freundlich zueinander sind, ohne über Zins und Zineszins oder Steuerersparnis nachdenken, ist ein guter Tag. Zwischen Menschen. Nicht zwischen materiell Reichen.
Jedes Lächeln, das nicht gekauft ist, jede freundliche Geste, die einfach gegeben wird, ist mehr wert als Millionen und Milliarden. Ob Dollar oder Euro.
Das sind meine 50 Cent zu Curt Engelhorn und seiner Familie, die sich leider nicht gut verhält.
Ich freue mich heute auf den ersten Menschen, dem ich freundlich begegnen kann und der mir freundlich begegnet. Das wird sicherlich nicht lange dauern, denn Freundlichkeit wird immer belohnt. Durch ein gutes Gefühl.
Ihr