Hirschberg, 07. Dezember 2011. (red/mh) In Hirschberg wird nächstes Jahr nach Erdölvorkommen gesucht. Dazu gab der Ausschuss für Technik und Umwelt gestern Abend die grundsätzliche Zustimmung. Der Beschluss erlaubt Voruntersuchungen im Gemeindegebiet Hirschberg. Dr. Michael Suana, Geschäftsführer von Rhein Petroleum GmbH Heidelberg, war persönlich zur Sitzung erschienen und überzeugte den Ausschuss mit seinem Vortrag. Und garantierte, „dass es zu keinerlei Schäden kommen wird“.
Von Martin Heilmann
Eine Voruntersuchung, also die Oberflächenmessungen, bedeuten nicht, dass nach Öl gebohrt wird. Das würde ein weiteres Verfahren nach sich ziehen, bei dem Hirschberg als Träger öffentlicher Belage nochmals Stellung nehmen kann.
Während der Präsentation sagte Dr. Suana:
“Ich garantiere dass es bei den Messungen zu keinerlei Schäden kommen wird. Dafür bürge ich wenn nötig persönlich.”
Am Ende seines Vortrags war die Skepsis der ATU-Mitglieder verflogen und nur Birgit Knoblauch (GAL) stimmte gegen den Beschluss des ATU, der der Rhein Petroleum GmbH Heidelberg Bodenmessungen mit der Absicht Erdöl- oder -gas zu finden, erlaubt. Karl-Heinz Treiber (GAL) enthielt sich.
Messungen könnten schon im Frühjahr 2012 beginnen
Bürgermeister Manuel Just bezeichnete den Vortrag Suanas als „Grundlagenkurs in Bodenvermessungstechnik“, der ihm sein Unbehagen genommen und ihn dazu verleitet habe guten Gewissens für die Oberflächenmessungen zu stimmen.
Bürgermeister Just knüpfte an die Zustimmung des ATU aber zwei Bedingungen: “Es muss noch eine Bürgerinformationsveranstaltung stattfinden, bei der alle Fragen der Bürgerinnen und Bürger geklärt werden, und alle geplanten Schritte müssen an die Medien und die Behörden übermittelt werden.“
“Transparenz ist eines der Kernanliegen von Rhein Petroleum”, versprach Suana alle geforderten Bedingungen zu erfüllen.
Ein konkreter Zeitplan, wann die Messungen durchgeführt werden, konnte Suana nicht nennen: “Entweder im Frühjahr vor Ostern 2012, oder im Herbst nächsten Jahres.”
Direkt betroffene Grundstücksbesitzer können Einverständnis verweigern
Insgesamt wird Rhein Petroleum in der Region Heidelberg-Weinheim und Teilen Hirschbergs auf einer Fläche von 75 Quadratkilometer Oberflächenmessungen durchführen.
Hierfür kommen spezielle Messfahrzeuge zum Einsatz, die an der Unterseite Bodenplatten ausfahren können.
Diese Bodenplatten werden abgesenkt und lassen in einem Frequenzbereich zwischen 12 und 96 Hertz über einen Zeitraum von etwa zwölf Sekunden im Abstand von zirka 40 Meter die Erde vibrieren.
Diese Erdvibrationen empfangen wiederum rund 7.000 kleine Messgeräte, sogenannte Geophone, die in Linien nacheinander Quer durch die Stadt und in der Region an vorher festgelegter Straßen-, Feld- und Gehwege in den Boden gesteckt wurden.
Die drei je 20 Tonnen schweren Messfahrzeuge befahren, laut Suanas, ausschließlich befestigte Wege. “Diese Messfahrzeuge fahren nicht etwa über Äcker oder quer durch Grundstücke.”
Gegen die Benutzung privater Wege und Straßen können direkt betroffene Anwohner ihre Zustimmung verweigern. Dann werden im Notfall Messpunkte anderswo „gesetzt“ und die Fahrzeuge fahren Alternativrouten. Nicht verweigern können sich indirekt Betroffene.
„Bergbaurecht steht über Kommunalrecht“
“Auf kommunalen Straßen sind die Messungen wie eine Wanderbaustelle zu verstehen. Ähnlich wie Markierungsarbeiten auf einer Gemeindestraße oder der gleichen”, erklärte Suana und sagte:
“Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat über das Bergbaurecht die seismischen Voruntersuchungen genehmigt. Dem Landesbergbaurecht haben sich Kommunen zu unterwerfen.”
Firmen die solche Untersuchungen durchführen, haben dennoch Rechte und Pflichten zu erfüllen. Darunter fällt beispielsweise die Informationspflicht und Haftungspflicht.
“Sollten wider erwarten Schäden an kommunalen oder privaten Straßen oder an unterirdischen Leitungen entstehen, haftet Rhein Petroleum für alles, was nachweislich durch die seismischen Messungen verursacht wurde”,
versicherte Suana. “Die zuständigen Bauämtern werden rechtzeitig kontaktiert und die Informationen über die Lage der Leitungen wird eingeholt.”
Zur Versicherungsfrage zählen auch Risse an privaten Häusern, die durch Erschütterungen entstehen.
Nur verwunderlich, dass dieser Punkt angesprochen worden ist, denn Herr Suana hatte doch versichert, dass es keine Schäden geben wird?
6 Wochen, 80 Mitarbeiter und Kosten in Höhe von bis zu 2,5 Millionen Euro
Anhand der Messungen kann festgestellt werden, wo mögliche Erdöl- und Erdgaslagerstätten in einer Tiefen von bis zu 2500 Meter verhanden sind.
Rheinpetroleum kostet das gesamte Messverfahren in der Region Heidelberg-Weinheim rund 2,5 Millionen Euro. Etwa 80 Mitarbeiter sind über einen Zeitraum von vier bis fünf Wochen in dem 75 Quadratkilometer großen Gebiet im Einsatz.
Dynamit, was bei anderen Messungen teilweise verwandt wird, kommt in der Rhein-Neckar-Region nicht zum Einsatz.
Gemeinderat will weitere Informationen einholen
BM Just informierte Suana und die Gremiumsmitglieder noch darüber sich mit anderen Kommunen in Verbindung setzen zu wollen, bei denen derartige Messverfahren von der Rhein Petroleum GmbH durchgeführt wurden.
Außerdem soll es weitere Rücksprachen mit dem Gemeinderat geben. Ob im öffentlichen oder im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung, ließ Just offen.