Mannheim, 07. Dezember 2014. (red/ld) Die CDU wirbt für ihre Mitgliederbefragung. Denn sie will Mitmachpartei werden. Davon ist sie noch ein ganzes Stück entfernt – wie ihr Kreisparteitag am Donnerstag gezeigt hat. Auf kritische Nachfragen eines Mitglieds reagiert die Parteispitze unwirsch und zeigt nicht nur hier eine schlechte Haltung.
Kommentar: Lydia Dartsch
Es ist der Moment als Wolfgang Müller, Bezirksbeirat in Seckenheim, ans Mikrofon tritt und sich über den Parteitag und die Diskussionsrunde beschwert. Außer dem Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, Richard Arnold, habe ihm keiner der Diskutanten gefallen:
Der Claudius Kranz guckt in sein Handy. Der Carsten Südmersen blättert in einer Broschüre. Keiner ist richtig bei der Sache. Die Frau, die vorhin was gesagt hat, ist niedergemacht worden. Sie müssen die Leute schon ernst nehmen!
Ernst nehmen? Das geht so: Es sei “ungehörig” sowas zu behaupten, sagt Carsten Südmersen. Er habe in der Broschüre nach den Kosten zur BUGA gesucht. Die habe er nicht im Kopf. Aha. Nicht im Kopf. Herr Müller solle diese “Unterstellungen” lassen. Claudius Kranz habe in seinem Handy nach Informationen zu einer Behauptung zuvor gesucht. Man lebe ja im 21. Jahrhundert und sei überall vernetzt. Aha. Auch der hat wohl wesentliche Informationen nicht im Kopf.
Ungehörig ist also eine kritische Meinungsäußerung bei der CDU? Auf Wahrnehmungen beruhende Aussagen werden als Unterstellung abgetan? Das hört sich nach einer Partei an, die das Mitmachen noch arg üben muss. Aber zum Glück gibt es dafür ja endlich eine Mitgliederbefragung.
Machen Sie mit! Aber nur bei der Befragung
Ach, die Mitgliederbefragung! Warum wurde die nicht schon früher gemacht? Das fragten ein paar Besucher. Keine Antwort. Ist auch egal, denn man wolle jetzt Mitmachpartei sein. Das betonen Herr Löbel, Herr Specht und Herr Südmersen unisono:
Machen Sie mit. Machen Sie mit! Machen Sie mit!
Aber bitte machen Sie nur Ihr Kreuz! Das wurde nicht gesagt. Aber so wirkt es, wenn Äußerungen wie die von Herrn Müller als Mandatsträger mit “ungehörig” und “lassen Sie diese Unterstellung” abgewatscht werden. Kreuz machen und Klappe halten! So wirkt die Abmeierei des Mitglieds Müller.
Die Leute ernst nehmen?
In einer Mitmachpartei kommt nunmal gelegentlich rauher Wind und Kritik aus der Parteibasis. Damit muss man umgehen lernen. Darauf muss man vorbereitet sein und argumentieren. Vor allem muss man respektvoll miteinander umgehen. Die Leute ernst nehmen, wie Herr Müller es forderte.
Dazu gehört auch, dass man nicht vor allen Leuten unmotiviert abhängt, wie sich die Haltung von Claudius Kranz tatsächlich zeitweise beschreiben ließ. Auch die Haltung – die Körpersprache – zeugt von Respekt gegenüber den Mitgliedern oder eben nicht. Herrn Kranzs Haltung aber drückt aus: “Wann ist dieser ermüdende Vorgang endlich vorbei?”
Zumindest zeitlich am 14. Dezember. Danach werden die Kreuze ausgewertet.