Mannheim, 07. November 2018. (red/pm) Die Stadtbibliothek der Zukunft – zu diesem Thema lädt die Stadtbibliothek Mannheim seit vielen Jahren Interessierte und Nutzer zum Austausch: Gestern war Lukas Heymann vom Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen zu Gast. Der Experte für das Leseverhalten in Deutschland thematisiere in seinem Vortrag aktuelle Entwicklungen im Bereich des digitalen Lesens. Er stellte aber auch die Frage, wie gut Menschen in Deutschland überhaupt noch lesen können und wie man vor allem bei Kindern aus Sicht der Leseförderung ansetzen kann und stellte die Erkenntnisse der Vorlesestudie 2018 vor.
Information der Stadt Mannheim:
„Lesen ist nicht nur Mittel zum Zweck und die Grundlage von erfolgreichen Bildungsbiographien, sondern auch ein Einstieg in eine ganz andere Welt, nämlich die der Geschichten und des Erzählens. Sich gegenseitig Geschichten zu erzählen, ist eine bildungsgeschichtliche Konstante und mit dem sich gegenseitig Vorlesen wird gerade Kindern vermittelt, dass das Lesen einen wichtigen Stellenwert hat. Darüber hinaus macht es einfach Spaß, gemeinsam Geschichten zu erleben und sich in Traumwelten zu denken“, sagte Bildungsbürgermeistern Dr. Ulrike Freundlieb in ihrer Begrüßung.
Es gebe in Mannheim keine Einrichtung, die stärker das Lesen stehe, als die Stadtbibliothek. Gerade für Kinder biete sie spielerische Wege und inhaltlich ansprechende Lesetexte, um das Lesen schmackhaft zu machen. Aber auch die Begleitung durch die Schulen und die Elternhäuser sei ein weiterer notwendiger Faktor für einen gelungenen Lesestart. Lesevorbildern und ganz besonders dem Vorlesen komme hier ein besonderer Stellenwert zu. Die Vorlesestudie zitierend, die Lesekompetenz, als „uneinholbares Startkapital“ bezeichnet, betonte die Bürgermeisterin: „Lesekompetenz ist Kapital – nicht nur für uns als Gesellschaft, sondern auch für jedes Kind persönlich.“
Vorlesen in der Grundschulzeit
Lukas Heymann stellte die Vorlesestudie 2018 vor, die das Institut in der vergangenen Woche veröffentlicht hatte. Diese Studie wird bereits seit 2007 jährlich durchgeführt und berichtet somit kontinuierlich über die Rahmenbedingungen des Leselernprozesses, vor allem über die Auswirkungen des Vorlesens auf die Jungleser. Sie fokussiert auf Kinder im Grundschulalter und geht der Frage nach, was Vorlesen für Kinder in ihrer Grundschulzeit bringt. Dabei kommt sie insbesondere zu folgenden Ergebnissen:
- Vorlesen verschafft Kindern einen deutlichen Startvorteil beim Lesenlernen, besonders wenn es täglich geschieht. „Vorlesen beeinflusst nicht nur die Lesekompetenz von Kindern positiv, sondern auch alle anderen Kompetenzen und Fertigkeiten“, erläuterte der Experte. Die Kinder nehmen somit insgesamt gute Voraussetzungen für die Schule mit.
- Engagement der Schulen ist wichtig, Grundschulen leisten hier eine Menge, dies ersetzt aber nicht den Startvorteil, den das Vorlesen hat und
- Vorlesen ermöglicht es, alle Themen und Interessen von Kindern aufzugreifen, heißt es weiter in der Studie.
„Der Bedarf an Leseförderung ist nach wie vor groß und sollte früh ansetzen und präventiv sein“, betonte Heymann abschließend. „Die Angebote von Bibliotheken oder Buchgeschenke tragen wesentlich dazu bei, dass in Familien mehr vorgelesen wird.“
Die Studie ist im Internet einsehbar unter: https://www.stiftunglesen.de/download.php?type=documentpdf&id=2397.“