Mannheim, 07. November 2019. (red/pm) Am 31. Oktober 2019 hat das Regierungspräsidium Karlsruhe zwischen Mannheim-Seckenheim und Mannheim-Hochstätt eine Habitatvernetzungsmaßnahme fertiggestellt. Aufgrund der enormen Siedlungs- und der Infrastrukturentwicklung in den letzten 100 Jahren werden ökologische Ausgleichsmaßnahmen dieser Art immer wichtiger. Daher investierte das Land Baden-Württemberg hier 360.000 Euro.
Information des Regierungspräsidiums Mannheim:
“Gerade zwischen Mannheim und Heidelberg im Ballungsraum Rhein-Neckar sind die Städte und Gemeinden und deren Bevölkerung seit Beginn der Industrialisierung enorm gewachsen. Dies hatte eine Ausdehnung der Siedlungsflächen und den Ausbau der Infrastruktur zur Folge.
Dadurch wurde der Lebensraum für Kleintiere wie Füchse, Kaninchen, Kröten, Eidechsen, sowie vom Aussterben bedrohte Tiere wie den Feldhamster, immer kleiner. Gleichzeitig zerschneiden Straßen und Bahngleise größere zusammenhängende Landschaften. Um der Isolierung der Kleintier-Lebensräume entgegen zu wirken, entwickeln das Land und die Kommunen Vernetzungskonzepte. Zur Vernetzung eignen sich je nach Standort Kleintierdurchlässe, Straßenüberführungen (Grünbrücken) oder ein dauerhaftes Populationsmanagement (manueller Fang und Austausch).
Das Konzept
Das Vernetzungskonzept für die L542 zwischen Mannheim-Seckenheim und Mannheim-Hochstätt wurde in enger Zusammenarbeit von Naturschutz- und Straßenbauverwaltung und unter Berücksichtigung der ökologischen, technischen sowie wirtschaftlichen Belange erarbeitet. Die Vernetzungsmaßnahme besteht aus drei Kleintierdurchlässen zwischen 18 und 30 Metern Länge, die als Betonrohre (DN 1000) unter der Straße hindurchführen.
Die L542 verläuft in diesem Bereich auf einem Straßendamm sowie einer Brücke über die A656. Ein Rohr befindet sich nördlich, zwei weitere südlich der A656; verbunden werden so das „Niederfeld“ und das „Mittelfeld“ nördlich sowie das „Kloppenheimer Feld“ und das „Mittelfeld“ südlich der Autobahn. Jedes Rohr enthält noch eine kleinere, gelochte Fluchtröhre als Prädatorenschutz speziell für kleinere Tiere wie Feldhamster oder Reptilien, um deren Passage vor Raubtieren und Fressfeinden zu schützen. Ferner wurden für die Kleintiere Leiteinrichtungen mit einer Gesamtlänge von 1.100 Metern auf beiden Seiten parallel zur Straße errichtet. Diese führen die Tiere gezielt zu den Durchlässen und verhindern, dass sie die Straße queren.
Das Vorhaben wurde im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe in einer Bauzeit von neun Wochen umgesetzt. Durch die Vernetzungsmaßnahme wurden Flächen von insgesamt rund fünf Quadratkilometern wieder zusammen geführt.
Von ihrer Bauart her hat die Habitatvernetzungsmaßnahme an der L542 zwischen Mannheim-Seckenheim und Mannheim-Hochstätt Pilotcharakter und wird daher wissenschaftlich begleitet. Ähnliche Maßnahmen sind geplant, um auch die Barrierewirkung der Autobahnen A 6 und A 656 für Kleintiere zu mindern. Bei der momentan im Bau befindlichen neuen L597 Mannheim-Seckenheim – Ladenburg (neue Neckarbrücke) sind Habitatvernetzungen für Kleintiere von vornherein vorgesehen.
Anhang:
Bild 1: Luftbildkarte von 1929
Bild 2: Luftbildkarte von 2011
Bildautor: Stadtplan und Geodaten: Stadt Mannheim, Luftbilder: Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung
Die Abbildungen verdeutlichen die Veränderung der Siedlungsräume und der Infrastruktur zwischen Mannheim und Heidelberg von 1929 bis 2011. Sie zeigen jeweils den Bereich, in dem die Habitatvernetzungsmaßnahme umgesetzt wurde. Der rote Kreis markiert den Baubereich.