
CDU-Stadträtin Rebekka Schmitt-Illert spricht sich für eine breite Teilnahme für die Kundgebung „Mannheim sagt Ja“ aus.
Mannheim/Rhein-Neckar, 07. Januar 2015. (red/pro) Für die Kundgebung am 17. Januar haben sich über Facebook bereits über 5.500 Menschen für „Mannheim sagt Ja“ angemeldet. Die Planung und die Unterstützerliste haben trotz des sehr guten Zuspruchs für Diskussionen gesorgt. Die CDU-Stadträtin Rebekka Schmitt-Illert bezieht zur Kritik Stellung und erläutert, auf welches Ziel sie setzt.
Interview: Hardy Prothmann
Frau Schmitt-Illert, wie geht es denn so?
Rebekka Schmitt-Illert: Gut. War das die Antwort auf die Frage?
Nicht ganz. Sie sind eine der Mitinitiatorinnen der Kundgebung „Mannheim sagt Ja zu Flüchtlingen“. Gefällt Ihnen der Unterstützerkreis, da sind ja auch anarchistische und interventionistische Linke dabei?
Die Kritik kann ich nachvollziehen
Schmitt-Illert: Über die allermeisten Unterstützer freue ich mich sehr – auf einige hätte ich lieber verzichtet. Ich hoffe trotzdem, das hält niemanden davon ab, mitzumachen. Unterstützerlisten halte ich nach dieser Erfahrung für das Ziel breiter Bündnisse für problematisch.
Na ja, aber Sie haben sie akzeptiert, oder nicht?
Schmitt-Illert: Ich habe im Urlaub auf dem Handy eine email dazu bekommen und leider umständehalber nicht genau hingeschaut.
Wir haben die Teilnahme von Rolf Stahlhofen kritisiert, weil er aktiv Xavier Naidoo für seinen Auftritt vor Reichsbürgern und Rechtsextremen verteidigt hat und dass mindestens eine möglicherweise gewaltunterstützende Gruppe wie die „Interventionistische Linke“ als Unterstützer teilnimmt. Können Sie die Kritik nachvollziehen?
Schmitt-Illert: Die Kritik kann ich sehr gut nachvollziehen, aber die Dinge sind jetzt wie sie sind. Ich muss damit leben, dass Personen und Organisationen beteiligt sind, mit denen ich sonst nichts gemeinsam habe – außer in einer Sache: Flüchtlinge zu unterstützen und selbstverständlich hier in unserer Stadt willkommen zu heißen.
Die Stadtgesellschaft muss und wird Einsatz zeigen
Hm, Mannheim wird LEA – also bleiben die Flüchtlinge hier nur für wenige Wochen. Das ist ein seltsamer Begriff von „Willkommen heißen“.
Schmitt-Illert: Lesen Sie Ihre eigenen Artikel nicht? Sie selbst haben die Gründe doch sehr klar beschrieben. Mannheim hat erhebliche Aufgaben durch den Zuzug von Menschen aus Südosteuropa zu erledigen. Die LEA entbindet uns von der Verpflichtung einer Anschlussunterbringung für Flüchtlinge, aber das heißt nicht, dass die Stadt das nicht trotzdem tun wird, abhängig von der Lage.
Zögerliche CDU?
Fühlen Sie sich eigentlich alleine – bislang sind ihre Fraktionskollegen oder der CDU-Kreisverband nicht unter den Unterstützern?
Schmitt-Illert: Ich komme auch alleine ganz gut zurecht – aber Sie haben die CDA übersehen, die schon im Unterstützerkreis ist. Ansonsten lassen wir uns mal überraschen. Es war ja schlicht und ergreifend Ferienzeit.
Heißt was?
Schmitt-Illert: Wenn ich das jetzt auflöse, ist es ja keine Überraschung mehr.
Ein Body-Count-Wettbewerb ist überflüssig
Die Stadt Münster hat etwa so viele Einwohner wie Mannheim, dort sind 10.000 Menschen gegen Pegida auf die Straße gegangen. Ein toller Erfolg. Muss und kann Mannheim da mitziehen?
Schmitt-Illert: Ein Body-Count-Wettbewerb ist überflüssig. Ich freue mich über den Erfolg in Münster und dort wie bei uns über jeden, der sich auf der Straße für Vielfalt und Toleranz einsetzt.
Haben Sie eine Idee, warum Münster auch im bundesweiten Vergleich absolut am meisten Menschen mobiliseren konnte?
Schmitt-Illert: Wegen des breiten Bündnisses – das ist sicher einer der entscheidenden Gründe. Und nach meiner Überzeugung können wir auch in Mannheim die Herausforderungen nur als gesamte Stadtgesellschaft meistern – hierbei ist nicht nur die Politik gefragt, sondern auch Wirtschaft, Kultur und Sport. Deren Vertreter engagieren sich ja auch schon sehr lange.
Eine entscheidende Person für den Erfolg in Münster ist sicher auch Ruprecht Polenz, oder?
Schmitt-Illert: Definitiv – Herr Polenz hat sicher eine große Zugkraft und zeigt seit Jahren in Sachen Dialog der Kulturen ein herausragendes Engagement. Ich bin auch in Kontakt mit ihm, weil ich die dortigen Erfahrungen gerne auch hier einbringen möchte. Sehr gut fand ich, dass Oberbürgermeister Dr. Kurz den Neujahrsempfang genutzt hat, um vor vollem Haus für die Veranstaltung zu werben.
Der ist aber SPD.
Schmitt-Illert: Herr Dr. Kurz ist der amtierende Oberbürgermeister und spricht alle Mannheimer an. Es ist für mich selbstverständlich, dass auch er das breite Bündnis stützt.
Es gibt andere, bei den man den Eindruck hat, sie beförderten das „linke Mannheim“?
Schmitt-Illert: Das mag Ihr Eindruck sein, ich weiß, worauf Sie anspielen. Ich persönlich setze mich für eine breite Teilnahme aller Demokraten ein. Das war auch der ursprüngliche Konsens der Initiatoren, also der Stadtrats-Kollegen Marianne Bade (SPD), Petar Drakul (SPD), Gerhard Fontagnier (Grüne) und der Mannheimer Grünen-Vorsitzenden Dr. Angela Wendt, die mich am 28. Dezember angesprochen hatten.
„Mannheim sagt Ja“ steht für eine Haltung, nicht gegen eine
Aktuell haben auf Facebook 5.500 Menschen zugesagt. Glauben Sie, dass so viele kommen?
Schmitt-Illert: Glauben tue ich christlich. Ich finde die Zahl natürlich toll und freue mich über das Zeichen der Zustimmung. Ob dann weniger oder mehr kommen hängt auch vom Wetter ab, in Facebook hat es selten Minusgrade. Und in Stuttgart kamen letztlich deutlich mehr, als sich in Facebook angemeldet haben. Wie gesagt – ich freue mich über alle, die für das traditionell weltoffene Mannheim einstehen.
Eine Demo ist eine Demo ist eine Demo. Reicht das als Zeichen allein? Aktuell scheint sich auch eine „Manngida“ zu entwickeln?
Schmitt-Illert: Ich bezweifle, dass das was wird. Und in anderen Städten hat man gesehen, dass Gegendemos den „Pegida-Ablegern“ schnell ein Ende bereitet haben. Unabhängig davon, ist unser Ansatz kein „Gegen-Pegida“, sondern für eine unmissverständliche Willkommenskultur. Darüber hinaus wird es, wie schon gesagt, ein Engagement von Vielen brauchen – aber das wird Mannheim leisten. Da bin ich mir sehr sicher.
Dann hoffen wir mal das Beste. Übrigens, Sie sind das erste Mitglied der CDU-Fraktion, mit dem wir in der aktuellen Wahlperiode ein Interview geführt haben. Was denken Sie dazu?
Schmitt-Illert: Man sollte öfter mal die Frauen vorlassen, die sind forscher als Mann denkt.
Zur Person:
Rebekka Schmitt-Illert (37) ist seit 2009 CDU-Stadträtin in Mannheim. Die Diplom-Kauffrau arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Büros des Landtagsabgeordneten Georg Wacker sowie des Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Egon Jüttner. Im Gemeinderat ist sie Sprecherin für Bildung und Umwelt der CDU-Fraktion. Sie war von März-April 2011 als Nachrückerin für Klaus-Dieter Reichardt Mitglied im Landtag von Baden-Württemberg. Die Pfarrerstochter wurde in Konstanz geboren, ist im Odenwald und in Washington D.C. aufgewachsen. Sie lebt seit 1995 in Mannheim. Sie spricht fließend englisch und französisch, ihr Mann hat die französische Staatsbürgerschaft. Die gemeinsame Tochter wächst zweisprachig auf.