Rhein-Neckar, 07. Januar 2016. (red/pro) Vor ein paar Tagen haben wir „Best of Pöbelei“ veröffentlicht, eine Sammlung von Hass-Kommentaren von links und rechts gegen unsere Redaktion. Seit geraumer Zeit gibt es immer wieder die Behauptung, unsere Berichte würden „Rechten in die Hände spielen“. Hierzu nimmt der Chefredakteur Stellung.
Von Hardy Prothmann
Artikel 5 Grundgesetz regelt, dass sich alle Menschen in Deutschland ungehindert über öffentlich zugängliche Quellen informieren und sich eine Meinung bilden können. Sie können auch ohne staatliche Zensur ihre Meinung verbreiten. Diese darf allerdings keine anderen Rechtsgüter wie zum Beispiel das Persönlichkeitsrecht verletzen.
Der Pressekodex des Deutschen Presserats ist ein Regelwerk, dem sich die Mitglieder (wir auch) freiwillig unterwerfen. Er hat kein juristischen Konsequenzen, sondern hat die Selbstkontrolle zur Aufgabe.
Eine Meinung sollte man sich aus vielen Quellen bilden, weil keine Quelle in der Lage ist, alle Aspekte eines Themas zu beleuchten. Ein einzelner Artikel schon gar nicht.
Wir bekommen in regelmäßigen Abständen zum Vorwurf gemacht, wir würden „Rechten in die Hände spielen“, dann wieder eine „linksgrünversiffte Presse“ sein, dann wieder, „keine Ahnung zu haben“ und so weiter.
Öffentlich vs. Privat
Unsere Berichterstattung konzentriert sich zunächst auf Fakten. In den allermeisten Fällen haben wir deutlich mehr Informationen als wir berichten. Erstens, weil die meisten Leser an der Fülle der Informationen scheitern würden und zweitens, weil viele Informationen die Öffentlichkeit schlicht und ergreifend nichts angehen.
Beispiel: Ein Bürgermeister trinkt nach Dienstende gerne mal einen über den Durst. Solange er das privat macht und seine Amtsgeschäfte davon nicht negativ beeinflusst werden, geht die Öffentlichkeit das nichts an. Trifft er aufgrund von Alkoholmissbrauch Fehlentscheidungen oder wird in der Öffentlichkeit betrunken auffällig, ändert sich die Situation. Dann ist dies von öffentlichem Interesse.
Insbesondere bei der Polizeiberichterstattung beachten wir strikt, niemand zu diskriminieren. Sind aber religiöse oder ethnische Zugehörigkeiten wesentlich, dann gehören sie in eine ordentliche und zuverlässige Berichterstattung.
Beispiel: Der Mord an der ausländischen Studentin im Jahre 2013. Dieser Fall hat nicht nur die Mannheimer Öffentlichkeit bewegt, sondern die ganze Region. Der Täter kam aus Südosteuropa. Für uns war das kein Aspekt, der wesentlich war und besonders behandelt werden musste. Auch damals haben die Behörden sowohl das Herkunftsland des Opfers als auch des Täters öffentlich gemacht. Wir haben das ebenfalls berichtet, aber ohne „Gewichtung“ – es spielte schlicht keine Rolle.
Pro vs. Contra
Journalismus ist ein sehr komplexer Beruf. Man muss viele Fähigkeiten erwerben, um ihn gut und zuverlässig ausüben zu können. Und es gibt so gut wie keine „Standard-Berichterstattung“. Bei fast jedem Thema muss man „auswählen“ und „konzentrieren“, „abwägen“ und „gewichten“.
Wer unsere Berichterstattung nicht nur vom Tage oder einem kleinem Zeitraum verfolgt, weiß, dass wir ausgewogen berichten. Insbesondere, was das Top-Thema Flüchtlinge angeht.
Wir haben in mehreren aufwändigen Recherchen beispielsweise nachgewiesen, dass viele Gerüchte über Diebstähle, Tiertötungen oder Belästigungen der Bevölkerung überwiegend falsch waren.
Wir berichten ebenfalls umfänglich über die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe. Mehrere unserer Berichte haben Behörden unter Druck gesetzt, die Versorgung und Unterbringung von Flüchtlingen zu verbessern. Ebenso haben wir auf verkehrliche Gefahrensituationen hingewiesen, die dann verbessert wurden und einer Sicherheitsfirma wurde gekündigt, weil diese rechtsradikales Personal beschäftigte.
Kritische Haltung gegenüber allen
Seit einigen Wochen berichten wir allerdings zunehmend kritisch über das Verhalten von Flüchtlingen – auch hier einordnend und mit vielen Perspektiven. Die zahlreichen Ausschreitungen in den Unterkünften sind von hohem öffentlichen Interesse. Und selbstverständlich ist uns bewusst, dass das „Ansehen“ der Flüchtlinge darüber Schaden nehmen kann.
Deswegen differenzieren wir immer und pauschalisieren nicht. Der Großteil der nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge ist weder kriminell, noch sonst wie auffällig. Im Herbst haben wir dies auch häufig entsprechend dargestellt und immer wieder mit der Polizei abgeglichen, wie es um deren Kriminalitätsrate bestellt ist. Die Meldung war über lange Zeit: Keine Auffälligkeiten. Mehr „Leistungserschleichungen“, sprich Schwarzfahren, aber keine besondere Kriminalität.
Diese Lage hat sich nach unseren Informationen deutlich verändert. Insbesondere in Mannheim und Heidelberg gibt es einen etablierten Drogenhandel. Und hier ist auffällig, dass dieser insbesondere von Gambianern und jungen Männern aus den Maghreb-Staaten beherrscht wird. Deshalb nennen wir auch die Nationalität, weil es sich nicht um Einzelstraftäter handelt, sondern um organisierte ausländische Banden.
Neue Phase
Aus unserer Sicht erleben wir aktuell eine weitere neue Phase. Insbesondere jünge Männer aus nordafrikanischen und anderen arabischen Ländern sowie dem Kaukasus fallen vermehrt durch Straftaten auf. Auch hier weist viel auf organisierte Kriminalität hin.
Wenn wir hier Nationalitäten nennen, dann, weil die Dimension über einzelne Straftäter hinausgeht und wir einen ursächlichen Zusammenhang sehen. Dieser kann aus vielen „Gründen“ bestehen, auf die wir auch näher eingehen.
Auch hier ist uns bewusst, dass die Gefahr besteht, dass „alle Angehörigen einer Nation“ in Misskredit geraten können. Wir werden das aber niemals so berichten – außer, es würde alle betreffen, wovon wir nicht ausgehen.
Auch hier kommt es auf eine Auswahl und Gewichtung an. Viele Informationen dienen nicht nur der Meinungsbildung, sondern sind auch handlungsentscheidend.
Journalismus ist ein Angebot
Berichten Medien beispielsweise darüber, dass Zeit für den Reifenwechsel ist, wechseln vernünftige Menschen Reifen. Es wird auch Menschen geben, die könnten uns vorwerfen, dass wir nicht darüber berichten, dass es die Möglichkeit des öffentlichen Personennahverkehrs gibt. Halten Sie das Beispiel für absurd? Warum? Selbstverständlich können wir redaktionell entscheiden, unter den Artikel zu schreiben: „Wenn Sie sich den Stress nicht geben wollen und was für die Umwelt tun wollen – verzichten Sie doch auf Ihr Auto und fahren Sie ÖPNV.“
Sie werden an keiner Stelle bei uns irgendeine Handlungsaufforderung finden, die sich gegen Menschen richtet. Wir fordern von den Menschen die Einhaltung unserer freiheitlichen, demokratischen Rechtsordnung ein. Wir weisen die Menschen darauf hin, respektvoll miteinander umzugehen und wir lehnen jegliche Anwendung von Gewalt ab – außer Notwehr oder staatlich legitimierter.
Klar gegen Gewalt
Wenn nun auffällig wird, dass insbesondere von jungen Männern aus gewissen Milieus Straftaten und Gewalthandlungen zu befürchten sind, dann verzichten wir nicht aus Gründen der „politischen Korrektheit“ auf Berichterstattung, sondern sehen es als unsere journalistische Pflicht an, unsere Leserschaft darüber zu informieren.
Beispielsweise unterrichten wir unsere Leser, dass die weitaus größere Zahl von Opfern muslimischen Terrors weltweit selbst Muslime sind – um zu differenzieren, dass islamistischer Terror sich keineswegs gegen Christen oder andere allein richtet. Es ist und bleibt menschenverachtender Terror.
Wir berichten über linke und rechte Gewalttäter. Wir prangern die gemeinsame Komponenten „Gewalt“ an und differenzieren die „politische Motivation“.
Viele Medien berichten aktuell, dass auch beim Oktoberfest deutsche Männer Frauen vergewaltigen. Der Schluss, Mann, Alkohol, Enthemmung, Vergewaltigung ist auf den ersten Blick durchaus mit den sexuellen Übergriffen in Köln, Stuttgart und Hamburg sowie in Frankfurt und anderen Städten vergleichbar.
Gewalt von Männern an Frauen findet in jeder Gesellschaft statt. Ebenso alle anderen Arten von Verbrechen.
Verpflichtung gegenüber der Öffentlichkeit
Wenn es aber weitere Merkmale gibt, die zur Unterrichtung der Bevölkerung wesentlich sind, dann ist es unsere Pflicht und redaktionelle Verantwortung, diese unserer Leserschaft auch mitzuteilen.
Wir erkennen aktuell einen durchaus belegbaren Zusammenhang zwischen dem Verhalten von Männern gewisser Gesellschaften gegenüber Frauen. Und in Weil am Rhein stimmt die Formel Männer+Alkohol=Enthemmung eben nicht. Alkohol spielte keine Rolle, als ein junger Mann und drei minderjährige Jugendliche über zwei minderjährige Mädchen hergefallen sind.
Im Einzelfall betrachtet, spielt die Herkunft auch hier keine Rolle – im Zusammenhang mit sehr vielen anderen Fällen möglicherweise schon und deswegen ist dies aus unserer redaktionellen Betrachtung heraus, absolut und wesentlich zu berichten.
Ob das jemandem „in die Hände“ spielt, ist dabei zunächst nebensächlich. Selbstverständlich werden sich Rechte diese Vorkommnisse zunutze machen wollen, um Hetze zu betreiben.
Selbstverständlich werden sich aber andere verantwortlich der Sache zuwenden und versuchen, diese Problematik zu lösen. Dies würde vermutlich nicht mit der Entschiedenheit geschehen, wenn keine Berichterstattung stattfinden würde.
So herum betrachtet, würde eine Nicht-Thematisierung dazu führen, dass Frauen für gewisse Männer weiter als Freiwild gelten. Und das kann niemand wollen.
Keine Pauschalisierung
Niemand kommt als guter oder schlechter Mensch auf die Welt – aber alle Menschen werden durch ihr Umfeld geprägt. Deswegen ist Deutschland ein sicheres Land, weil insbesondere nach der fürchterlichen Zeit mit dem unendlichen Leid, das Nazi-Deutschland über Millionen Menschen gebracht hat, durch die Unterstützung der Aliierten hier ein Rechtsstaat entstanden ist, der sich auf sehr viele Normen und Werte stützt. Die gilt es zu schützen. auch durch journalistische Information der Öffentlichkeit.
Es gibt nicht nur die öffentliche Kontrolle, sondern ebenfalls eine selbstbestimmte Kontrolle, der sich die meisten Menschen unterwerfen. Die, die das nicht tun, sind Störer dieser friedlichen Ordnung. Egal, aus welchem Land sie kommen.
Wenn gewaltbereite junge Autonome die Polizei angreifen, ist das für uns genauso berichtenswert, wie wenn rechte Hooligans sich zur Hogesa zusammenrotten und gewalttätig werden.
Wenn Mitglieder aus gewissen Herkunftsländern über Frauen herfallen, berichten wir das – zur Information der Öffentlichkeit und der verantwortlichen staatlichen Organe, die tätig werden müssen, um die Sicherheit wieder herzustellen.
Diese Sicherheit liegt aber nicht nur in der Hand der staatlichen Organe, sondern ist nur durch das Mitwirken der Bevölkerung zu erreichen.
Sehr bedauerlich ist, dass auch ehrenamtliche Tätige in der Flüchtlingshilfe unter einem negativen Bild zu leiden haben – der miese Vorwurf wird sein, dass man „diese Leute“ da auch noch unterstützt. Das ist natürlich völlig abwegig.
Ohne die Unterstützung durch Ehrenamtliche, wäre viel mehr im Argen.
Analyse
Wir bieten in unserer Berichterstattung auch immer Analyse an. Selbstverständlich sehen wir die Strafverfolgungsbehörden in der Pflicht, konsequent gegen Straftäter vorzugehen. Aber selbstverständlich müssen die verantwortlichen Behörden auch dafür sorgen, dass es Angebote und Programme gibt, die den Menschen aus fremden Ländern schnell den Zugang in „unsere“ Gesellschaft ermöglicht – mit allen Regeln, die es dazu einzuhalten gibt und entsprechender Strafe, wenn diese Regeln gebrochen werden.
Und selbstverständlich sehen wir auch bei den Flüchtlingen selbst – jedem einzelnen, die Pflicht zum verantwortlichen Handeln. Wenn wir Hinweise erhalten, wie das nicht nur in Köln dokumentiert ist, dass straffällige Flüchtlinge erstaunlicherweise sehr genau unser System kennen und wissen, welche Straftaten welche Folgen (nicht) haben, dann ist das alarmierend. Weil hier ein fester Vorsatz erkennbar ist, unsere Regeln zu unterlaufen und auszunutzen. Zum Schaden des einzelnen Opfers und zum Schaden der Gesellschaft.
Wenn wir darüber berichten, dann nehmen wir eine gesellschaftliche Verantwortung wahr. Und das machen wir unbeirrt durch Angriffe von außen.
Wir stellen uns gerne der Kritik – aber mit Argumenten und nicht mit pauschalen Vorwürfen.
In diesem Sinne
Ihr