Edingen-Neckarhausen, 07. Mai 2015. (red/ms) Vor 40 Jahren wurde aus Edingen und Neckarhausen Edingen-Neckarhausen. Das wurde am Sonntag gefeiert. Mit Blasmusik und freundlichen Lobreden. Knapp 200 Besucher sind gekommen, darunter überwältigend viele Senioren.
Von Minh Schredle
Die Musikvereinigung 1923 Neckarhausen spielt fröhliche Marschmusik – mit einigen Schnitzern, schiefen Tönen und nicht immer sitzt der Takt perfekt. Dem Publikum gefällt es offenbar aber trotzdem gut und viele wippen zufrieden mit dem Kopf mit.
Knapp 200 Besucher sind in die Eduard-Schläfer-Halle in Neckarhausen gekommen. Auffällig ist das hohe Alter: Es sind keine Jugendlichen anwesend – der Altersdurchschnitt liegt gefühlt bei Anfang 70. Viele der Besucher werden es also live miterlebt haben, als die beiden Gemeinden Edingen und Neckarhausen am 03. Mai 1975 zusammengelegt worden sind.
Unter den Gästen sind fast alle Gemeinderäte Edingen-Neckarhausens und zahlreiche Bürgermeister aus Nachbargemeinden. Außerdem sind Landtagsabgeorndeten Gerhard Kleinböck (SPD), Hans-Ulrich Sckerl (Die Grünen) und Georg Wacker (CDU), die Bundestagsabgeordneten Dr. Karl Lamers (CDU) und Lothar Binding (SPD), sowie Landrat Stefan Dallinger (CDU) anwesend.
Bürgermeister Roland Marsch steht auf der Bühne und trägt seine Amtskette, die er nur „zu ganz besonderen Anlässen“ anlegt und hält eine Ansprache. Er erzählt, wie nicht alle begeistert gewesen wären, als Edingen und Neckarhausen im Zuge der Gemeindereform zusammengelegt werden sollten. Es habe Proteste und Widerstand gegeben. Inzwischen wären die Ortsteile aber zusammengewachsen – ohne dabei ihr individuelles Profil verloren zu haben:
Aus einer Zwangsehe wurde Liebe.
Heute, so der Bürgermeister, könne man mit Sicherheit sagen, dass die anfängliche Skepsis unberechtigt gewesen ist und man dürfe stolz sein, auf zahlreiche erfolgreiche Projekte, die man gemeinsam umgesetzt hat.
Schablonen-Rede vom Landrat
Nach Bürgermeister Marsch hielt Landrat Stefan Dallinger eine kurze Schablonen-Rede voller Phrasen: Edingen-Neckarhausen sei ein wichtiger Motor für die Wirtschaft in der Region. Edingen-Neckarhausen habe eine sehr gute Finanzpolitik. Die Kooperation zwischen dem Rhein-Neckar-Kreis und Edingen-Neckarhausen funktioniere toll und überhaupt sei Edingen-Neckarhausen ganz wunderbar. Eine „Wohlfühlgemeinde“.
Die Rede des Landrats klang so, als habe er irgendwann ein mal eine Rede verfasst, in der er nun bei feierlichen Anlässen den entsprechenden Gemeindenamen einträgt – und ungefähr so viel Bezug hatte sie inhaltlich: Zwischen dem Rhein-Neckar-Kreis und der Gemeinde kommt es immer wieder zu Konflikten. Außerdem ist die Lage der Gemeindefinanzen in Edingen-Neckarhausen alles andere als rosig. Doch den Zuschauern gefielen die schmeichelnden Worte und sie ernteten großen Applaus.
Feindschaft überwunden
Auch Yannig Robin, Bürgermeister der französischen Partnerstadt Plouguerneau, hielt eine Rede. Herr Robin sprach auf Deutsch, wenn auch mit Problemen. Er wolle die gute Zusammenarbeit noch lange fortsetzen, sagte er. Schließlich überreichte er Bürgermeister Marsch handgefertigte Skulpturen aus Plouguerneau als Geschenk zum Jubikäum.
Anschließend kamen verschiedene Zeitzeugen zusammen auf die Bühne, die aus ihrer Perspektive erläuterten, wie sie 1975 die Fusion erlebten. Neben Bürgermeister Roland Marsch nahmen der Altbürgermeister Werner Herold und die ehemaligen Gemeinderäte Walter Köhler und Georg Kohler an der Runde teil.
Anmerkung des Autors:
Ich habe fünfzehn Jahre lang in Edingen-Neckarhausen gelebt – das sind drei Viertel meines Lebens. Und ich konnte der Feier überhaupt nichts abgewinnen. Aber damit kann ich nur für mich sprechen. Denn den Besuchern hat es überwiegend sehr gut gefallen. Es wurde viel gelacht, die Stimmung war gelöst und locker. Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Von den Feindschaften, die es einmal zwischen den Ortsteilen gegeben haben soll, ist inzwischen nichts mehr zu spüren.