Mannheim/Rhein-Neckar, 07. April 2014. (red) Wenn sich 15.000 überwiegend junge Menschen verabreden eine große Techno-Party zu feiern, ist das jedes Mal ein Großeinsatz für die Polizei. Es geht vor allem um Kontrollen, um berauschte Personen „aus dem Verkehr“ zu ziehen – auf die Straßen bezogen. Die Polizei resümiert Einsatz positiv – wenn auch nur verhalten.
Von Hardy Prothmann
Wenn die Time Warp in der Maimarkthalle wummert, herrscht auf dem Polizeiposten am Flughafen Hochbetrieb. Dutzende von Einsatzwagen fahren vor, liefern Personen ab, fahren wieder weiter. Oben staut es sich in den engen Räumlichkeiten.
Die Kundschaft der Polizei spricht deutsch, französisch, italienisch, türkisch, schwyzerdeutsch und noch ein paar andere Sprachen. Viele haben erweiterte Pupillen, manche schwitzen, aber fast alle sind kleinlaut. Sie werden hier bearbeitet: Adresse, Alkoholtest, Drogentest, Blutabnahme.
Sie werden zum nahe gelegenen Bankautomaten begleitet, um Geld für ein Sicherheitsleistung abzuheben. Fahren unter Drogeneinfluss kostet pauschal 500 Euro. Wer seinen Wohnsitz nicht in Deutschland hat, muss in Vorkasse treten.
Andere bekommen die Fahrzeugschlüssel abgenommen und einen Abholschein für den nächsten Tag, wenn sie wieder nüchtern sind.
Der Revierleiter Oststadt, Frank Hartmannsgruber, zieht als Gesamteinsatzleiter Bilanz:
Ich würde sagen, verhalten positiv. Im Gegensatz zu den vergangenen zwei Jahren gab es am Sonntag keinen signifikanten Anstieg von Drogenfahrten. Umgekehrt waren dieses Jahr schon viele bei der Anfahrt zugedröhnt.
Unterm Strich liest sich die Bilanz so: Rund 500 Fahrzeuge wurden kontrolliert und 921 Personen – die 300 Beamten waren also fleißig.
In der Pressemitteilung steht: 21 Mal mussten Verkehrsteilnehmer eine Blutprobe über sich ergehen lassen, davon in 20 Fällen wegen des Verdachts auf Drogen. Rund 230 g Cannabis-Produkte, 29 Joints, rund 30g Kokain, insgesamt 791 XTC-Tabletten, über 200g Amphetamin und rund 50g anderer Substanzen nach dem Betäubungsmittelgesetz wurden beschlagnahmt, darüber hinaus rund 5.000 Euro Dealergeld.
Zwei Räuber hatte die Polizei noch am Sonntag dingfest gemacht. Gäste bekamen Pfefferspray ins Gesicht gesprüht, dann wurden Handys geklaut und Ketten vom Hals gerissen – es gab mehrere Geschädigte. „Vermutlich wurde hier bandenmäßig vorgegangen“, sagt Herr Hartmannsgruber. Bei einem der Täter fand man eine Kette im Schuh versteckt.
Auch auf der Autobahn begleitete die Polizei Autos und Reisebusse auf Parkplätze, um dort zu kontrollieren. Man stand ebenfalls in Verbindung mit den Kollegen in Rheinland-Pfalz und Hessen.
„Gewalt spielt bei der Time Warp eher keine Rolle“, sagt Herr Hartmannsgruber. „Wir haben zwei Personen mit über 60 Mobiltelefonen aufgegriffen – das war dann selbst für Italiener doch ein wenig auffällig viel Kommunikationstechnik.“ Insgesamt wurden bis gestern 25 Straftaten festgestellt oder angezeigt – überwiegend Diebstahlsdelikte
Der Einsatz soll vor allem Drogenfahrten vermeiden oder beenden: „Tendenziell scheinen die Leute zu wissen, dass wir stark kontrollieren und sich darauf einzustellen – insofern sehe ich unseren Einsatz und das Verhalten positiv“, sagt Herr Hartmannsgruber. „Der Umfang der sichergestellten Drogen zeigt, wie wichtig und sinnvoll die Kontrollen trotzdem bleiben.“
Der überwiegend Einsatz lief über zwei Phasen am Samstagabend und dann in den Morgenstunden des Sonntags bis um 15 Uhr: „Wer denkt, dass man sich danach unkontrolliert unter Drogeneinfluss auf den Heimweg machen kann, sollte das nüchtern tun – alles andere kann teuer werden und kostet mit ziemlicher Sicherheit den Führerschein.“
Alkohol spielt nur eine untergeordnete Rolle: „Den brauchen die nicht. Erst wird gepusht, um durch die Nacht zu kommen und danach werden Cannabis-Substanzen konsumiert, um wieder runterzukommen.“
Im Einsatz waren auch Drogenspürhunde: „Die sind sehr zuverlässig“, sagt Herr Hartmannsgruber. Auf dem Gelände sind Zivilbeamte unterwegs – ebenso zahlreiche zivile Einsatzwagen. Nach 15 Uhr ist zwar der Haupteinsatz vorbei – dann muss aber „rückgebaut“ werden: „Normalerweise ist das hier ein beschaulicher Posten und kein Einsatzzentrum – das machen wir dann nur draus“, grinst Frank Hartmannsgruber, der aber auch ein wenig geschafft wirkt. Kein Wunder, er und seine Kollegen hatten ja auch alle Hände voll zu tun.