Mannheim, 06. Februar 2015. (red/pm) Die Wirtschaft aus dem Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar nimmt zu Jahresbeginn 2015 wieder an Fahrt auf. Insbesondere die aktuelle Situation sei erfreulich, sagt der IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke. Für die weitere Entwicklung verblieben aber Unsicherheiten.
Information der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar:
“Nach einer schwächeren Einschätzung bei der Vorumfrage hat sich die Geschäftslage deutlich verbessert. Vor allem die Industriebetriebe berichten von einer spürbaren Verbesserung der wirtschaftlichen Situation.
„Ein Grund hierfür sind zum einen die deutlich gestiegenen Auslandsumsätze. Zudem profitieren viele Unternehmen von dem derzeit niedrigen Ölpreis sowie dem schwächeren Eurokurs“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Nitschke. Der niedrige Ölpreis kommt auch dem Handel zugute: Die Kaufkraft steigt, denn Verbraucher müssen weniger Geld für Tanken und Heizen ausgeben.
Im Vergleich zur Verbesserung der Geschäftslage fällt die positive Entwicklung bei den Geschäftserwartungen der Wirtschaft aus dem IHK-Bezirk gegenüber der Vorumfrage etwas weniger kräftig aus. In der Industrie dürfte neben den leicht rückläufigen Auftragseingängen aus dem Inland auch die schwächere wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum hierfür ursächlich sein.
Zuversicht im Dienstleistungsgewerbe und Handel
Im Dienstleistungsgewerbe und im Handel schauen die Unternehmen zuversichtlich auf die nächsten Monate. Das sind die zentralen Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage, an der sich über 480 Unternehmen aus der Region beteiligt haben.
Die Geschäftslage hat sich zu Jahresbeginn spürbar verbessert. Der Saldenwert steigt von +32 Punkten im Herbst letzten Jahres auf nunmehr +39 Punkte. Damit liegt er deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von +26 Punkten. Ursache für den Anstieg des Lageindikators sind vor allem die günstigeren Bewertungen der Industrieunternehmen.
Auch das Dienstleistungsgewerbe meldet eine weitere Verbesserung der Geschäftslage. „Angesichts des bereits sehr hohen Niveaus vom Herbst 2014 ist diese weitere Lageverbesserung besonders bemerkenswert“, sagt Nitschke zu den Zahlen.
Im Handel sind die Beurteilungen stabil.
Günstige Lage bei Bauwirtschaft und Wirtschaft
In der Bauwirtschaft hat sich die Lage leicht abgeschwächt, bleibt aber insgesamt günstig. Bezogen auf die Gesamtwirtschaft bezeichnen bei der aktuellen Konjunkturumfrage 45 Prozent der Befragten ihre wirtschaftliche Situation als gut. 49 Prozent der Unternehmen melden zufriedenstellende und nur 6 Prozent schlechte Geschäfte.
Die Geschäftserwartungen der Wirtschaft aus dem IHK-Bezirk fallen etwas günstiger aus als bei der Vorumfrage. Der Saldo steigt von +11 Punkten auf derzeit +15 Punkte. Damit entspricht er dem langfristigen Durchschnitt. Bei der aktuellen Umfrage rechnen 27 Prozent der Befragten mit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. 61 Prozent der Unternehmen gehen von einer gleichbleibenden und 12 Prozent von einer ungünstigeren Entwicklung aus.
IHK-Konjunkturklimaindex steigt
In der Industrie haben sich die Erwartungen, nach einer deutlichen Eintrübung im Herbst, zu Beginn des neuen Jahres etwas verbessert. Sie sind jedoch auch weiterhin von einer leichten Zurückhaltung gekennzeichnet. Im Großhandel fallen die Geschäftserwartungen wesentlich günstiger aus als bei der Vorumfrage, im Einzelhandel bleiben sie stabil. Im Dienstleistungsgewerbe sind die Geschäftserwartungen nach wie vor günstig.
Der IHK-Konjunkturklimaindex, der sich aus den Beurteilungen der Geschäftslage und den Erwartungen berechnet, steigt von 121 Punkten im Herbst letzten Jahres auf nunmehr 126 Punkte. Grund hierfür sind die besseren Lagebeurteilungen sowie die günstigeren Geschäftserwartungen der Unternehmen.
Furcht vor dem Mindestlohn
Bei der aktuellen Konjunkturumfrage wurden die Unternehmen auch nach den Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung gefragt. Die Inlandsnachfrage ist nach wie vor das meist genannte Risiko. Rund jeder Zweite sieht in der Binnennachfrage eine Gefahr. Auffallend ist, dass die Bedeutung dieses Risikofaktors im Vergleich zur Vorumfrage leicht abgenommen hat, während andere Risiken an Bedeutung gewonnen haben.
So ist beispielsweise der Anteil derjenigen, die in der Entwicklung der Arbeitskosten eine Gefahr sehen, deutlich gestiegen. Neben den in einigen Branchen anstehenden Tarifrunden dürfte auch auf der ab 1. Januar 2015 geltende flächendeckende Mindestlohn hierfür ursächlich sein.
„Neben den Kostensteigerungen durch den Mindestlohn sehen die Betriebe insbesondere auch die steigenden Dokumentations- und Meldepflichten mit Unbehagen“, sagt Nitschke. Zudem zeigen sich die Unternehmen zunehmend besorgt über die Wirtschaftspolitik. Einige Betriebe spüren bereits erste Konsequenzen der abschlagsfreien Rente mit 63 Jahren und klagen darüber, qualifiziertes Personal zu finden.
Energiepolitik: “Negativ für den Wettbewerb”
Die Zahl der Befragten, die in den Energie- und Rohstoffpreisen ein Hemmnis für ihre wirtschaftliche Entwicklung sehen, hat zu Jahresbeginn etwas abgenommen. Grund hierfür ist der derzeitige Rückgang des Ölpreises, von dem insbesondere Industrieunternehmen oder Spediteure profitieren.
Sorgen bereitet der Wirtschaft jedoch die derzeitige Energiepolitik. „Die Energiewende wirkt sich zunehmend negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen aus. Für wichtige Investitionsentscheidungen fehlt ihnen am Standort Deutschland oftmals die notwendige Planungssicherheit“, sagt Nitschke.
Die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft aus dem IHK-Bezirk hat sich zu Beginn des neuen Jahres leicht verbessert. Mit +12 Punkten liegt der Saldo der Investitionsabsichten über dem langfristigen Durchschnitt von +7 Punkten. Neben Nachholeffekten dürfte auch der steigende Wettbewerbsdruck zu einer stärkeren Investitionsneigung der Unternehmen beitragen, unterstützt durch das niedrige Zinsniveau. Hauptmotiv für Investitionen ist der Ersatzbedarf, zumeist auch verbunden mit Rationalisierungseffekten.
Auslandsinvestitionen nehmen zu
Im Rahmen einer ergänzenden Sonderumfrage wurden die IHK-Mitgliedsbetriebe zu ihren beabsichtigten Auslandsinvestitionen befragt. Nahezu ein Viertel der Befragten plant für dieses Jahr Investitionen im Ausland. Der am häufigsten genannte Grund für die Auslandsinvestitionen ist der Aufbau von Vertriebs- und Kundendienststrukturen.
Ein Teil der Befragten nennt zudem die Produktion vor Ort zwecks Kostenersparnis oder aus Gründen der Markterschließung. Die Unternehmen wurden auch nach den Zielregionen für Auslandsinvestitionen gefragt. Bei der aktuellen Umfrage werden die Länder der Eurozone als wichtigste Zielregion für Auslandsinvestitionen genannt.
„Die Bedeutung der asiatischen Märkte, allen voran China, als Zielregion für Auslandsinvestitionen hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen“, sagt Nitschke, „das Reich der Mitte verfügt über enorme Wachstumspotentiale. Diese locken viele unserer Industriebetriebe nach Fernost“.
“Beschäftigungspläne weiterhin verhalten”
Die Beschäftigungspläne der Wirtschaft sind weiterhin verhalten. Sie haben sich im Vergleich zur Umfrage vom Herbst letzten Jahres kaum verändert. Derzeit beabsichtigen 17 Prozent der Befragten, in den nächsten Monaten zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. 67 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer gleichbleibenden und 16 Prozent mit einer rückläufigen Beschäftigtenzahl.
Expansive und restriktive Planungen halten sich somit in etwa die Waage. Die Zahl der Beschäftigten dürfte demnach in den kommenden Monaten konstant bleiben.
“Regionaler Arbeitsmarkt in stabiler Verfassung”
Der regionale Arbeitsmarkt ist derzeit in einer insgesamt stabilen Verfassung. Im Bezirk der IHK Rhein-Neckar lag die Arbeitslosenquote im Januar 2015 bei 5,3 Prozent. Zuletzt waren bei den Agenturen für Arbeit rund 31.100 Arbeitslose gemeldet. Damit ist die Zahl der Personen ohne Arbeit gegenüber dem Vorjahresmonat leicht gestiegen.
Die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen lag im Januar 2015 im IHK-Bezirk bei etwa 5.700. Dies entspricht einem Rückgang um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
In der Industrie hat sich die wirtschaftliche Situation, nach einer Abschwächung bei der Vorumfrage, aktuell spürbar verbessert. Der Lageindikator steigt von +29 Punkten auf nunmehr +38 Punkte. Damit liegt er deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von +27 Punkten.
Erwartung: Steigende Exportumsätze
Am günstigsten beurteilt wird die Situation derzeit von den Unternehmen der Metallerzeugung. Im Maschinenbau hat sich die Lage verbessert, bei den Unternehmen der Elektrotechnik hingegen etwas abgeschwächt. Die Geschäftserwartungen haben sich in der Industrie zu Jahresbeginn etwas verbessert, sind aber weiterhin von einer gewissen Zurückhaltung gekennzeichnet.
Wichtige Impulse erwarten die Befragten vom Exportgeschäft. Derzeit rechnet per saldo rund jeder Fünfte mit steigenden Exportumsätzen in den nächsten Monaten. Bei den inländischen Auftragseingängen ist die Tendenz leicht rückläufig. Die Investitionsabsichten haben sich in der Industrie bei der aktuellen Umfrage spürbar verbessert.
In den nächsten Monaten kann mit deutlich steigenden Investitionstätigkeiten gerechnet werden. Die Beschäftigungspläne sind in der Industrie weiterhin verhalten.
“Gute Lage bei Groß- und Einzelhandel”
Im Handel ist die Lage zu Jahresbeginn 2015 gut. Der Saldo der Lagebeurteilungen liegt derzeit bei +22 Punkten und entspricht damit dem Wert der Vorumfrage. „An dieser Stelle ist jedoch eine differenzierte Betrachtung notwendig. Im Großhandel hat sich die wirtschaftliche Situation verbessert, im Einzelhandel hingegen etwas abgeschwächt. In der Summe führt dies dazu, dass die Lagebeurteilungen im Handel insgesamt unverändert sind, obwohl in den beiden Teilbereichen durchaus eine Veränderung festzustellen ist“, sagt Nitschke.
Die Geschäftserwartungen haben sich im Großhandel aktuell verbessert, im Einzelhandel bleiben sie stabil. Die Einzelhändler hoffen, dass die Kauflaune der Konsumenten aufgrund des niedrigen Ölpreises steigt. Dieser führt dazu, dass Verbraucher weniger Geld für Tanken und Heizen ausgeben müssen, dieses steht ihnen in der Folge für andere Ausgaben zur Verfügung.
Die Umsatzerwartungen der Händler sind derzeit günstiger als im Herbst 2014. Per saldo rechnet aktuell knapp jeder Fünfte mit steigenden Umsätzen in den nächsten Monaten. Die Investitionsbereitschaft hat sich etwas abgeschwächt, bleibt insgesamt aber gut. Die Beschäftigungspläne sind im Handel nach wie vor verhalten.
Dienstleistungsgewerbe “auf Hochtouren”
Im Dienstleistungsgewerbe laufen die Geschäfte auch zu Jahresbeginn auf Hochtouren. Der Saldo der Lagebeurteilungen verbessert sich von hohen +41 Punkten bei der Vorumfrage auf nunmehr +47 Punkte. Von besonders guten Geschäften berichten gegenwärtig die PR- und Unternehmensberatungen, die Unternehmen aus der IT-Branche sowie die Architektur- und Ingenieurbüros. Auch im Hotel- und Gaststättengewerbe ist die wirtschaftliche Situation erfreulich.
Die Erwartungen sind im Dienstleistungsgewerbe weiterhin gut. Mehrheitlich gehen die Befragten von einer gleichbleibenden Entwicklung in den nächsten Monaten aus. Grund für die Zuversicht ist die günstige Tendenz bei den Aufträgen. Entsprechend gut fallen auch die Umsatzerwartungen aus.
Per saldo rechnet mehr als jedes vierte Unternehmen mit steigenden Umsätzen. Die Investitionstätigkeiten dürften im Dienstleistungsgewerbe in den kommenden Monaten zunehmen. Erfreulich ist, dass die Bedeutung von Kapazitätserweiterungen als Investitionsmotiv bei der aktuellen Umfrage zugenommen hat.
Die Beschäftigungspläne sind zu Jahresbeginn expansiv ausgerichtet. Der Saldo von +10 Punkten deutet darauf hin, dass die Zahl der Beschäftigten in den nächsten Monaten weiter steigt.”