Rhein-Neckar/Stuttgart, 06. Januar 2016. (red/pro) Nach unseren Informationen hat das Innenministerium Baden-Württemberg die Polizeipräsidien angewiesen, Fälle sexueller Nötigung gezielt in den Dienststellen abzufragen und ins Ministerium zu melden. Möglicherweise wird der Innenminister sich bereits morgen an die Öffentlichkeit wenden. Opfer und Zeugen sollen sich dringend an die nächste Polizeidienststelle wenden.
Von Hardy Prothmann
In Stuttgart steigen die Fallzahlen. Weil die Pressestelle dort heute nicht besetzt ist, gibt es keine genauen Angaben. Nur so viel ist sicher: Auch in auswärtigen Dienststellen des Stuttgarter Präsidiums gibt es weitere Anzeigen zu sexuellen Belästigungen von Gästen, die von außerhalb in der Landeshauptstadt Silvester feiern wollten und überfallen worden sind. Bislang ist nur dieser Fall öffentlich gemeldet:
Durch eine Gruppe von ungefähr 15 Männern wurden in der Silvesternacht (31.12.2015) zwei 18-jährige Frauen auf dem Schlossplatz beraubt. Die jungen Frauen wurden gegen 23.30 Uhr durch die Männer im Bereich des Königsbaus umringt, am Weitgehen gehindert und unsittlich berührt. Einer der Geschädigten wurde aus der Gruppe heraus versucht, die Handtasche zu entreißen. Erst als Passanten und ein Türsteher zur Hilfe kamen, ließ die Gruppierung von den Frauen ab. Danach bemerkten die 18-Jährigen, dass ihnen im Getümmel ihre beiden Handys entwendet worden waren. Zu den Tätern ist bisher lediglich bekannt, dass es sich um Südländer arabischen Aussehens mit schwarzen Haaren im Alter von 30 und 40 Jahren handeln soll. Der Sachverhalt wurde erst am 02.01.2016 durch die Anzeige bei der Polizei bekannt. Die Personen, welche den Frauen zur Hilfe kamen, und andere Zeugen des Vorfalls werden gebeten, sich bei den Beamten der Kriminalpolizei unter der Rufnummer 8990-5778 zu melden.
Die Zahl der Anzeigen kann zudem in den kommenden Tagen steigen. Insbesondere Opfer sexueller Gewalt müssen häufig ihre Scham überwinden, um die möglicherweise traumatisierenden Übergriffe zu melden, die sie „nicht noch einmal erleben“ wollen. Auch der umgekehrte Fall ist möglich: Andere Frauen verkraften Übergriffe einfacher und denken möglicherweise, „bringt eh nichts, wenn ich das melde“. Oder man hat Sorge als „hysterisch“ zu gelten. In konservativen Kulturkreisen kann zudem die Angst herrschen, dass man „entwertet“ wird, wenn „etwas herauskommt“.
Opfer und Zeugen sollen sich dringend melden
Dabei ist die Polizei dringend auf Anzeigen, Hinweise und Zeugenaussagen sowie Foto- und Videomaterial angewiesen, um ihre Ermittlungsarbeit machen zu können. Opfer und Zeugen werden dringend gebeten, der Polizei diese Informationen zu geben. Dort ist man geschult im Umgang mit Opfern – die Hinweise werden sehr ernst genommen und selbstverständlich wird ernsthaft und umfassend ermittelt, bestätigten unsere mehrere unserer Polizeikontakte
Frankfurter Polizei richtet nach Anzeigen Arbeitsgruppe ein
Bei der Frankfurter Polizei meldeten sich beispielsweise am gestrigen Spätnachmittag drei junge Frauen im Alter von 20 und 21 Jahren, die angaben, Opfer sexueller Nötigungen durch mehrere bislang unbekannte Männer geworden zu sein.
Ihren Angaben zufolge wurden sie um etwa 00.20 Uhr im Bereich des Eisernen Stegs / Mainkai von zirka zehn Männern mehrfach massiv unsittlich berührt.
Drei weitere Frauen aus Südhessen erstatteten ebenfalls Anzeige wegen eines ähnlichen Vorfalls, der sich bereits gegen 23.00 Uhr auf dem Eisernen Steg ereignet hat. Sie wurden von drei Männern im Bereich des Gesäßes angefasst. Einer der Frauen wurde dabei ihr Handy gestohlen, berichtet die Frankfurter Polizei.
Auch bei einem Fernsehsender meldete sich eine Frau, die von sexueller Belästigung an gleicher Örtlichkeit berichtete.
Bei dem Polizeipräsidium Frankfurt wurde heute eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die Ermittlungen zentral führt. Polizeipräsident Gerhard Bereswill sagte laut Pressemitteilung:
Die Arbeitsgruppe arbeitet mit Hochdruck daran, die Sachverhalte aufzuklären.
Auch das Polizeipräsidium Mannheim arbeitet an einem Überblick, der ans Ministerium gesendet wird. Bislang haben sich nach unseren Informationen hier noch keine Opfer gemeldet – dies kann sich aber noch ändern.
Informieren wir Sie gut?
Dann machen Sie andere Menschen auf unser Angebot aufmerksam. Und wir freuen uns über Ihre finanzielle Unterstützung als Mitglied im Förderkreis – Sie spenden für informativen, hintergründigen Journalismus. Hier geht es zum Förderkreis.