Mannheim/Rhein-Neckar, 06. August 2014. (red/pm). Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Lokführer des Güterzugs, der am vergangenen Samstag im Mannheimer Hauptbahnhof mit einem EC kollidierte. Bei dem Unfall waren 35 Menschen verletzt worden, vier davon schwer, 17 mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Glück im Unglück war, dass die beiden Züge relativ langsam fuhren. Zwei Waggons des mit 250 Menschen besetzten Zuges fielen um. Darin befanden sich rund 110 Menschen. Der Zugführer soll mehrere Haltesignale ignoriert haben.
Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Mannheim und der Bundespolizei:
„Der EC 216 mit Fahrtrichtung Hauptbahnhof Graz zum Hauptbahnhof Saarbrücken sollte planmäßig um 20:48 Uhr im Mannheimer Hauptbahnhof ankommen. Die Einfahrt für den EC 216 wurde vom zuständigen Fahrdienstleiter der Deutschen Bahn AG im Bahnhof Mannheim für das Gleis 2 freigegeben.
Gleichzeitig wurde das Gleis 1 für die aus Richtung Heidelberg kommende S 2 freigegeben.
Der Güterzug 40635 erreichte zu diesem Zeitpunkt den Einfahrtsbereich des Hauptbahnhofes Mannheim. Planmäßig sollte dieser auf Gleis 3 einfahren. Da die Zufahrt zu Gleis 3 noch nicht freigeben war, erhielt der Triebfahrzeugführer per Signal die Information, dass ein Halt zu erwarten sei. Daraufhin reduzierte er die Geschwindigkeit des Güterzuges. Jedoch kam dieser nicht rechtzeitig zum Stehen, so dass durch die elektronische Fahrtüberwachung der Zug automatisch gebremst wurde. Die Bremsung wurde nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen nun durch den Lokführer wieder aufgehoben und der Güterzug setzte so seine Fahrt fort. Dabei fuhr er an zwei weiteren „Halt“ zeigenden Lichtsignalen vorbei.
Dies führte dazu, dass der Güterzug mit der Lok direkt in die rechte Flanke des auf dem linken Nachbargleis fahrenden EC 216 fuhr. Durch die Kollision wurden der zweite und dritte Reisezugwagen des EC 216 umgeworfen.
Die Lok des Güterzuges sowie die beiden folgenden Güterwagen entgleisten. Dabei fielen von dem ersten Containertragwagen zwei Metallcontainer herunter und stürzten in das benachbarte Gleis. Hieraus resultierend schalteten sämtliche Signale dieses Gleises auf „Halt“.
So musste die herannahende S-Bahn S2 anhalten und ein Kollidieren mit den Hindernissen in den betreffenden Gleisen wurde verhindert. Durch den Unfall wurden 35 Personen verletzt. 17 Menschen kamen ins Krankenhaus, konnten inzwischen aber weitestgehend wieder entlassen werden.
Der um 13:30 Uhr in Duisburg-Ruhrort-Hafen abgefahrene Güterzug führte 7 beladene Güterwaggons. Bei dem Lokführer handelte es sich um einen 60-jährigen Triebfahrzeugführer einer Personal-Agentur, der in Mannheim planmäßig abgelöst werden sollte. Der Zug wäre dann nach Ludwigshafen gefahren, um dort weitere Wagen aufzunehmen und anschließend zum Zielbahnhof in Ungarn zu fahren.
Gegen den Triebfahrzeugführer wird nun wegen Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung sowie Gefährdung des Bahnverkehrs ermittelt.
Warum der Triebfahrzeugführer die automatisch eingeleitete Bremsung aufgehoben hat und weitere „Halt“-Signale überfuhr, muss in den laufenden Ermittlungen geklärt werden.“