Mannheim, 06. April 2016. (red/nh) Photonen sollen künftig fast mit Lichtgeschwindigkeit durch die Erde des Luisen- und Herzogenriedparks flitzen. Eine “Datenautobahn”. Damit investiert die Direktion des Luisen- und Herzogenriedparks in die Zukunft: Die High-Tech-Baumaßnahmen haben begonnen und sollen bereits in zwei Wochen beendet sein. Nicht ganz in Lichtgeschwindigkeit, dennoch wird davon kaum jemand etwas mitbekommen.
Von Naemi Hencke
Photonen schnellen durch das Erdreich – ab jetzt auch im Luisen- und Herzogenriedpark in Mannheim. Die neueste Technik ist erstaunlich: Nicht mehr Elektronen “transportieren” durch veraltete Kupferkabel wichtige Daten, sondern Photonen, also Licht.
3.000 Meter “Daten-Autobahnen”
Die Baumaßnahmen haben nach drei monatiger Planungszeit begonnen: Insgesamt 3.000 Meter Glasfaserkabel werden in den beiden Parks verlegt. Oder vielmehr: “geschossen”. Mit Hilfe einer vergleichsweise neuen Technik können die High-Tech-Kabel umweltschonend in den Untergrund gebracht werden.
Eine sogenannte Spühlbohrmaschine bohrt mit einem enormen Wasserdruck ein Loch von 75 Millimetern bis maximal 2,5 Meter tief in die Erde. Danach wird dann ein sogenannter Speedpipeverband eingezogen und hierdurch die Mikroglasfaserkabel per Druckluft ins Erdreich geschossen.
Hightech – und sehr empfindlich
Bis zu maximal 500 Meter Kabel können an einem Stück verlegt werden. Nicht mehr, da die Kabel sehr empfindlich sind. Druck- und Zugkräften halten die insgesamt 23 Mikrorohre dieses Kabels nur schwer stand. Doch die High-Tech-Maschine ist gewappnet: Mittels eines wasserbindenden, sehr porösen Gesteins – besser bezeichnet als Bentonitsuspension – wird das ins Erdreich gebohrte Loch verfestigt. Und demnach mögliche Störfaktoren für das Kabel weitestgehend ausgeräumt.
Sigmar Frank, Bauleiter und Geschäftsleiter der Firma DHVE-NET GmbH, erzählt:
Man könnte sogar eine Felsbohrung mit dieser Maschine durchführen, dafür müsste nur der Wasserdruck erheblich erhöht werden.
Es ist im ersten Moment etwas schwer zu begreifen, wie diese, doch eher unscheinbar wirkende Maschine arbeitet. Ist sie doch hoch komplex. So wurde der Maschinenführer speziell für diesen Zweck ausgebildet. Sein kleines “Cockpit” ist hervorragend ausgerüstet: Über ein Walkie-Talkie kann er mit den anderen Technikern, der Bohrcrew, kommunizieren. Da heißt es beispielsweise:
Drei Meter zurück fahren und zwei Millimeter weiter links.
Hier wird Präzisionsarbeit geleistet.
Ein Sender am Bohrkopf übermittelt permanent exakte Daten über die Tiefe und Neigung des Bohrkopfes an die Techniker. Die Bohrcrew protokolliert diese empfangenen Daten und kann so dem Maschinenführer Steuerkorrekturen per Funk mitteilen.
Es darf allerdings auch nicht zu tief gebohrt werden. Die Wurzeln der Pflanzen sollen nicht verletzt werden,
sagt Christian Warzel, der Leiter des Projekts. Und erklärt weiter, dass das Verfahren insgesamt “vergleichsweise sehr umweltschonend” sei.
In zwei Wochen sollen die Baumaßnahmen bereits beendet sein. Bis dahin werden die Besucher der Parks wahrscheinlich kaum etwas von all dem mitbekommen: Denn der große Vorteil dieses Verfahrens sei neben der umweltschonenden und schnellen Arbeitsweise auch, dass die Erdoberfläche kaum angegriffen werde. Ausgedehnte Grabarbeiten würden umgangen. Zudem sei das Verfahren im Vergleich sehr kostengünstig.
Insgesamt kostet die Verlegung 300.000 Euro – doch diese Summe ist eine Investition in die Zukunft.
Die derzeitige Infrastruktur in den Parks stammt aus dem Jahr 1975 – eigentlich sind es nur einfache Telefonleitungen. Alt, störungsanfällig und instabil. Diese müssten seit einigen Jahren durch sehr aufwändige Technik zu “Netzwerkkabeln” umgerüstet werden: Nicht nur ein kostspieliges Unterfangen, sondern auch dauernd mit Störungen verbunden.
Doch die Kassensysteme müssen natürlich zuverlässig arbeiten. Im Notfall greifen die Mitarbeiter auf LTE-Mobilfunktechnik zurück – doch das könne kein Dauerzustand sein. Zudem sei die Bandbreite viel zu gering.
Die derzeitige Infrastruktur ist am Rande des verträglichen. Die Kassensysteme sind kurz vor dem Zusammenbrechen,
so Parkdirektor Joachim Költzsch.
Die Ausstattung der Parks mit einer modernen Glasverkabelung werde auch den Besuchern zu Gute kommen: Mehr Service und viele Annehmlichkeiten werden sich aus der Bereitstellung eines modernen Kassen- und Zutrittsystems ergeben.
Mit Lichtgeschwindigkeit in die Zukunft? Von “oben” aus betrachtet nicht ganz. In jeden Fall geht der Luisen- und Herzogenriedpark einen Schritt in die Zukunft.