Mannheim, 06. September 2019. (red/pro) Der Mannheimer Morgen hat einen neuen Chefredakteur, Karsten Kammholz, 40 Jahr alt, in Indien geboren und norddeutsch sozialisiert. Moment! Der Mannheimer Morgen hat doch auch einen alten Chefredakteur, Dirk Lübke (58). Oha, der MM hat aktuell zwei Chefredakteure, was reichlich verwirrend ist. Der Neue macht ein Angebot – darauf geht das RNB gerne ein.
Von Hardy Prothmann
Sehr geehrter Kollege Kammholz. Sie haben sich aktuell vorgestellt – neugierig und an Debatte interessiert. Sie lobpreisen die Zeitung, das geht in Ordnung, schließlich würden Sie als Bäcker auch Brötchen bewerben oder als Klemptner Rohrsanierungen.
Sie sind aber Journalist. Das ist auch ein Handwerk, sogar durch die Verfassung geschützt und befördert, davon träumen Bäcker und Klempner nur.
Wenn Sie es ganz, ganz, ganz ehrlich meinen, dann nehmen Sie sich meine Zuschrift sehr zu Herzen, denn was ich Ihnen schreibe, ist systemrelevant und geht uns alle an – auch mich, der erheblich darunter leidet, dass meine ehrliche Arbeit durch Mainstreammedien kollateral beschädigt wird.
Als ich im Jahr 2009 das Heddesheimblog „gegründet“ habe, geschah dies vor dem Hintergrund erheblicher Glaubwürdigkeitsprobleme der lokalen Zeitung, des MM. Diese Zeitung, die, wie ich darlegte, hatte einige Jahre zuvor sehr negativ über das Unternehmen Pfenning berichtet – aus Gründen.
Einige Jahre später erinnerte sich die nun von Ihnen mitverantwortete Zeitung nicht mehr daran und lobpreiste einen windigen Unternehmer mit Engelszungen. Bis heute (sic!) wurde niemals in der von Ihnen als Informationsmedium angepriesenen Zeitung ein Bezug auf frühere Berichterstattungen hergestellt.
Dafür sind Sie früher nicht verantwortlich gewesen, aber ich mache Sie aktuell dafür verantwortlich, Herr Kammholz, weil Sie nicht ab heute übernehmen, sondern auch früher. Hier geht es nicht um Nazi-Vergangenheiten, sondern um abgrundtief schlechten Journalismus.
Ich habe dazu recherchiert – es gab keine Möglichkeit einer Veröffentlichung. Also startete ich die Seite heddesheim.blogger.de und kurz darauf heddesheimblog.de. Daraus wurden viele Lokalblogs, die letztlich unter rheinneckarblog.de zusammengefasst worden sind. Es folgte bundesweit ein erheblicher Wirbel.
Kleiner Hinweis: Hätte der MM nicht komplett arrogant, überheblich und selbstgefällig reagiert, wäre nie ein Heddesheimblog und daraus ein RNB entstanden. Man hätte sich nur entschließen müssen, sauber zu berichten – das wollte man nicht. Und das ist im Kleinen wie im Großen ein massives gesellschaftliches Problem.
Ihr Chefredakteurskollege Dirk Lübke hat enorm viel Schaden angerichtet, weil er keinerlei journalistischen Anstand hat. Ich habe das thematisiert und die vollständig unverantwortliche Verbindung von Leserbriefen und Berichterstattung problematisiert. Die Reaktion war eine Klage aus vollen Rohren durch die Dr. Haas-Gruppe (die ich nur Hass-Gruppe nenne) gegen mich.
Man wollte mich platt machen.
Vor dem Landgericht Mannheim hatte man zunächst Erfolg und ich musste meine Berichterstattung „unterlassen“. Das wurde sofort, als Top-News, gemeldet. Herrn Lübke hat dieser Erfolg, so mutmaße ich, sehr erregt.
Viele Monate später habe ich vollumfänglich vor dem OLG Karlsruhe gegen den Großverlag gewonnen. Die Aufarbeitung war jämmerlich schwach. Nichts anders habe ich von Herrn Lübke erwartet. Denn dieser Typ hat weder Anstand noch Format.
Auf meinen juristischen Erfolg folgt eine weitere Niederlage des MM – was mich persönlich schmerzt, denn anders als von bösen Zungen behauptet, habe ich keine Rechnungen offen. Meine journalistische Laufbahn begann beim MM, Anfang der 90-iger Jahre und da galt diese Zeitung noch etwas in der Branche.
Die Niederlage ist, dass der MM, also Herr Lübke und wer sonst noch, tatsächlich einen einzelnen freien Journalisten mit einem kleinen Team als Herausforderer anerkannt hat.
Richtig ist, dass das RNB den MM erheblich herausgefordert hat, falsch ist, dass es niemals einen Dialog gab und noch schlimmer, dass die Zeitung unter Herrn Lübke so gar nichts gelernt hat.
Ich bin wie Sie, Herr Kammholz, mit der Zeitung sozialisiert worden. Bei mir war es die Rheinpfalz. Mein Fokus galt nicht dem Sport, den habe ich selbst gemacht, sondern der Politik und dem Ausland. Ich war gierig auf Nachrichten aus aller Welt. Als junger Bub wusste ich über die Nachrichtenlage in meinem Umfeld Bescheid, aber nichts über Kommunalpolitik.
Das änderte sich, als ich studierte und feststellte, dass Kommunalpolitik ein Waisenkind der Politikwissenschaft ist. Was wurden da große Räder und Theorien gedreht – ich als freier Mitarbeiter des Mannheimer Morgen war in der Falle zwischen Theorie und Praxis und habe mich nicht fangen lassen, weil ich beides miteinander verbunden habe – oft zur Verwunderung der Redakteure, die mir häufig nicht so richtig folgen konnten.
Einer dieser Redakteure, für die ich gearbeitet habe, ist Thorsten Langscheid. Den Namen nenne ich, weil dieser Autor maßgeblich war für den Prozess, den der MM verloren hat. Der Typ ist irgendwann von der geraden Spur abgekommen und ein Ideologe, den was auch immer antreibt.
Es gibt noch andere „Persönlichkeiten“, beispielsweise ein Peter W. Ragge, auf die Sie ein Auge legen sollten. Beim „Ragge“ muss ich zwei Dinge erzählen.
Erstens, er hat mich gequält und das war gut so. Ich habe dabei viel gelernt. Und das meine ich respektvoll ernst.
Zweitens: Mein letzter Artikel für den MM war ein Bericht über ein Bürgergespräch des damaligen OB Widder. Da hatte ich schon einige Lehrjahre hinter mir. Ich habe despektierlich berichtet, weil das notwendig war. Dies stieß auf die Kritik von Herrn Ragge, der sagte: „Sie, Herr Prothmann und ich, haben grundlegend andere Auffassungen von Journalismus.“ Ich entgegnete: „Herr Ragge, danke. Das ist die klügste Aussage, die ich in meiner Zeit beim MM von Ihnen gehört habe.“
Lieber Herr Kammholz, Sie sind Mittelalter und haben es mit einigen alten Knochen zu tun. Dazu übermittle ich Ihnen mein Beileid. Ebenso für einige junge Mitarbeiter, die gar nichts können, außer sich zu produzieren.
Keine Ahnung, ob Sie nur das Salär oder der Titel gelockt haben – Sie treten einen knallhart schweren Job an.
Die Auflagen des MM sinken massiv, das Personal ist in Teilen hochproblematisch, die Herausforderungen sind enorm und dann gibt es noch Herrn Lübke.. Habe die Ehre. Sie trauen sich offensichtlich echt viel zu.
Mir geht es um Journalismus und dafür trete ich bis heute ein. Mir geht es anders als Ihnen nicht darum, dass das RNB jemandem „gefällt“, sondern darum, dass jedermann sich auf unsere Informationen verlassen kann, wir grundlegend ehrlich informieren und analytisch einordnen. Können Sie mit dem Geschwurbel was anfangen?
Wir können uns gerne mal auf einen Kaffee treffen – da sollten Sie aber vorher abklären, ob das ein Kündigungsgrund wäre.
Wir können auch gerne das große Rad drehen und öffentlich debattieren – das habe ich Herrn Lübke bereits vorgeschlagen. Der hatte bislang keine Traute dafür und ich gehe davon aus, dass er in diesem Leben die Herausforderung sicher nicht annimmt, weil ein tendenziell feiger Charakter. Andererseits handelt Herr Lübke klug – er setzt sich nichts aus, bei dem er am Ende wie ein Depp dastehen könnte.
So schauts aus, Herr Kammholz.
Sie wollen einen Neuanfang starten? Dann schauen Sie doch mal zurück und auf Pfenning, Heddesheim und meine Blogs. Ich bin mir sicher, dass das bundesweite Resonanz auslösen würde, wenn Sie das gescheit machten.
Beste Grüße
Hardy Prothmann