Rhein-Neckar, 06. August 2016. (red/pro) Heute vor 25 Jahren ging die erste Word-wide-Web-Seite (WWW) online. Es gibt sie bis heute. Ein Vierteljahrhundert also. Das Internet hat Welt verändert und verändert sie. Der grafische Teil, das WWW, bestand am Anfang nur aus Schrift. Aber es ermöglichte jedem mit einfachen Mitteln im Netz Informationen zu erhalten oder diese einzustellen. Ohne Tim Berners-Lee gäbe es auch kein Rheinneckarblog. Heute hat das WWW also Jubiläum – dabei reicht es zurück bis zur Höhlenmalerei. Glauben Sie nicht? Dann müssen Sie den Text lesen.
Von Hardy Prothmann
Sir Tim Berners-Lee ist einer der bedeutendsten Erfinder der Menschheit. Der britische Physiker und Informatiker hatte in Zusammenarbeit mit dem belgischen Informatiker Robert Cailliau am 06. August 1991 am europäischen Kernforschungsinstitut CERN die weltweit erste WWW-Seite veröffentlicht. Schmucklos, einfach. Nur Schrift. Von wegen. Die Erfindung der Hypertext Markup Language (HTML) ist die Sprache, in der heute weltweit am meisten Informationen übertragen werden. Von Computer zu Computer und zu Menschen in aller Welt – per Klick.
Das “Internet” an sich ist gut zwei Jahrzehnte älter – es wurde aber nur von Wissenschaftlern und Militärs benutzt. Mit dem WWW erfolgte die Übertragung in den öffentlichen Raum.
Der Text als Vorläufer des Web
Was bis heute kaum jemand beachtet: Am Anfang des WWW stand der Text und der ist etwas Gewebtes. Lateinisch bedeutet “texere” weben oder flechten. Von diesem Wort leitet sich beispielsweise auch die Textilie ab, der gewebte Stoff. Sinn und Zweck der Erfindung war es, vorhandene Informationen auf einer für möglichst viele Beteiligte nutzbar zu machen.
Bis heute besteht das Internet weiter aus dem “offensichtlichen” Teil, dem WWW und vielen anderen Anwendungen – beispielsweise auch dem “Darknet”, als dem Teil, den nur die sehen können, die eine Internet-Adresse genau kennen und spezielle Software dafür nutzen. Auf alle andere Dienste geht dieser Text nicht ein. Ja, es gab oder gibt auch AOL, aber das ist was anderes…
Hinter allem steht die Digitalisierung, unendliche Kombinationen aus 0 und 1. In der Mathematik Dualsystem genannt, in der Informatik Binärtechnik.
Ohne das Internet ist heute kaum noch etwas vorstellbar – und wir alle wissen noch nicht, was noch erfunden werden wird und welche Anwendungen es in einigen Jahren geben wird, die wir so selbstverständlich nutzen, als hätte es die schon immer gegeben. Und ohne die fundamentale, weltrevolutionäre Erfindung eines Tim Berners-Lee schon gar nicht.
Dieser Erfinder ist ein herausragender Wissenschaftler und hat seine Erfindung der Welt unentgeltlich überlassen – er ist damit kein Millionär geworden und setzt sich bis heute nicht nur mit der Technik, sondern auch politisch-demokratisch mit dem Internet auseinander.
Das urmenschlichste Bedürfnis
Interessant ist, dass hinter diesem unglaublichen System, das auf Mathematik, Informatik, Physik und vielen weiteren Wissenschaften aufgebaut ist, das urmenschlichste aller Bedürfnisse steht: Kommunikation.
So sind auch “Blogs” entstanden – aus Weblogs. Eine Software, die es Systemadministratoren erleichtern sollte, ihr “log”-Einträge zu dokumentieren – auch für andere, damit die wussten, was der Vorgänger gemacht hat. Wir kennen das aus der Seefahrt als “Logbuch”. Weblog kann man auch als “we blog” lesen. Wann und warum aus dem Weblog das Blog wurde, ist nicht gesichert bekannt.
Die wesentlichste Kulturtechnik, die die Menschheit entwickelt hat, ist das Lesen und danach erst das Schreiben. Lesen leitet sich von lateinisch legere ab, was suchen bedeutet. Stellen Sie sich mal hin und stellen Sie sich vor, Sie haben ein Buch oder ein Handy in der Hand und nehmen eine Lesehaltung ein. Jetzt wissen Sie, was Sie tun. Sie schauen auf den Boden vor Ihnen und suchen Spuren. Sie lesen Spuren und entscheiden, ob sie dieser folgen, weil man das, was die Spur erzeugt hat, essen kann oder Sie entscheiden sich, lieber schnell in die entgegengesetzte Richtung wegzulaufen, weil das, was die Spur erzeugt hat, Sie essen will.
Lesen ist letztlich eine Überlebenstechnik – siehe Höhlenmalerei
Lesen ist also eine ursprüngliche Überlebenstechnik. Weiter entwickelt, wurde sie zu interlegere, dazwischen lesen, zur Intelligenz oder zum Intellekt.
Noch interessanter – die Geschichte der Menschheit ist eine, Informationen zusammenzutragen, zu verstehen und weiterzugeben. Eine der ersten vor der Schrift war die Höhlenmalerei. Also eine “gezeichnete Sprache”, eine Zeichensprache. Bis heute dokumentieren diese Überlieferungen wesentliche Informationen: Über die Jagd beispielsweise.
Sehr überraschend ist, dass uns die Höhlenmalerei nie ganz verlassen hat – Bilder und Zeichen sind ebenso Teil der Menschheitsgeschichte. Die Verschriftlichung der Menschheit, also die Fähigkeit, in der Kombination von Zeichen, ob Schrift oder Zahlen, Informationen zusammentragen und überliefern zu können, ist eine fortlaufende Revolution. Moment, was hat das jetzt mit Höhlenmalerei zu tun?
Ganz einfach: Gucken Sie mal auf Ihr Smartphone. Was sehen Sie? Genau. Icons – die Höhlenmalerei der Postmoderne 4.0.
P.S. Deutsch und Mathe sind und bleiben die wichtigsten Fächer in der Schule. 😉
Wir müssen auch überleben…
… und haben das Rheinneckarblog erfunden, erfinden es täglich neu für Sie. Reich sind wir bislang damit nicht geworden und zum Überleben brauchen wir auch Sie. Unterstützen Sie uns als Mitglied im Förderkreis – Sie spenden für unabhängigen, informativen, hintergründigen Journalismus. Der kostet Geld und ist ohne Geld nicht leistbar. 2016 wird für uns existenziell ein entscheidendes Jahr. Wenn Sie künftig weitere Artikel von uns lesen wollen, dann honorieren Sie bitte unsere Arbeit. Hier geht es zum Förderkreis.” Sie können auch per Paypal spenden. Wenn Sie eine Überweisung tätigen wollen, nutzen Sie das Förderkreis-Formular (erleichtert uns die Verwaltung). Dort können Sie einen Haken setzen, dass Sie nur überweisen wollen. Alle Spender erhalten eine Rechnung. Empfehlen Sie uns weiter.