Mannheim, 06. Oktober 2014. (red/cb) Das kleine Kellertheater Oliv am Alten Messplatz präsentierte vergangenen Donnerstag die Premiere von Homo Phober. Ein skrupelloser, homophober Staatsanwalt, der unschuldige Menschen hinter Gitter bringt. Ihr einziges Verbrechen, sie sind homosexuell. Wie wird er sich aber verhalten, wenn ihm seine eigene Tochter im Gerichtssaal gegenüber steht?
Von Carolin Beez
Unter Homophobie versteht man die Feindseligkeit gegenüber Schwulen und Lesben. Boris Ben Siegel geht in seiner Rolle als homophober Staatsanwalt Bernd Schmitt gegen Homosexuelle vor. Als Mitglied einer Bande, bestehend aus Anwälten in ganz Deutschland, hängt er Homosexuellen Verbrechen an, die sie nicht begangen haben.
So auch Lisa, gespielt von Anna-Maria Gärtner. Er unterstellt der jungen Frau, sie hätte Kinder sexuell bedrängt. Sein Urteil läge bei einer 10-jährigen Haftstrafe. Doch dann stellt sich heraus, dass er hier seiner eigenen Tochter gegenüber sitzt.
Auch wenn er es anfangs nicht wahrhaben will, als er sagt: „Wenn ich eine Tochter hätte, dann bestimmt nicht so eine, wie Sie eine sind“, muss Bernd Schmitt einsehen, dass er ein Kind hat. Viel mehr noch, dass seine Tochter eine Lesbe ist.
Viele kleine Besonderheiten
Das Theaterstück zeichnet sich durch viele unterschiedliche Besonderheiten aus. Zum einen durch die extreme Nähe zwischen Publikum und Schauspielern. Denn es gibt keine höhergelegte Bühne, alle befinden sich auf einer Ebene.
Das ermöglicht eine große Interaktion zwischen Zuschauern und dem Publikum. Es wird von den Schauspielern direkt angesprochen und ist als ist das unparteiische Gericht mitten drin im Geschehen. „Ich glaube, das ist einfach so ein Schalter, den man da umlegen muss, sonst würde man da doch dauernd aus dem Konzept kommen,“ empfindet eine Zuschauerin die Situation.
Ein starker Dialog nach dem anderen
Eine weitere Besonderheit: Das Stück zeichnet sich nicht durch eine starke Kulisse oder fantastische Kostüme aus. Das braucht der Zuschauer nicht, um der Handlung zu folgen. Viel wichtiger ist eine klare und aussagekräftige Sprache. Gerade im zweiten Akt folgt zwischen den beiden Protagonisten ein starker Dialog auf den anderen.
Durch ein gutes Zusammenspiel zwischen Technik, Musik und den Schauspielern, kann das Publikum sehr gut folgen. So ist es möglich auf einer Bühne von circa 20 Quadratmetern gleichzeitig einen Gerichtssaal, wie auch ein Gefängnis oder das Schlafzimmer des Staatsanwaltes darzustellen.
Musikalische Untermalung durch Gudrun Eymann
Neben den beiden Spielern auf der Bühne gibt es aber auch eine andere Person, die am Stück, hinter der Bühne beteiligt ist, Gudrun Eymann. Die Akkordeonspielerin eröffnete die Premiere. Mit ihrem Instrument auf dem Schoß setzte sie sich mitten in die Menge. Sie begleitet die Handlung mit meist melancholischen oder dramatischen Zwischenspielen.
Regie führte Coralie Wolff. Die 52-Jährige hat seit dem Jahr 2001 die Leitung des Theaters inne und gibt weiter Theaterkurse und Workshops in verschiedenen Einrichtungen.
Ein Stück von Boris Ben Siegel
Geschrieben wurde das Stück von Boris Ben Siegel persönlich. Der gelernte Hotelfachmann hat einen langen Weg hinter sich gebracht, bevor er im Jahr 2001 das Theater Oliv gründete. Das Stück ist eine Eigenproduktion, trotzdem finden sich im Script einige Parallelen zum Roman Homo Faber von Max Frisch wieder.
In beiden Büchern nähern sich Väter ihren Töchtern an, ohne zu wissen, wer die Person eigentlich ist, die ihnen gegenübersteht. Beide Hauptfiguren glauben nicht an Zufall oder Schicksal und werden trotzdem davon überwältigt.
Homosexuelle in der Gesellschaft
Daneben bringt Herr Siegel mit den Texten viele verschiendene Aspekte des Schwul- beziehungsweise, des Lesbischseins auf. Er weist darauf hin, dass Homosexuelle in unserer Gesellschaft noch immer ein schweres Leben führen.
„Glaubst du denn, ich hab mit das ausgesucht? Glaubst du denn, ich würde das alles auf mich nehmen, wenn ich sie nicht wirklich lieben würde?“, fragt die Tochter ihren Vater. Hingehen und erleben.