Ludwigshafen, 06. Juni 2016. (red/cr) Das Theater im Pfalzbau ist stolz auf viele Gastspiele renommierter Tanz-Ensembles. Allerdings sollen auch die übrigen Sparten nicht zu sehr in den Hintergrund geraten. Vor allem das Schauspiel wolle man in der nächsten Spielzeit weiter stärken, heißt es bei der Präsentation des Spielplans 2016/2017. Außerdem locken auch ungewöhnliche Formate mit Partizipation, Musik und – ganz wichtig – Wein.
Von Christin Rudolph

„MatchAtria“ verbindet „organischen“ Tanz mit Animationen. Foto: Kunihiro Fukumori
Das Tanztheater sei der „Glanzpunkt“ des Theaters im Pfalzbau, sagt Kulturdezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg bei der Vorstellung der kommenden Spielzeit. Dabei sollen hier 21 Produktionen international renommierter Tanzensembles zu sehen sein, davon drei Koproduktionen mit Uraufführungen.
Für die Festspiele Ludwigshafen konnte zudem ein neuer Tanzkurator gewonnen werden. Honne Dohrmann leitet die Tanzsparte am Staatstheater Mainz. Über seine Impulse aus der zeitgenössischen Tanzszene freut sich Pflazbau-Intendant Tilmann Gersch besonders.
Akzente setzte er jedoch vor allem bei der Vorstellung einer anderen Sparte.
Ich sehe Schauspiel als meine Kernaufgabe.
Tanz ist nur eine Sparte
Das „Aushängeschild“ mag Tanz sein, doch Herr Gersch betonte, zum Haus gehören auch Schauspiel, inklusive Kinder- und Jugendtheater und in Kooperation mit dem Pfalztheater Kaiserslautern das Musiktheater. Prof. Dr. Reifenberger teilt diese Einstellung offenbar:
Beim Schauspiel haben wir in dieser Spielzeit an Fahrt aufgenommen. Ich finde toll, dass es gelungen ist, unter der Intendanz von Herrn Gersch das Schauspiel wieder zu stärken.

Besonderes Highlight: Martin Wuttke in der Titelrolle bei „John Gabriel Borkman“, Foto: Reinhard Werner
Mittelpunkt des Schauspiels wird in der Spielzeit 2016/17 die Werkschau des Thalia Theaters Hamburg sein. Es stehen einige Klassiker wie „Romeo und Julia“ oder „Faust“ auf dem Spielplan.
Herr Gersch stellt immer wieder einen aktuellen Bezug her: Was etwa, wenn man „Warten auf Godot“ auf Flüchtlinge überträgt, die auf eine Überfahrt über das Mittelmeer warten?
Aktuelle Klassiker
Einige bekannte Schauspieler werden auf der Bühne stehen. Zum Beispiel Martin Wuttke, der als Leipziger Tatort-Kommissar Andreas Keppler zu sehen war, und Caroline Peters, bekannt als Kommissarin aus Mord mit Aussicht. Beide spielen in „John Gabriel Borkman“.
So auch bei „Das goldene Vlies“, einem der vier Stücke unter der Regie von Intendant Gersch. Ein antiker Stoff mit Königen und Schlachten. Themen sind aktuell – Heimatlosigkeit, Fremde in der Beziehung, gescheiterte Lebensentwürfe. Gersch wolle ein Angebot für jede Generation machen.

Theater für alle: Bei den „Dancing Grandmothers“ tanzen koreanische Seniorinnen zusammen mit jungen Profis. Foto: Young-Mo Cheo
Gerade junge Menschen und solche mit Migrationshintergrund will das Theater im Pfalzbau begeistern. Neben Kursen für verschiedene Altersklassen und für Geflüchtete werden daher acht Konzerte stattfinden.
Theater zum Mitmachen
Ein besonderes Projekt sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene wird wohl die Stückkombination „Woyzeck/WUT“ werden. Unter der Regie von Tilman Gersch setzt sich eine Gruppe Jugendlicher anhand des klassischen deutschen Theatertextes mit dem Thema Wut auseinander und was sie in und mit der Gesellschaft macht. Bislang besteht die Gruppe aus Schülern aus acht Nationen.
Regisseur Gersch zeigte sich beeindruckt über die Jugendlichen:
Es liegt ein solcher Reichtum in der Jugend dieser Stadt.

Die Christel von der Post aus Carl Zellers „Der Vogelhändler“ macht Station in Ludwigshafen. Foto: Andrea Kremper
Ihr Engagement sei hoffnungserweckend in Zeiten, in denen man kaum noch erwarte, dass junge Menschen einen antiken Text verstehen. Im zweiten Teil der Inszenierung verbinden sich Ludwigshafener Bürger zu einem Sprechchor, der Elfriede Jelineks Sprachwerk rezitiert.
Im Pfalzbau feiert die „Offene Welt“
Wer bei diesem partizipativen Stück Theater mitmachen möchte, kann sich derzeit noch beim Theater im Pfalzbau melden. Aber auch bei einem Recherche-Projekt im Raumen des Festivals „Offene Welt“ können sich Jugendliche einbringen und gemeinsam das Phänomen der Willkommenskultur erforschen.
Beim Weltfest öffnen sich die Türen des Pfalzbaus für alle, die gemeinsam essen, musizieren und zuhören wollen. Erstmals sollen beim diesjährigen Weltfest ehrenamtliche Helfer in der Flüchtlingshilfe mit einem neuen Preis, dem „Goldenen Anker“, ausgezeichnet werden.
Weitergeführt wird die Veranstaltungsreihe „Wort und Wein“, die Weingenuss mit Literatur verbindet. Intendant Gersch erinnert sich gerne an die zurückliegenden Veranstaltungen und freute sich, dass hier das Publikum einen Querschnitt durch verschiedene Altersklassen abbilde.
Auch der Spaß kommt nicht zu kurz

Monty Python´s Spamalot, Foto: Florian Merdes
Denn das Theater im Pfalzbau spricht mit seinem vielfältigen Programm unterschiedliche Zielgruppen an. Neben ernsten, teils beklemmenden Theaterstücken und hoher Kunst bei Tanz und Musiktheater gibt es noch die „Unterhaltung“, wie Herr Gersch es nennt.
Außer Konzerten ist als Beispiel ein Gastspiel des Badischen Staatstheaters zu nennen.
„Monty Python´s Spamalot“ beschreibt das Spielzeitheft als „neues Musical, liebevoll zusammengeklaut aus dem Monty Python Film Die Ritter der Kokosnuss„. Herr Gersch berichtete, er habe sich köstlich amüsiert und könne es jeden Fan von Monty Python empfehlen.
Spamalot macht sehr, sehr viel Spaß.

Der Schwank „Pension Schöller“ ist ein komisches Stück mit skurillen Charakteren; Foto: Andreas Etter
Finanzielle Lage ist schwierig
Die Verhandlungen über die finanzielle Ausstattung des Theaters im Pfalzbau machen hingegen wahrscheinlich überhaupt keinen Spaß. Prof. Dr. Reifenberger lobte die Mitarbeiter des Theaters für die große Leistung, trotz dem „sehr überschaubaren Budget“ keine inhaltlichen Abstriche zu machen.
Umso dankbarer zeigten sie und Intendant Gersch sich darüber, dass die BASF nicht nur Projekte im Tanz, im Kinder- und Jugendtheater und die „Offene Welt“ durch ihre Spenden mitfinanziert.
Das Programm der Spielzeit 2016/17 ist jedenfalls finanziell gesichert. Kulturdezernentin Prof. Dr. Reifenberger deutete auf das Spielzeitheft und versicherte:
Alles, was in diesem Heft ist, werden Sie auch sehen können.