Mannheim, 05. September 2016. (red/pro) Aktualisiert. Die zunehmende Belastung von Neckarpromenade und Teilen der Innenstadt-Quadrate nötigte Stadt und Polizei im Juli zu Maßnahmen. Mittels einer „polizeilichen Verfügung“ können seitdem Aufenthaltsverbote und Bußgelder verhängt werden. Erst am 02. September hatten wir berichtet, dass die Stadt Erfolge und eine Beruhigung sieht. Die Anwohner hingegen sehen das ganz anders.
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Von Hardy Prothmann
In jeder Stadt werden die Promenaden als etwas Besonderes angesehen und werden gehegt und gepflegt, nur in Mannheim verkommt und verdreckt die Neckarpromenade zusehends mehr und mehr! Wir fordern Sie daher hiermit eindringlich auf, das Leben für uns Bewohner der Neckarpromenade wieder sicher und lebenswert zu machen, und bitten daher um entsprechende, umgehende Maßnahmen!
So endet die Zuschrift zweier Anwohner, von denen einer so eine Art „Sprecher“ für einen Kreis von Anwohnern der Neckaruferbebauung ist. Wir hatten die Anwohner vor unserer Reportage „Die Drogenpromenade“ getroffen.
Alles normale Leute. Frauen, Männer, Schwule, Migrationshintergrund, ab Mitte 30 bis Anfang 70. Assoziationen mit „Rechtsradikalen“ liegen vollständig fern. Unter den Anwohner sind welche, die „sozial schwach“ sind und solche, denen es wirtschaftlich sehr gut geht.
Am Tag nach unserer Reportage kündigte die Stadt Mannheim Maßnahmen an.
Bewohner haben Angst
Als wir die Gruppe Mitte Juli getroffen hatten, sagte niemand ein böses oder annähernd hetzerisches Wort gegen Flüchtlinge. Ganz im Gegenteil. Die Menschen machen sich viele Gedanken um andere Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen müssen. Die Schwulen unter ihnen kennen Ausgrenzung genauso wie die mit Migrationshintergrund.
Was ihnen aber so richtig gegen den Strich geht, sind die Drogendealer und deren Verhalten. Sie fühlen sich belästigt und bedroht. Man könnte jetzt einwenden, das sei nur „gefühlt“. Ist es nicht.
Es ist bereits ein schlimmes Verbrechen passiert. Der Tatverdächtige – ein Flüchtling aus Nordafrika. An einem frühen Freitagmorgen. Zu einer Zeit, wo die Leute mit ihren Hunden rausgehen oder Frühsport machen. Oder wie das Opfer einfach nur am Morgen nach Hause kommt.
Ende Juli, also vor wenigen Wochen, war eine 26 Jahre alte Frau brutal überfallen, zusammengeschlagen und vermutlich auch sexuell missbraucht worden. Danach kochte die Gerüchteküche über – der Krankenwagen habe länger als eine halbe Stunde gebraucht, bis er vor Ort war. Die Polizei sei gar nicht erst gekommen. Diese Gerüchte sind falsch, wie wir durch akribische Nachrecherche belegen konnten.
Bewohner sehen keine Verbesserung – ganz im Gegenteil
Jetzt beschweren sich die Anwohner erneut. Sie bedanken sich für die zunächst eingeleiteten Maßnahmen, bedauern allerdings, dass diese „wieder heruntergefahren worden sind und wir vor dem annähernd gleich großen Problem stehen wie zuvor“. Auf Anfrage sah das die Stadt Mannheim vergangenen Woche ganz anders. Dort meint man, die „polizeiliche Verfügung“ zeige Wirkung.
Die Zahl der Drogenhändler habe wieder dasselbe Niveau erreicht, sagen dagegen die Anwohner. Diese Aussage können wir nicht prüfen, weil wir nicht ständig vor Ort sind.
Unser Augenschein gestern war aber eindeutig – die Drogendealer lungern weiter im Bereich der Brücke herum. Im Gegensatz zu unserer ersten Überprüfung stellen wir einen Unterschied fest. Viele haben nun Fahrräder. Die Szene ist also „mobil“ geworden – vermutlich eine „Aufrüstung“ infolge der Kontrollen.
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Die Anwohner mahnen „neue Verhältnisse an“:
Sie machen dreist und massiv die Frauen an, spucken in Richtung der Leute auf den Boden, zeigen den „Stinkefinger“, ziehen die Hosen herunter und entblößen ihre Hinterteile, zeigen ihren Po, urinieren vor den Leuten die Neckarpromenaden-Treppen hinunter, koten und urinieren wild ins hiesige Gebüsch. Es stinkt, wie im Mittelalter!
Frauen beschweren sich über Belästigung
Dass Frauen „dreist und massiv“ angegangen werden, haben uns mehrere Frauen bestätigt. Überprüfen können wir diese Angaben nicht. Auf Nachfrage, warum keine Anzeigen erfolgten, sagten die Frauen, „das bringe doch eh nichts“.
Wir haben darauf hingewiesen, dass ohne eine Dokumentation von Übergriffen durch Anzeigen bei der Polizei wir solchen Aussagen sehr distanziert gegenüberstehen.
Anwohner gehen zum „Selbstschutz“ über – das ist ein Alarmsignal
Nach unseren Recherchen sind viele Anwohner dazu übergegangen, sich teils zu bewaffnen. Mit Pfefferspray und anderen Geräten zur Abwehr. Mit Besorgnis lesen wir aus der Zuschrift diesen Satz:
Was müssen sich die Bewohner der Neckarpromenade und die Bürger dieser schönen Stadt noch alles von den Migranten gefallen lassen, bis es zum Eklat kommt?
Wo sind die Willkommenskultur-Aktivisten?
Verschiedene Organisationen beklagen die „Verunglimpfung“ von Flüchtlingen und das „Sähen von Hass und Gewalt“, gegen das man ankämpfe. Dafür werden mediengerechte „Flüchtlings-Feste“ organisiert. Auch im September soll es wieder „Grillen mit Flüchtlingen“ am Neckar geben. Die Bewohner freuen sich schon über die Dämpfe, gegen die ein lokaler Flüchtlingshelfer massive Protestkampagnen in der Innenstadt führt.
Uns ist nicht bekannt, dass diese Organisationen sich aktiv gegen Drogendealer, sexuelle Belästigung und ungebührliches Benehmen einsetzen würden, um ein gutes Miteinander zu ermöglichen und ihren Schützlingen klar zu machen, dass sie selbst es sind, die Ablehnung geradezu vorsätzlich provozieren. Uns ist auch nicht bekannt, dass aus den Reihen des Gemeinderats sich irgendjemand bislang auffällig für die Bewohner der Neckarpromenade eingesetzt hätte.
Aktualisierung, 6. September, 0:17 Uhr: Wir tragen eine wesentliche Information nach. Bei den Drogenhändlern am Neckarufer oder in der Innenstadt handelt es sich nach den uns vorliegenden Informationen vorwiegend um Schwarzafrikaner und hier explizit Männern aus Gambia. Warum tragen wir das nach? Um zu differenzieren, um nicht „Flüchtlinge“ allgemein stehen zu lassen, sondern zwischen friedlichen und nicht-kriminellen Flüchtlingen und anderen zu unterscheiden. Selbstverständlich heißt eine „Präzisierung“ nicht, dass alle Gambianer oder Flüchtlinge aus den Magreb-Staaten in toto kriminell sind, aber es gibt nachweisbar klare Auffälligkeiten und nachweisbare Problemkreise gemessen an der Zahl der Flüchtlinge und den Zahlen der Polizeistatistik. Es gibt kriminelle Flüchtlinge aus allen Ländern, aber insbesondere Syrer sind weniger auffällig als andere Nationen. Trotzdem gibt es einen massiven Rassismus, insbesondere von Syrern gegenüber Afghanen und Irakern und umgekehrt. Die Sachverhalte sind und bleiben sehr komplex. Wir bemühen uns immer, so präzise wie möglich zu berichten. Gegen Propaganda von rechts und ebenso gegen Propaganda von „Hilfsbesoffenen„, die keine Realitäten erkennen möchten.
Hier eine Auswahl von Texten zum Thema:
Tatverdächtiger in Norddeutschland ausfindig gemacht und verhaftet
Versuchter Totschlag, Vergewaltigung und Raub
Mannheim, 29. Juli 2016. (red/pol/pro) Ein 23-jähriger Mann ist wegen des Verdachts des versuchten Totschlags, gefährlicher Körperverletzung, Raub und Vergewaltigung auf Antrag der Staatsanwaltschaft Mannheim in Untersuchungshaft genommen worden. Er soll eine 26-jährige Frau überfallen haben, die schwer verletzt worden ist. Der Polizei ist ein schneller Ermittlungserfolg gelungen. … [Weiterlesen…]
Anwohner in Aufruhr: Das muss aufhören!
Die Drogenpromenade
Mannheim, 14. Juli 2016. (red/pro) Aktualisiert. Teils wird schon morgens um acht Uhr gedealt. Über den ganzen Tag hinweg sind sie da. Die jungen Männer. Abends werden es mehr. Anwohner der Neckarpromenade wollen, dass die Dealerei aufhört. Sie fühlen sich machtlos. Sie suchen Öffentlichkeit und hoffen, dass ihre Präsenz hilft. Aber die Dealer werden immer dreister. … [Weiterlesen…]
Vergewaltigung und Tötungsversuch an der Neckarpromenade
Gerüchteküche: Verspäteter Rettungswagen? Keine Polizei?
Mannheim, 18. August 2016. (red/pro) Aktualisiert. Über einen Hinweisgeber wurden wir informiert, dass nach einem Überfall auf eine junge Frau am 22. Juli das Opfer gut eine halbe Stunde auf den Krankenwagen warten musste. Die Polizei sei gar nicht erst erschienen. Und: Der Täter habe sich noch gut eine Viertelstunde vor Ort aufgehalten. Wenn dies tatsächlich zuträfe, wäre das ein riesiger Skandal. Wir haben den Ablauf nachrecherchiert. … [Weiterlesen…]
1.800 Personenkontrollen, 12 Aufenthaltsverbote, zwei Bußgelder – Kontrollen auf der Neckarpromenade und in den Quadraten
Polizeiliche Verfügung gegen Dealer zeigt Wirkung
Mannheim, 02. September 2016. (red/cr) Seit Anfang des Jahres floriert der Drogenhandel auf der Neckarpromenade und in Teilen der Quadrate. Die Anwohner sind zunehmend verärgert. Stadt und Polizei gehen seit einigen Wochen gezielt gegen die Dealer vor – um Aufenthaltsverbote durchzusetzen, wurde eine „polizeirechtliche Verfügung“ durch die Stadt erlassen. Nach Ansicht der Stadtverwaltung hat sich die Lage dadurch beruhigt. Ist also das Problem gelöst? … [Weiterlesen…]
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