Mannheim/Rhein-Neckar, 05. März 2015. (red/pro/ms) Nach einer Messerstecherei zwischen Türken und einem Raubmord in der Neckarstadt-West ist die Sicherheit wieder Thema Nummer 1 in Mannheim. Wir haben Polizeipräsident Thomas Köber vor zwei Wochen zum Interview getroffen – eigentlich sollte es überwiegend um die Polizeireform und die Herausforderungen an die Polizei gehen. Aktuell haben wir Fragen und Antworten zu den Gewalttaten und Sicherheitslage ergänzt.
Interview: Hardy Prothmann, Mitarbeit: Minh Schredle
Herr Polizeipräsident Köber, die Polizeireform ist jetzt seit dem 01. Januar 2014 in Kraft. Von Teilen der Bürger/innen wurde der Wegfall der Kriminalaußenstellen mit großer Sorge betrachtet, gute Beispiele hierfür sind Weinheim und Sinsheim. Haben sich die Befürchtungen bewahrheitet?
Thomas Köber: Zuerst einmal: Ich habe großes Verständnis dafür, dass jemand, dem vermeintlich etwas weggenommen wird, erst einmal aufbegehrt. Das ist zutiefst menschlich. Einen wirklichen Verlust hat es hier bei uns aber gar nicht gegeben. Insgesamt überwiegen für mich ganz eindeutig die Vorteile.
Wir konnten unsere Reviere verstärken
Welche Verbesserungen hat es denn gegeben?
Köber: Sogar in den kleinen Direktionen, mit beispielsweise 150 Mitarbeitern, gab es die gleichen hierarchischen Strukturen, wie in den großen Präsidien: Einen Häuptling, einen Schutzpolizeichef, einen Kripo-Chef, einen Verwaltungschef und eben die ganze Deklination nach unten. Also verhältnismäßig sehr viel Verwaltung. Die nutzbare Truppe war dann meistens recht klein. In meinen Augen wurde hier viel Potenzial vergeudet. Das war nicht zukunftsfähig. Wichtig ist zu erwähnen: Wir haben in der Region nicht ein Revier zugemacht, nicht einmal einen Posten. Und durch die zentrale Verwaltung ist die Zahl an faktischen Einsatzkräften noch einmal zusätzlich angestiegen. Die polizeiliche Grundversorgung ist dieselbe Plus x. Wir konnten letztes Jahr unsere 17 Reviere mit insgesamt 47 Beamten verstärken.
Häufig werden die langen Fahrtzeiten der Beamten kritisiert, insbesondere im ländlichen Raum. Die Interventionszeit der Kripo liegt im Schnitt bei 37 Minuten und der Kripo-Chef Kollmar findet das zufriedenstellend. Aber dauert es nicht viel zu lange?
Köber: Hier muss man aufpassen: Bevor die Kripo gerufen wird, reagiert zuerst die Schutzpolizei. Und die brauchen bestimmt keine 37 Minuten. Dadurch dass die Kripo in einem zentralen Standort zusammengeführt worden ist, dauert es natürlich länger, bis manche entlegene Ecken erreicht sind. Das ist aber eigentlich gar kein Problem. Die Kripo arbeitet reaktiv. Das heißt, sie wird erst dann tätig, wenn schon etwas passiert ist. Ihre Ermittlungen danach dauern Tage oder sogar Wochen. Da ist es doch völlig uninteressant, ob es fünf oder acht Minuten länger braucht, bis sie am Tatort sind. Wichtig ist, dass die Polizei als solche antworten kann.
Beim Thema Einbruch erzeugen wir einen gewaltigen Druck
Ein großes Problem in Mannheim sind Einbrüche und Diebstahl. Im Februar hat es einen großen Fahndungserfolg gegeben, die Bilanz für 2015 dürfte bis jetzt recht positiv aussehen. Wie war denn 2014?
Köber: Auch vergleichsweise recht ordentlich. Der Start war zwar eher verhalten. Aber seit August haben wir angefangen, richtig dagegen zu klotzen. Dafür haben wir eine eigene Gruppe mit 40 Leuten gebildet – die ist übrigens immer noch aktiv. Dazu kommen bei Bedarf noch operative Kräfte von der Bereitschaftspolizei oder unseren Einsatzzügen. So können wir einen gewaltigen Flächendruck erzeugen.
Was macht denn einen typischen Einbrecher aus? Lässt sich da etwas verallgemeinern?
Köber: Im Groben lassen sich unsere Tatverdächtige heute in zwei Gruppen einteilen: Es gibt diejenigen, die aus finanziellem Druck kriminell werden. Süchtige beispielsweise, die Geld für ihre Drogen aufbringen müssen. Die planen ihre Taten meistens nicht gerade aufwändig. Das geschieht eben dann, wenn die Gelegenheit da ist. Der zweite große Schwerpunkt sind organisierte Gruppen, die uns gezielt ausnehmen wollen und strategisch vorgehen. Oft agieren diese Banden auch international. Ihre Verbrechen haben meistens eine ganz andere Qualität und sind schwieriger zu verfolgen. Ganz ohne Spuren geht aber auch bei ihnen nicht. Und die suchen wir noch viel angestrengter: Bei einem Erfolg kann hier meistens nicht nur eine einzelne Straftat, sondern eine ganze Serie aufgeklärt werden – so wie im Februar.
Die Bande, die im Februar hochgenommen wurde, hat mindestens von vier unterschiedlichen Standorten aus agiert. So etwas braucht Organisation – irgendwo muss es also einen Kopf geben. Ist es entscheidend, diesen zu kriegen?
Köber: Wir müssen sie alle kriegen – das ist das Entscheidende.
Präventionsarbeit ist eine wichtige Säule
Das wäre natürlich ideal, ist aber utopisch. Was kann den getan werden, um die Einbruchsraten langfristig zu minimieren und Kriminalität im Allgemeinen zu reduzieren?
Köber: Neben unseren Ermittlungen ist Präventionsarbeit eine wichtige Säule: Das fängt schon bei der Erziehung an. Wenn sich keiner um die Kinder kümmert, ist die Fehlentwicklung vorprogrammiert.
Erziehung ist zu einem großen Teil Privatsache der Eltern. Was können hier Politik und Gesellschaft tun?
Köber: Ich halte es zum Beispiel für enorm wichtig, dass in Schulen frühzeitig künstlerische und sportliche Talente gefördert werden. Gegenseitige Anerkennung und Respekt stärken auch die Klassengemeinschaft. Für was jemand Anerkennung bekommt, ist eigentlich egal – Hauptsache, jeder wird anerkannt. Dann findet keine Ausgrenzung statt und dann ist auch der Hang zur Kriminalität viel geringer.
Was kann außerdem noch getan werden?
Köber: Wir gehen oft mit mehreren Kollegen uniformiert in Wohnviertel und beobachten die Situation: Viele Fenster sind offen, Türen nur angelehnt – für “Profis” ist das eine Einladung zum Tanz. Hier müssen die Menschen aufgeklärt werden, wie sie das Risiko ganz erheblich reduzieren können. Am besten im direkten Dialog mit Beamten. Wir geben hier gerne Tipps.
Zum Beispiel?
Köber: Wenn Leute auffällig vor Häusern herumstrolchen, kann man sie ansprechen: “Kann ich ihnen helfen?” Einbrecher sind meistens sehr vorsichtig. Wenn einer das Gefühl hat, womöglich wiedererkannt werden zu können, reicht das oft schon für den Abbruch des Vorhabens.
Ist das nicht riskant? Immerhin spricht man dann potenziell Kriminelle an.
Köber: In den allermeisten Fällen sind Einbrecher keine Gewalttäter, das muss man den Leuten klar machen. Sie haben kein Interesse an einer Konfrontation und es ist ihnen am liebsten, wenn ihre Tat begehen können, ohne dabei bemerkt zu werden.
Die Mehrzahl der Menschen, die zu uns kommen, wollen etwas erreichen
Auffallend viele Straftaten werden von Rumänen und Bulgaren sowie Georgiern begangen. Woran liegt das? Sind diese Gruppen eine Bedrohung für Mannheim?
Köber: So lange die Lebensverhältnisse in Europa so unterschiedlich sind, wird es immer einen gewissen Drang hier her geben, um sich das zu holen, was sie drüben nicht haben können. Die Straftaten, die man diesen Personen zuordnen kann, sind ganz überwiegend im unteren Bereich der Kriminalität anzusiedeln. Wenn sie etwas tun, geht es nur in einem ganz geringen Prozentsatz um körperliche Gewalt und die findet meistens noch unter diesen Gruppen selbst statt. Die Mehrzahl der Menschen, die hier herkommen, wollen einen Fuß oder zwei unter ein warmes Dach kriegen. Es gibt aber auch eine gewisse Gruppe innerhalb der Roma – und die muss man kritisch betrachten – die sich an gar keine Regeln halten wollen. Die allermeisten sind aber diejenigen, die etwas erreichen wollen und hier eine Chance bekommen. Und uns geht es darum, den Sumpf dahinter auszutrocknen.
Es gibt viele Bürger, die sich wegen der Flüchtlinge in den LEAs sorgen – wie geht die Polizei hier vor?
Köber: Die Menschen in den LEAs bleiben ja nur wenige Wochen hier. Generell haben wir eine enge polizeiliche Begleitung vorgesehen. Weil aber die Menschen variieren, variieren auch die Probleme. Da muss man also flexibel bleiben.
Welche Unterschiede gibt es?
Köber: Mal ist der Aufwand groß und dann ist mal wieder Monate lang alles ruhig. Wenn es viele Schwarzafrikaner gibt, gibt es meistens auch einen kleinen Anstieg, was den Handel weicher Drogen angeht.
Sexuelle Belästigung ist neben Drogen ein großes Thema
Ist der Drogenhandel die einzige Sorge der Polizei?
Köber: Nein, es gibt durchaus noch eine Menge anderer Probleme. Das hängt eben immer auch von der ethnischen Zusammensetzung der Flüchtlinge ab. Da gibt es immer mal wieder Reibereien untereinander. Ein anderes Thema: Es gibt viele Fälle von Ladendiebstahl. Manchmal wird sogar noch direkt im Laden etwas verzehrt. Ein sehr großes Problem ist sexuelle Belästigung, vor allem wenn junge Mädchen betroffen sind und auch das kommt leider vor. Den Frauen werden dann eindeutige Angebote gemacht, die sie eigentlich gar nicht hören wollen. Es hat noch keine Übergriffe oder Vergewaltigungsversuche gegeben – aber diese eindeutige sexuelle Belästigung verändert das Klima in einem Stadtviertel ungemein. Die Konsequenz ist logischerweise der Ruf nach mehr Polizei.
Und dem kommt man nach?
Köber: Ja, wir haben die Einsatzkräfte massiv verstärkt und auch Ansprachen an diese Leute gehalten, wie man sich hier im Allgemeinen zu verhalten hat. Oft wissen die das auch gar nicht.
Wir werden deutlich besser wahrgenommen
Wie wichtig ist ein gutes Verhältnis zwischen der Polizei und der Bevölkerung? Und wie steht der Rhein-Neckar-Kreis da?
Köber: Es ist sehr wichtig, dass die Bevölkerung unsere Arbeit positiv aufnimmt. Dann bekommen wir mehr Hinweise, etwaige Zugriffe und Einsätze können einfacher und reibungsloser ablaufen. Wir werden hier deutlich besser wahrgenommen als in vielen anderen Großstädten, allen voran natürlich Berlin. Auch das fällt nicht einfach vom Baum, sondern ist der Erfolg unserer strategischen Arbeit.
Ein schwerer Schlag für das Image war das Tötungsdelikt vor der H4-Wache. Aber das scheint sich ja allmählich wieder einzupendeln. Aber vor allem eine Frage ist noch diskutabel: Die Besetzung. In diesem Fall war es unglücklich, weil nur sieben Beamte im Einsatz waren, davon drei Mal zwei auf Streife. Es hat also nur einer Stellung gehalten. Muss man das weiter so hinnehmen? Oder hat man darauf reagiert und sagt jetzt: Es sind immer zwei auf dem Revier.
Köber: Wir haben auf bestimmten Revieren die Mindeststärken erhöht. Das sind jetzt immer gerade Zahlen. Demnach sollten dort immer mindestens zwei Kollegen auf der Wache sein. Man muss noch einmal mit Nachdruck sagen: Bei dem Vorfall haben die Kollegen alle ordnungsgemäß gehandelt. Es sah nach einem normalen Donnerstag aus, eigentlich sollten in der Schicht zwölf Leute da sein. Aber fünf waren im Urlaub oder krank. Wir haben über Jahre die Mindeststärke von sieben Personen entwickelt, die hat sich eigentlich bewährt. Wenn in dieser doch recht engen Stadt irgendetwas passiert, können wir innerhalb von Minuten Kollegen aus anderen Wachen und Revieren hinzuziehen.
Polizist wird man für’s Leben
Beispiel: Die Massenschlägerei im Jungbusch. Die kamen bestimmt nicht alle aus der H4-Wache.
Köber: Meine Rede. Wir sind davon ausgegangen: Sieben Leute für das Innenstadt-Revier reichen. Andernfalls wird es auch schwierig, mal den Urlaub zu gewähren. Auch die Überstunden bei Sondereinsätzen müssen irgendwann mal abgefeiert werden. Und auch das reduziert die Regelstärke.
Wie sieht die Zukunft der Polizei aus? In den kommenden Jahren steht eine Pensionierungswelle bevor.
Köber: Wir haben hier in Mannheim in den kommenden vier Jahren Pensionierungsraten von 87 bis 100 Personen bevorstehen.
Also fehlen bald fast 400 Beamte – können diese Stellen wieder aufgestockt werden?
Köber: Ja. Jetzt im Märzund April kommen beispielsweise 63 neue.
Das Interesse, den Polizeiberuf zu ergreifen, ist also noch da?
Köber: Ja. Glücklicherweise schaffen wir es noch, sowohl quantitativ als auch qualitativ die Leute zu bekommen, die wir brauchen. Ich will aber nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass das langfristig so bleibt, denn auch uns kann die demografische Entwicklung Probleme bereiten.
Bei der Bundeswehr kann man sich für mehrere Jahre verpflichten, um so studieren zu können. Wäre das unter Umständen auch für die Polizei denkbar, um die Ausbildung reizvoller zu machen?
Köber: Nein. Der Polizeiberuf ist ein Lebensberuf. Wer den ergreift, soll auch bleiben. Das ist unsere Linie.
Bei Demonstrationen müssen wir immer „abwägen“
Welche großen Einsätze stehen dieses Jahr noch bevor? Wo wird es Probleme geben?
Köber: Bis jetzt sieht es nicht nach irgendwelchen politisch problematischen Veranstaltungen aus. Das kann sich aber schnell ändern. Durch die gemischte Bevölkerung hier in Mannheim kann eigentlich fast jeder Konflikt irgendwo auf der Welt Anlass für eine Demo werden. Das war schon fast immer so.
Sind Demonstrationen denn zwangsläufig problematisch?
Köber: Das natürlich nicht. Aber wenn eine Gruppe anfängt, irgendwelche demokratiefeindlichen Parolen zu skandieren, wird es immer besonders kritisch. Meistens sind das erst mal nur kleine Gruppen. Aber wenn die Polizei dazwischen geht, werden aus ein paar wenigen Aggressoren schnell ein paar hundert – und dann kann es zu Ausschreitungen kommen. Hier muss man als Polizei immer abwägen, ob es sich wirklich lohnt dazwischen zu gehen und ob man eine potenzielle Gefährdung der Masse in Kauf nehmen kann.
Mein Ziel ist immer den Frieden zu bewahren
Aber muss das nicht manchmal sein? Wenn die Polizei nur untätig daneben steht oder – wie in Köln – sogar selbst noch einstecken muss, dann hat das doch schwerwiegende Folgen für das Image. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es in den vergangenen Jahren auch mal hieß: Die Polizei greift richtig durch und lässt überhaupt nichts mehr zu. Ist diese Zeit vorbei? Oder kann es auch sein, dass die Polizei sagt: Okay. Und jetzt zeigen wir denen aber mal wieder so richtig, wo der Hammer hängt?
Köber: Gewalt generiert immer Gegengewalt. Wenn es nach einem Einsatz viele Verletzte gibt, wird es hintenraus eine Revanche geben. Egal gegen wen man vorgeht – aus deren Sicht ist das nie gerechtfertigt. Und wenn wir sie dann niederringen, werden sie eben nachts durch die Stadt laufen und dann klirren die Scheiben. Und dann wird es unschön. Mein Ziel ist es immer, den Frieden in der Gesellschaft zu bewahren und so wenig Gewalt wie nur möglich einzusetzen. Es ist die Frage, ob man eine Schlacht gewinnt oder einen Krieg.
Und wie verhindert man im Krieg Gewalt?
Köber: Mein Ziel ist es bei Einsätzen, die verfeindeten Lager gar nicht erst aneinander geraten zu lassen. Dafür brauche ich viele Kräfte. Wenn ein Störer allerdings ausschließlich gegen uns als Polizei vorgeht – dann laufen wir bestimmt nicht weg und greifen hart durch, aber nur, wenn es sein muss. Ich verlange meinen Leuten da viel ab – auch das gehört zum Beruf und die Kollegen können damit umgehen.
Wir können nicht immer überall sein – aber professionell reagieren
Aktuell hat es in nicht mal einer Woche eine sehr gewalttätige Auseinandersetzung von Gruppen gegeben, die dem organisierten Verbrechen zugeordnet werden können und dann einen Raubmord. Die Menschen sind in Sorge – zu recht?
Köber: Die Zuordnung zum organisierten Verbrechen will ich so nicht stehen lassen. Gesichert ist, dass die Beteiligten aus dem Türsteher- und Bodybuildermilieu kommen. Beide Ereignisse sind beunruhigend, keine Frage. Mich interessiert dabei, ob es Mannheimer Strukturen sind und so für unsere Bürger anhaltend gefährlich sind. In beiden Fällen war das nicht so. Beide Gruppen in dem ersten Fall gehören nicht hierher. Sie hatten sich hier zum Essen verabredet, wobei der Kontakt aus dem Ruder lief. Im zweiten Fall handelt es sich bei dem Täter um einen Menschen, der erst vor zwei Wochen nach Mannheim gekommen war.
Die schnellen Ermittlungserfolge zeigen, wie effizient die Polizeiarbeit ist. Auffällig ist, dass viel Gewalt von außen in die Stadt kommt. Was können Sie dagegen tun?
Köber: Auch wenn die Taten jeweils für uns nicht vorhersehbar waren, und damit auch nicht zu verhindern, so bleibt doch der Fakt bestehen, dass wir in beiden Fällen in sehr kurzer Zeit Festnahmen tätigen konnten und die Taten geklärt sind. Wir können einfach nicht immer überall sein, aber wir können schnell und professionell reagieren, das haben wir bewiesen.
In Sachen Sicherheit reden viele deutschen Politiker in Richtung einer deutschen Wählerschaft – alle Opfer der vergangenen spektakulären Gewaltfälle waren aber Ausländer. Wird das Sicherheitsbedürfnis dieser Menschen zu wenig beachtet?
Aufklärende Gespräche statt „Schönreden“
Köber: Wir machen da von unserer Ausrichtung, Sicherheit zu gewährleisten, bestimmt keine Unterschiede in Bezug auf die Herkunft. Die Opferfrage hat da vielmehr mit Wohnstrukturen zu tun und mit dem Fakt, wer sich wann und wo gerade aufhält. Wenn sich in Wohngebieten mit einem hohen Migrantenanteil eine Straftat ereignet, ist die Wahrscheinlichkeit auch höher, dass ein Mitbürger mit Migrationshintergrund davon betroffen sein kann.
Es gibt einen Unterschied zwischen der insgesamt guten Sicherheitslage und der “gefühlten Sicherheit” – viele Menschen fühlen sich nicht wohl. Was kann man gegen diese Ängste tun?
Köber: Wir werden seitens der Polizei immer wieder versuchen, mit aufklärenden Gesprächen die reale Lage zu beschreiben und keine unnötigen Ängste zu schüren, sondern zu nehmen. Da spielen die Medien genau so eine Rolle wie die Begegnung des Bürgers mit seiner Polizei auf der Straße. Wir werden auch in Zukunft unsere Lage nicht schönreden, sondern immer beschreiben, wie sie ist. Das gehört untrennbar zu einem vertrauensvollen Umgang miteinander.