Hirschberg, 05. Februar 2015. (red/pm) Ungeachtet der Berichterstattung zu der Beteiligung der Gemeinde Hirschberg am Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar, zur Verbesserung der breitbandigen Anbindung an das Internet, werden an die Gemeindeverwaltung immer häufiger Anfragen hinsichtlich einer schnelleren Internet-Anbindung herangetragen. Die Verwaltung nimmt dies zum Anlass, die bestehenden Möglichkeiten für Bürger und Gewerbe zusammenzustellen und die Entwicklungen mittel- bis langfristig aufzuzeigen.
Information der Gemeindeverwaltung Hirschberg:
“Derzeit sind folgende Anbieter in Hirschberg aktiv:
- Deutsche Telekom AG
- Vodafone
- O2
- E-Plus
- Kabel BW
- Medicom
Die Deutsche Telekom bietet sowohl Festnetz- wie auch Mobilfunkanschlüsse an. Im OT Leutershausen steht seit Mai 2014 und seit kurzem auch im Gewerbepark neben UMTS auch LTE mit Bandbreiten bis zu 100Mbit/s zur Verfügung. Im Festnetz kann die Deutsche Telekom derzeit in Hirschberg lediglich DSL-Anschlüsse mit Geschwindigkeiten <= 3-4 Mbit/s, deren Geschwindigkeit jedoch im südlichen Leutershausen und im Gewerbepark zum Teil auf bis zu 768kbit/s zurückgeht.
Da alle funkgestützten Anschlüsse ein sog. „shared Medium“ darstellen, in dem sich alle aktiven Endgeräte die verfügbare Bandbreite teilen müssen, ist eine Garantie der maximalen Bandbreite nicht bzw. nur in Grenzen möglich.
Vodafone und O2/Telefonica bieten in Hirschberg nur Mobilfunk über deren eigene Infrastruktur an. Für die Festnetzangebote nutzen beide Betreiber die kabelgebundene Infrastruktur der Telekom, die sogenannte „letzte Meile“ zum Kunden. Hinsichtlich der Festnetz-Geschwindigkeiten sind zur Telekom aufgrund derselben technischen Gegebenheiten auch nur vergleichbare Geschwindigkeiten zu erzielen. Gleiches gilt auch für andere Provider wie z.B. 1&1, die keine eigenen Kupferkabel in der Erde haben.
Die Festnetzanbieter herkömmlicher Telefonie-Dienstleistungen, vor allem die Deutsche Telekom, sind derzeit bestrebt, die analogen bzw. ISDN-Anschlüsse auslaufen zu lassen und durch sog. Voice-over-IP (VoIP) Anschlüsse zu ersetzen. Hierbei setzen die Telefonie fähigen Internet-Router bei den Kunden die Sprache der angeschlossenen Telefone in einen Datenstrom um, der dann über die Internet-Anbindung versendet wird. Nachteile dieser Technik sind u.A. längere Rufaufbauzeiten und mögliche Telefonieausfälle bei einem Stromausfall oder Defekt des Routers. Ein Vorteil ist eine höhere Internet-Bandbreite, da der Bereich der Telefonleitung, der vorher für die Telefonie bereitgehalten werden mußte, nun auch der Internet-Bandbreite zur Verfügung steht. Bei Kabel-TV Anbietern kommt ausschließlich VoIP zum Einsatz.
E+ bietet derzeit nach den der Gemeindeverwaltung vorliegenden Informationen nur Mobilfunk an. In wieweit sich die Angebote, nach der Fusion mit O2/Telefonica, vereinheitlichen werden ist derzeit nicht bekannt.
Kabel BW hat in Hirschberg nur im nördlichen / nordöstlichen Teil Großsachsens ein eigenes Netz. Der Rest Hirschbergs wird hinsichtlich der Kupfer-Infrastruktur von der Medicom aus Hemsbach abgedeckt. In den Bereichen, in denen Kabel BW als alleiniger Anbieter auftritt, sind die Konditionen anderer Art, als in den Gebieten, in denen Medicom und Kabel BW gemeinsam die Kunden versorgen.
Der unterschiedliche Ausbau ist historisch begründet. Nachdem seinerzeit die Deutsche Bundespost den Ausbau aus wirtschaftlichen bzw. wettbewerbsrechtlichen Gründen beendete/beenden musste, wurde mit der Medicom ein Anbieter gefunden, der auch das verbliebene Gemeindegebiet mit Kabel-TV versorgte. Dies führte zu der Situation, wie sie aktuell anzutreffen ist und dem Umstand, dass die Medicom für den Netzzugang ein separates Entgelt erhebt, welches für reine Kabel BW-Kunden durch Mischkalkulationen innerhalb des Konzerns nicht fällig wird. Die Gemeindeverwaltung ist sich dieser Ungleichbehandlung sehr wohl bewusst, eine Abhilfe ist leider von Gemeindeseite nicht möglich.
Durch die Kooperation zwischen Medicom und Kabel BW sind in allen versorgten Gebieten derzeit Geschwindigkeiten bis 100Mbit/s möglich, eine Erhöhung ist angekündigt.
Bei Neuanschlüssen, bei denen noch kein Hausanschluß vorhanden ist, rechnet die Firma Medicom nach Aufwand (Tiefbauarbeiten) ab, während Kabel BW eine Pauschale erhebt. Die aktuellen Beträge sind beim jeweiligen Anbieter zu erfragen.
Als weitere Möglichkeit soll der Vollständigkeit halber auch die Möglichkeit der Internet-Versorgung über eine Satellitenverbindung nicht unerwähnt bleiben. Hier haben Kunden die Möglichkeit über verschiedene Betreiber einen Anschluß über eine Satellitenanlage zu ermöglichen. Aktuell sind hier in Deutschland derzeit Bandbreiten bis zu 20Mbit/s im Downstream und ca. 6Mbit/s im Upstream möglich. Auch hier teilen sich, wie bei anderen Funk-Diensten üblich, die Nutzer die verfügbare Bandbreite.
Alle Tarife setzen eine sogenannte „Fair-Use-Policy“ voraus, die bei Überschreitung eines zuvor definierten Downloadvolumens eine Drosselung der Geschwindigkeit vorsieht. Je nach Anbieter kann für den Rückkanal eine Telefonverbindung erforderlich sein. Aufgrund der Entfernung (2 x 36.000km)und der damit verbundenen langen Signallaufzeiten zwischen Satellit und Erde haben diese Verbindungen jedoch technisch einige Besonderheiten, die es vor einer Beauftragung zu beachten gilt.
Planungen:
Die Deutsche Telekom hat angekündigt, das Ortsnetz Weinheim, zu dem auch Hirschberg gehört, bis Ende 2016 flächendeckend mit mindestens 25Mbit/s VDSL zu versorgen. In begrenzten Bereichen rund um die mit Glasfaser zu erschließenden Verteiler innerhalb Hirschbergs werden durch sogenanntes Vectoring auch Geschwindigkeiten bis 100Mbit/s über die Telefonleitung möglich sein.
In wieweit der Gewerbepark hiervon letztlich ebenfalls profitiert, lässt sich aktuell leider nicht abschätzen. Dennoch gehen wir von einer Verbesserung der aktuell völlig unzureichenden DSL-Versorgung im Gewerbepark aus.
Gewerbliche Kunden im Gewerbepark können von der Telekom bereits heute über eine Glasfaserleitung der Telekom versorgt werden.
Für den OT Großsachsen war der Mobilfunk-Ausbau mit LTE bereits für 2014 angekündigt. Durch denkmalrechtliche Auflagen, müssen aber zuerst die Antennen für alle an diesem Standort tätigen Betreiber abgeändert werden. Somit wird LTE der Telekom erst im 2. Halbjahr 2015 in Großsachsen in Betrieb gehen.
Seitens Telefonica/O2/E-Plus sowie Vodafone liegen der Verwaltung hinsichtlich des Ausbaus der Mobilfunknetze derzeit keine neuen Informationen vor. Sowohl O2 wie auch Vodafone bieten in beiden Ortsteilen UMTS an.
Derzeit wird eine neue Technik mit der Bezeichnung G.fast bei einigen Netzbetreibern diskutiert. G.fast gilt als Nachfolgestandard zu VDSL2. Das Übertragungsverfahren nutzt ebenfalls Vectoring. G.fast verspricht Datenübertragungsraten von bis zu 1 Gbit/s (Sende- und Empfangsrichtung zusammen) über existierende Telefon-Kupferkabel. Aufgrund der hohen Frequenzen ist diese Technik jedoch nur für kurze Leitungsdistanzen bis zu 250 m geeignet. Die Deutsche Telekom hat dazu aber – Stand Januar 2015 – noch keine Feldtests angekündigt.
Die Gemeinde Hirschberg trat mit Beschluss des Gemeinderates am 14. Oktober 2014 dem neu zu gründenden Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar bei. Dieser konstituierte sich am 04. Dezember 2014 in Sinsheim und hat seine Arbeit aufgenommen.
Im Vorfeld dieser Zweckverbandsgründung, wurden in Hirschberg und im gesamten Rhein-Neckar-Kreis (RNK) umfangreiche Voruntersuchungen zum Glasfaserausbau durchgeführt.
Der Zweckverband wird, zum Teil unter Mitnutzung bestehender Infrastrukturen, im Rhein-Neckar-Kreis ein rund 300km umfassendes Glasfaser-Backbone-Netz errichten. An dieses Netz werden sich alle 54 Kommunen des RNK anschließen. Als eines der primären Ausbaugebiete wurde der Gewerbepark in Hirschberg ausgewählt, welcher quasi als Leuchtturmprojekt dienen soll. Der Gewerbepark soll noch in 2015 komplett mit Glasfaser bis in die Gebäude ausgebaut werden. Für diesen Ausbau sind 60.000€ an Eigenkapital im Haushalt 2015 vorgesehen, der Rest wird durch entsprechende, zinsgünstige KfW-Darlehen durch den Zweckverband gedeckt werden.
Die Wohngebiete folgen sukzessive in einem Zeitraum von 10-15 Jahren. Der Gemeinderat hat in der o.g. Sitzung aber bereits bekräftigt, wie dringend er diesen Ausbau für ganz Hirschberg erachtet und strebt einen deutlich kürzeren Zeitraum für den Ausbau an. Maßgeblich für die Erschließung ist jedoch eine Feinplanung, die 2015 erfolgen soll und für die bereits Mittel im Haushalt vorgesehen sind.
Zu berücksichtigen ist, dass alle 54 Kommunen des RNK diesen Weg beschreiten wollen und die Kapazitäten des Zweckverbandes endlich sind. Außerdem sollen, um die Kosten nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, die Verlegung der Leerrohrbündel mit den in den kommenden Jahren anstehenden Straßen- und Kanalsanierungsmaßnahmen koordiniert werden.
Zur Überbrückung dieses Zeitraumes bietet sich jedoch der von der Telekom angekündigte VDSL-Ausbau an, der gleichzeitig sicherlich einen gewissen Wettbewerbsdruck auf die Kabelnetzbetreiber ausüben wird.”