Mannheim, 05. November 2019. (red/pro) Der AfD-Stadtrat Rainer Huchthausen hat in der Zeitungen Junge Freiheit schwere Vorwürfe gegen seinen früheren Arbeitgeber Roche Diagnostics GmbH Mannheim erhoben. Er sei seit Jahren als AfD-Mitglied gemobbt worden und im Oktober sei ihm letztlich 25 Jahren Betriebszugehörigkeit gekündigt worden – obwohl er schwerbehindert sei. Seine Asthmaerkrankung ginge auf die jahrelange Arbeit mit Chemikalien zurück, behauptet er. Das Unternehmen Roche hält sich auf Anfrage von RNB zurück.
Von Hardy Prothmann
Die in der Jungen Freiheit geäußerten Vorwürfe sind schwerwiegend. Rainer Huchthausen berichtet von jahrelangem Mobbing, auch durch den Betriebsrat, SPD-Netzwerke, die gegen ihn agitiert hätten. Er behauptet, durch die Arbeit mit Chemikalien bei Roche schwer erkrankt zu sein. Nach seiner Wahl als einer von vier AfD-Stadträten habe die Betriebsratsvorsitzende gezielt seine Kündigung „angestrebt“.
Zur Jungen Freiheit muss man wissen, dass sie als Publikationsorgan der „Neuen Rechten“ und AfD-nah gilt. Für die rechtsorientierte Leserschaft ist der Text natürlich ein Beleg für gepflegte Vorurteile von Verschwörungen gegen AfD-Mitglieder.
Dass es massive Anfeindungen gegen die AfD, deren Mitglieder und interessierte Bürger gibt, hat das RNB mehrfach berichtet, wodurch wir selbst Anfeindungen von linken Radikalen und Extremisten ausgesetzt waren und sind.
Doch in diesem Fall sind erhebliche Zweifel berechtigt. Das fängt bei der angeblichen Krankheit an. Herr Huchthausen wurde von RNB in der Vergangenheit mehrfach als „Security“ bei AfD-Veranstaltungen gesichtet. Der Kampfsportler ist groß gewachsen, muskelbepackt und macht insgesamt einen agilen Eindruck. Zuletzt war er Anfang September bei einer AfD-Veranstaltung in Feudenheim als Ordner eingesetzt – und dass, obwohl er wegen Asthmas schwerbehindert ist?
Der Jungen Freiheit lagen wohl Dokumente vor, die Herr Huchthausen wohl der Zeitung gezeigt hat. Diese schreibt: „Der Antrag wird von Roche wie folgt begründet: „Das Arbeitsverhältnis ist zunächst 16 Jahre ungestört verlaufen. Allerdings überschreiten die seit dem Jahr 2012 angefallenen krankheitsbedingten Fehlzeiten das Übliche wesentlich. Dem Arbeitgeber sind dadurch vom 1. Januar 2012 bis 31. Juli 2019 wirtschaftliche Belastungen in Höhe von insgesamt 68.208,60 Euro entstanden.““
Krankheitsbedingte, erhebliche Fehlzeiten passen nicht zum Eindruck, den das RNB zur Person hat. Bei fast alle AfD-Veranstaltungen wurde er gesichtet, auf Facebook gibt es zahlreiche Bilder, die ihn bei Veranstaltungen oder als plakatierenden Wahlkämpfer zeigen.
Hier das Video:
Wir haben das Unternehmen Roche Diagnostics dazu angefragt, die Tochter des Schweizer Hoffman-La Roche-Konsens hat einen hervorragenden Ruf, auch als Arbeitgeber. Die veröffentlichen Vorwürfe passen so gar nicht zum bisherigen Bild, dass das Unternehmen in der Öffentlichkeit abgibt. Hinzu kommt ein Dilemma – arbeitsrechtlich wäre es äußerst heikel, sich detailliert zu äußern. Dementsprechend kurz fällt die Antwort aus: „Roche verpflichtet sich, alle Mitarbeitenden fair und gleich zu behandeln. Diese Grundsätze gelten für sämtliche Aspekte des Arbeitsverhältnisses wie Einstellung, Arbeitszuteilung, Beförderung, Vergütung, Arbeitsdisziplin und Kündigung. Sie haben aber sicher Verständnis, dass wir uns grundsätzlich zu laufenden arbeitsrechtlichen Einzelfällen nicht äußern.“
Zumindest indirekt bestätigt Roche den „arbeitsrechtlichen Einzelfall“.
Auf die Idee, dass sich die Tochter eines weltweit führenden Chemieunternehmens mit Sicherheit kein solches Verhalten leisten kann, selbst wenn dort jemand so denken sollte, kommen die Verschwörungstheoretiker nicht. Roche ist gerade durch die Branche auf einen exzellenten Ruf angewiesen und es ist eher sehr unwahrscheinlich, dass man sich wegen eines Gemeinderats, der sich nach unserer Kenntnis noch nie in den Gremien zu Wort gemeldet hat, eine derartige „Story“ einfangen möchte.
Merkwürdig ist auch, dass Herr Huchthausen sind trotz der massiven Vorwürfe nicht weiter äußert. Die Lokalzeitung Mannheimer Morgen berichtet, er habe sich auf Anfrage nicht äußern wollen. Möglich ist auch, dass ihm ein Anwalt dazu geraten hat, denn die Angaben im Bericht der Jungen Freiheit sind derart schädlich für Roche, dass mindestens mit dieser Darstellung das Vertrauensverhältnis zwischen Unternehmen und früherem Arbeitnehmer als restlos zerstört angesehen werden kann.
Ob Herr Huchthausen eine gerichtliche Auseinandersetzung anstrebt, ist bislang nicht bekannt, wäre aber zwingend, da er mit 57 Jahren und erkrankt auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr vermittelbar ist, wie auch die Junge Freiheit feststellt. Offen ist auch, ob Roche gegen den Ex-Mitarbeiter vorgeht. Aus RNB-Sicht hat Herr Huchthausen das Unternehmen ausreichend munitioniert durch die persönlichen Anwürfe, auch gegenübe der namentlich mehrfach genannten Betriebsrätin, die als Tatsachenbehauptungen eine massive Rufschädigung darstellen.
Für gewisse Kreise dürfte das zunächst keine Rolle spielen – wieder einmal wird der Opfermythos gepflegt. Teils ist das in der Vergangenheit bis heute auch gerechtfertigt – in diesem Fall bestehen jedoch erhebliche Zweifel am Wahrheitsgehalt der Story.