Mannheim, 05. Oktober 2015. (red/ms) Die Stadt Mannheim tritt dem Rainbow Cities Network bei – damit soll ein weiterer Schritt gegen Diskriminierung und für eine offene und tolerante Gesellschaft gegangen werden. Das Netzwerk will sich insbesondere für die Gleichberechtigung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen einsetzen. Die Teilnahme der Stadt Mannheim fand im Hauptausschuss des Gemeinderats eine breite Mehrheit.
Von Minh Schredle
Im Jahr 2013 wurde das Rainbow Cities Network ins Leben gerufen, um sich unabhängig von der sexuellen Orientierung für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung einzusetzen.
Ausschlaggebend für die Gründung könnte aus Sicht der Stadt Mannheim eine Studie gewesen sein, an der 92.000 lesbische, schwule, bisexuelle und transgeschlechtliche Bürger/innen der Europäischen Union teilgenommen haben. Die Ergebnisse zeigen einen dringlichen Handlungsbedarf gegen Diskriminierung, die im Alltag nach wie vor allgegenwärtig ist.
Zwei Drittel der Befragten versteckten die Tatsache, dass sie lesbisch, schwul, bisexuell oder transgeschlechtlich sind, in der Schule. Über 60 Prozent waren mit negativen Kommentaren oder Schikanen konfrontiert.

Noch immer sind Diskriminierung und Vorurteile in der Gesellschaft weit verbreitet. Die Stadt Mannheim will etwas dagegen tun. Archivbild: Christopher Street Day 2013.
19 Prozent fühlten sich bei der Arbeit diskriminiert oder bei der Bewerbung um einen Job benachteiligt. Gut ein Viertel gab an, in den vergangenen fünf Jahren wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität angegriffen oder bedroht worden zu sein. 66 Prozent von ihnen – unter homosexuellen und bisexuellen Männern sogar 75 Prozent – gaben an, Angst zu haben, auf der Straße Hand in Hand mit einem gleichgeschlechtlichen Partner zu gehen.
Das Rainbow Cities Network will dagegen aktiv vorgehen. Aktuell gibt es weltweit 21 Städte die daran beteiligt sind, darunter fünf deutsche: Berlin, Hamburg, Hannover, Köln und München. In der Beitrittserklärung heißt es unter Anderem:
Kommunen tragen in einem breiten politischen Spektrum Verantwortung und verstehen sich als Dienstleisterinnen für alle Bürger/innen. Sie stellen sicher, dass alle Bürger/innen gleich behandelt werden und den gleichen Zugang zu Dienstleistungen haben, die von der lokalen Verwaltung zur Verfügung gestellt werden. Außerdem sind sie für die Schaffung eines Umfelds verantwortlich, das von Respekt für Vielfalt und Inklusion bestimmt ist.
Nach Schilderung der Stadtverwaltung setze ein Beitritt – vergleichbar mit der Unterzeichnung der Charta der Vielfalt im Jahr 2013 – ein Zeichen der Wertschätzung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI). Außerdem könne das Vielfaltsmanagement der Stadt über das Rainbow-Cities-Netzwerk Erfahrungen mit anderen austauschen. So könnten auch die internationalen Beziehungen der Stadt Mannheim verbessert werden.
Im Rainbow-Cities-Network gibt es keinen Mitgliedsbeitrag. Allerdings entstehen für Kosten, damit Mitarbeiter der Stadt an den jährlichen Vernetzungstreffen teilnehmen können. Aus diesem Grund stimmte Stadträtin Dr. Birgit Reinemund stimmte dem Beitritt ins Netzwerk nicht zu. Das Vielfalt-Management der Stadt Mannheim solle ihr zufolge weiterhin ausschlielich lokal arbeiten und nicht international.
Der Großteil des Hauptausschusses sprach sich dagegen deutlich für eine Teilnahme aus. Schließlich wurde der Beitritt mehrheitlich beschlossen. Außer der von Dr. Reinemund kam die einzige Gegenstimme von Eberhard Will (ALFA). Stefan Ratzel (CDU) enthielt sich. Am 06. Oktober wird der Gemeinderat erneut über den Beitritt in das Netzwerk abstimmen. Theoretisch könnte sich das Gremium noch abweichend entscheiden – da sich im Hauptausschuss allerdings eine breite Mehrheit von Befürwortern zeigte, ist die Zustimmung des Gemeinderats eher eine Formsache.