Mannheim, 05. Juni 2015. (red/ms) Mehr als 40 Prozent der Mannheimerinnen und Mannheimer haben einen Migrationshintergrund. Bei den Kindern unter 6 Jahren sind es sogar etwa 60 Prozent. Welche Herausforderungen ergeben sich dadurch? Und wie stehen die Oberbürgermeisterkandidaten zu den Themen Integration und Zuwanderung?
Von Minh Schredle
Mannheim ist von Migration geprägt: Aktuell haben etwa 42 Prozent der Stadtbevölkerung ihre Wurzeln im Ausland. In den Stadtteilen Neckarstadt-West und Jungbusch machen sie jeweils rund 60 Prozent der Bevölkerung aus. Auf das gesamte Stadtgebiet betrachtet haben nach Angaben der Verwaltung sechs von zehn Kindern unter sechs Jahren einen Migrationshintergrund.
Die meisten dieser Menschen stammen aus der Türkei. Mit knapp 28.000 Bürgerinnen und Bürgern stellen sie mit deutlichem Anteil die größte Gruppe von Zugewanderten dar. Viele von ihnen haben kein Wahlrecht – nämlich dann, wenn sie keine deutsche Staatsbürgerschaft haben.
Anders verhält es sich bei den sogenannten Unionsbürgern, die bei Kommunalwahlen bevorzugt werden: Polen, Italiener, Rumänen, Bulgaren, Griechen, Spanier, kurzum: Alle Menschen, die aus einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union stammen, sind am 14. Juni ebenfalls stimmberechtigt, wenn sie älter als 16 Jahre alt sind und schon mehr als drei Monate in Mannheim leben.
Alle wollen mehr Sprachförderung
Die Migranten und kulturelle Vielfalt sind eine Bereicherung für die Stadtgesellschaft – da sind sich alle Oberbürgermeisterkandidaten einig. Doch – und auch hier herrscht Konsens – ergeben sich in diesem Kontext auch zahlreiche Herausforderungen.
So leben nach Schätzungen bis zu 6.000 Bulgaren und Rumänen in Mannheim, die nicht gemeldet sind und häufig unter problematischsten Wohnbedingungen leben. In vielen Fällen ist auch die schulische Ausbildung dieser Zugezogenen auf einem bedenklichen Niveau.
Allgemein werden von den Oberbürgermeisterkandidaten Verständigungsschwierigkeiten als größtes Problem betrachtet – eine gemeinsame Sprache ist die Ausgangsbasis für ein funktionierendes Miteinander.
Top-Thema Migration |
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Dr. Peter Kurz hat sich während seiner Amtszeit immer wieder gegen Fremdenhass engagiert und ist bei zahlreichen Demonstrationen als Redner aufgetreten.
In den vergangenen Jahren habe man den Bedarf von Schulanfägnern nach Sprachförderung von 28 Prozent auf 14 Prozent reduzieren können, heißt es in seinem Wahlprogramm.
sagt Herr Dr. Kurz. Daher plane er, eine kleine städtische Gesellschaft neben der GBG zu gründen, die dort Umgestaltungsprojekte realisieren soll, wo „notwendige Impulse aus dem Markt ausbleiben. |
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Christopher Probst spricht davon, dass der überwältigende Großteil der Migranten gut integriert sei und ein ganz normales Leben führe. Allerdings würden sich auch einige Herausforderungen ergeben, etwa durch mangelhafte Sprachkenntnisse.Daher wolle er entsprechende Angebote auch für erwachsene Mitbürger schaffen, die „nicht an den finanziellen Voraussetzungen scheitern dürfen“.
Man sei bereit, Qualifizierungsmaßnahmen und Ausbildung zu bieten, fordere aber auch nachdrücklich, dass diese angenommen werden. Er erwarte von allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die freiheitlichen Werte, wie sie im Grundgesetz verankert sind, zu akzeptieren. Politischer und religiöser Extremismus dürfe nicht toleriert werden. |
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Mannheim sei ein Vorbild für Vielfalt und man dürfe stolz sein auf gelebte Weltoffenheit und Toleranz, heißt es im Wahlprogramm von Herrn Rosenberger. Aber:
Viele Stadtteile seien zu homogen. Außerdem wolle auch er sich verstärkt für die Sprachförderung von Erwachsenen einsetzen:
Innerhalb von fünf Jahren wolle er dafür sorgen, dass alle Mannheimerinnen und Mannheimer die deutsche Sprache erlernen. |
Anm. d. Red.: Dieser Bericht ist Teil einer Serie, in der wir die verschiedenen Positionen der Kandidaten vorstellen. Bis zur Wahl am 14. Juni veröffentlichen wir zu den TOP-Themen eine Artikelreihe, die sich mit den Unterschiedenen und Gemeinsamkeiten in den Wahlprogrammen befassen und die Sie allesamt unter dem Schlagwort „Wahlkampfpositionen“ finden können werden. Die aufgeführte Reihenfolge der Kandidaten entspricht keiner Präferenz, sondern erfolgt nach dem Alphabet.
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