Mannheim, 05. November 2014. (red/pm/ms) Der SV Waldhof Mannheim hat am 03. November bekannt gegeben, die „Mannheimer Erklärung“ unterzeichnet zu haben. Damit will sich der Verein zu Offenheit und Toleranz bekennen und ein Zeichen gegen aktuelle Entwicklungen in einigen Hooliganszenen setzen.
Von Minh Schredle
2009 hat der Mannheimer Gemeinderat die Mannheimer Erklärung einstimmig beschlossen und verabschiedet. Sie ist ein Bekenntnis zur Offenheit und Toleranz und kann sowohl von Unternehmen und Vereinen, wie auch von Privatbürgern unterzeichnet werden – allerdings ist sie bislang noch nicht besonders bekannt.
Nach dem Stand vom 15. Oktober 2014 haben gerade einmal 100 Institutionen und 83 Bürger die Erklärung unterzeichnet. Der Geschäftsführer des SV Waldhofs, Andreas Laib, sagte dazu:
Der Waldhof hätte die Mannheimer Erklärung auch schon früher unterzeichnet. Allerdings war uns lange Zeit gar nicht bewusst, dass es sie gibt. Wir sind unter den ersten 100, die unterschrieben haben. Und jetzt wollen wir dafür sorgen, dass die Erklärung zu größerer Bekanntheit kommt.
In der Erklärung heißt es unter Anderem:
Von keinem der Unterzeichner wird akzeptiert, wenn in Mannheim Menschen wegen ihrer Herkunft und ihres Glaubens herabgewürdigt und angegriffen werden. Auf unseren schärfsten Widerspruch trifft erst recht jeder Aufruf zu Gewalt.
Wie plant der SV Waldhof gegen Gewalt im Stadion und in der Hooliganszene vorzugehen? Herr Laib stellt klar, dass es wichtig sei, als Verein politisch neutral zu bleiben – allerdings sei Extremismus nicht zu dulden.
Nazischlägern droht Stadionverbot
Der Verein positionierte sich in einer Pressemitteilung eindeutig gegen nationalsozialistische Ideologien:
Der SV Waldhof will, insbesondere auch im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen, ein Zeichen gegen interreligiöse und interkulturelle Konflikte setzen und bekennt sich hiermit einmal mehr zu Respekt, Vielfalt und Toleranz. Hautfarbe, Religion oder sexuelle Orientierung dürfen keinesfalls ein Vorwand für Ausgrenzung und Ablehnung sein.
Ein weiterer Schritt sei laut Herrn Laib das Stadionverbot gegen den NPD-Stadtrat Christian Hehl gewesen. Außerdem habe man vor zwei Jahren eine Liste mit Zeichen und Symbolen veröffentlicht, die im Stadium verboten sind. Und weiter:
Sollten Menschen mit eindeutigen Verbindungen zu unserer Fanszene durch Gewalt egal welcher Art und Motivation auffallen, haben sie mit einem Stadionverbot zu rechnen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich potenziell gewaltbereite Fans davon abschrecken lassen. Im September haben einige Männer „Flagge für Hehli“ bekannt und verbotene Symbole zur Schau gestellt – darauf kündigte der Verein schärfere Sicherheitskontrollen an.
Genaue Beobachtung wichtig
Herr Laib gab damals an, dass eine „verstärkte Politisierung von Fans durch Rechte in der jüngeren Vergangenheit nicht zu beobachten“ sei – unsere Leser schilderten uns das teilweise anderes.
Sicher ist also, dass die Szene genauestens beobachtet und kontrolliert werden muss, wenn die Unterzeichnung der Mannheimer Erklärung mehr als bloß ein Lippenbekenntnis sein soll.