Schriesheim/Rhein-Neckar, 05. März 2012. (red/cr) Die Baden-Württemberger Auswahl triumphiert. Mit neun von zwölf Siegen, darunter auch ein echter KO, bezwangen die Boxer aus Baden-Württemberg die Gäste aus Bayern.
Von Christian Ruser
Vor dem Festzelt des Mathaisemarkts stehen Dutzende von Sportbegeisterten friedlich in der Schlage, um sich ein Ticket für den Vergleichskampf Bayern – Baden-Württemberg zu sichern. Im Zeltinneren füllen sich die Plätze um den Boxring und die Spannung steigt. Es hat schon einen Hauch von Las Vegas, als der Ehrenpräsident des Deutschen Boxsport-Verbands.eV. die Mannschaften aus Bayern und Baden-Württemberg begrüßt.
Die Bayern werden von Boxern aus Thüringen unterstützt, da einige Kämpfer krankheitsbedingt ausfallen. Es haben sich aber zwölf Sportler gefunden, die den Gastgebern in der roten Ecke die Stirn bieten wollen. Neben drei Juniorenkämpfen und den acht Männerpaarungen, wird es in diesem Jahr zum ersten Mal auch einen Kampf zwischen zwei Boxerinnen geben. Romana Mayer wird für Bayern gegen Anna Rommerskirchen kämpfen. Für beide ist es ihr zweiter Kampf.
Die Mannschaften nehmen im Ring Aufstellung, die einzelnen Boxer reichen sich die Hände. Nach dem traditionellen Sportlergruß und einem dreifachen „Ringfrei“-Ruf, kann der erste Kampf beginnen. Die Kämpfe werden über drei Runden gehen.
Baden-Württembergs Boxjugend ist nicht zu stoppen
Die Vergleichskämpfe beginnen mit den Junioren. Den Anfang machen der Thüringische Landesmeister Ali Ablulamer und der mehrfache Baden-Württemberg-Meister Nurshan Bisenov.
Der Bayer ist wendig und dominiert schnell den Ring. Doch lässt er immer wieder Lücken in seiner Deckung, die Nurshan Bisenov ausnutzt, um Jap zu schlagen und die eine oder andere Kombination anzubringen. Nach drei Runden ist es vorbei. Für die Kampfrichter steht fest, Sieger nach Punkten ist Nurshan Bisenov.
Ein gelungener Auftakt für Baden-Württemberg. Das beflügelt Bisenovs Teamkollegen ebenfalls zu Höchstleistungen. Denis Schneider bezwingt Zanar Ossur und Alexandros Sisca dominiert Serkan Celik. Somit entscheiden die Boxjunioren alle drei Kämpfe für Baden-Württemberg.
Ende der Siegesserie
Den ersten Kampf der Männer kann Diaz Kuzembaew ebenfalls für die Gastgeber entscheiden, doch dann stoppt der 27- jährige Eugen Dahinten erstmal die Siegesserie. In einem schönen, aber sichtlich anstrengenden Kampf zeigt er gegen Sinan Bayrak den kühleren Kopf. Auch wenn bei beiden Sportlern die Schwinger in Runde drei oft ins Leere gehen, kann Dahinten zwei von drei Runden für sich entscheiden. Dahinten boxt sich also nach vorne. Auch Alexej Schewtschuk kann den Sieg nach Bayern holen.
Zum ersten Mal Frauen in Ring
Nun kommt es zur Premiere. Ramona Mayer tritt für Bayern in die rote Ecke. In der blauen Ecke nimmt die Schriesheimerin Anna Rommerskirchen unter lautem, lokalpatriotischem Beifall ihre Position ein. Kaum ist die Glocke geschlagen, stürmt sie bereits auf ihre Gegnerin zu, schlägt Japs und täuscht an. Romana Mayer ist sichtlich in der Defensive. Anna Rommerskirchen gelingt es über drei Runde klar zu dominieren und holt so wieder einen Sieg nach Baden-Württermberg.
Schwere Jungs im Ring
Nach einer kleinen Pause geht es weiter. Nun kommen die „schweren Jungs“, wie sie Kranz gerne nennt. Doch von Schwere ist im Ring überhaupt nichts zu spüren. Mit einem enormen Tempo legt Albert Mut vor. Sein Gegner aus Augsburg, Jeremy Bens, wirkt bereits in Runde 1 deutlich angeschlagen. In Runde 2 zeigt er zwar mehr Kampfwillen, doch ist Albert Mut entschlossen den Kampf zu gewinnen. Er siegt nach Punkten mit zwei zu eins.
Ringrichter bricht Kampf ab
Dass es nicht nur in den Kampfklassen immer schwerer, sondern auch härter wird, zeigt sich deutlich im Kampf zwischen Steve Wasielewski und Igor Teziev. Obwohl beide Boxer erst 20 bzw. 19 Jahre alt sind, kämpfen sie auf hohem Niveau.
Wasielewski ist Thüringischer Landesmeister 2010 und Vizemeister 2011. Der Esslinger Tezievwar Deutscher Juniorenmeister 2010 und Deutscher Vize Meister der U21 2011. Fäuste fliegen, man versucht den Gegner zu umlaufen. Ist erst eine Lücke in der Deckung gefunden, wird sie mit einem Hagel an Schlägen ausgenutzt.
Doch kann Igor Tetziev seine Treffer besser platzieren, so dass sein Gegner zwei Mal angezählt wird. In der dritten Runde schließlich, eine Kombination von Schlägen hatte gerade erst Wasielewskis Helm verschoben, schreitet der Ringrichter ein und bricht den Kampf ab. Ein deutlicher Sieg für Baden-Württemberg durch RSC (referee stops contest), also Technischer KO.
KO kurz vor Schluss
Im folgenden Kampf scheint das Glück mehr auf Seiten der Bayern zu liegen. Beide Kämpfer haben noch keine zehn Kämpfe hinter sich, haben aber eine gute Technik. Durch seine gute Beinarbeit kann Berisha Artjom aus Bayern die Schläge von Roman Lysun oft ins Leere laufen lassen. Selbst gelingen ihm platzierte Treffer, die an der Konstitution seines Gegners zehren. Aus dem Publikum werden vereinzelte Anfeuerungsrufe laut, doch glaubt keiner mehr an den Sieg. In der dritten Runde gelingt Roman Lysun jedoch die Überraschung. Mit einem Leberhaken schickt er den anderen Boxer auf die Bretter. Sieg durch Knockout!
So setzt auch Andreas Wahl die Siegesserie für Baden-Württemberg fort. Er siegt mit zwei zu eines nach Punkten. Für das Publikum eine Überraschung, die es teilweise mit empörten Pfiffen kommentiert, hatte am Ende der Bayer Roman Gorst doch klar dominiert. Viele im Publikum schütteln voller Unverständnis den Kopf. Eine Reaktion, die sich Heinz Altenkirch, dienstältester Punktrichter in Deutschland, so erklärt:
Die Leute nehmen die letzte Runde im Kopf mit.
Die hat nach Meinung von Heinz Altenkirch der bayerische Gorst deutlich gewonnen. Nicht aber die ersten beiden – also ist der Sieger Andreas Wahl.
Ehrenrettung für Bayern
Im letzten Kampf zeigen die Bayern nochmal, dass sie siegen können. Im Superschwergewicht dominiert der 21-jährige Romano Kujak aus Würzburg in allen drei Runden den Ring. Er siegt mit klaren 3:0 Punkten gegen den 32-jährigen Andreas Becker aus Karlsruhe.
Die Boxmatinee in Schriesheim entscheidet Baden-Württemberg mit 18 Punkten eindeutig gegen Bayern, die nur sechs Punkte erreichen.
Das gemischte Publikum war mit den teils sehr spannenden Kämpfen zufrieden. Natürlich wurde im Anschluss viel gefachsimpelt – man ließ die besonders spannenden Momente noch einmal Revue passieren. Boxen auf dem Schriesheimer Mathaisemarkt ist und bleibt eine herausragende Veranstaltung.
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