Rhein-Neckar/Heidelberg, 04. Mai 2017. (red/pol/pro) Eine vermüllte Neckarwiese, voll gekotzte und gepinkelte Gärten, Alkoholleichen – auch dieses Jahr haben Abiturienten “gefeiert” und fallen dabei mehr als negativ auf. Die Polizei hat jetzt auf Facebook einen offenen Brief an die jungen Leute abgesetzt, den wir dokumentieren.
Facebook-Posting des Polizeipräsidiums Mannheim:
“Liebe Abiturientinnen, liebe Abiturienten, liebe Realschülerinnen und Realschüler,
wir wollen ja hier nicht den „Oberlehrer“ geben, Eure Prüfungen sind ja rum oder fast rum, aber etwas Nachhilfe haben einige von Euch offenbar nötig:
Religion:
Hier scheint Ihr ganz gut aufgestellt, zumindest, was “Eure Religion” betrifft: Dass Ihr nach Abschluss eurer schriftlichen Prüfungen, – zumindest ist es für einen Großteil von Euch vorbei – erstmal gemeinsam auf die Neckarwiese zieht, um abzufeiern, war so sicher, wie das Amen in der Kirche. Es war auch abzusehen, dass mehr „Jünger“ zur Neckarwiese pilgern würden, als in den letzten Jahren. Für gutes Wetter habt ihr ja offenbar noch rechtzeitig gebetet.
Geschichte:
In jedem Jahr ziehen wir hier auf Facebook eine etwas andere Bilanz, persönlich, direkt und auf Euch zugeschnitten, aber dennoch differenziert. Eigentlich könnten wir dieses Jahr sämtliche Beiträge der vergangenen Jahre zur Hand nehmen und sie als Blaupause für diesen Beitrag mit der Überschrift „Und jährlich grüßt das Murmeltier“ verwenden. Es stellte sich für uns vielmehr die historische Frage, ob wir dieses Jahr überhaupt wieder einen Beitrag verfassen sollen, oder ob wir dem Ganzen damit noch mehr Beachtung verschaffen, als notwendig.
Wahrscheinlichkeitsrechnung:
Viele Sturzbesoffene – rund 30 von Euch – mussten in den Zelten von DRK und DLRG medizinisch erstversorgt werden, davon wurden zehn in die Kinderklinik oder andere Notaufnahmen verfrachtet, weil sie sich ins Koma „getrunken“ hatten. Damit war fast zu rechnen. Weniger damit, dass ein 16-Jähriger kurz nach 13 Uhr bereits über 1,6 Promille intus hatte.
Kein Novum der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist, dass Müll einfach nicht von alleine in die Mülleimer wandert, die wieder zuhauf aufgestellt waren. Viele waren um 18 Uhr noch fast leer. Die Wiese drumherum war allerdings wieder zugemüllt. Den vielen Pfandsammlern war es jedenfalls zu verdanken, dass es nicht noch schlimmer aussah. Da wurden ganze Bierkästen davongetragen.
Abiturienten feiern ihre “Hochschulreife” – vielen fehlt aber die nötige Reife, um zu wissen, wie man sich benimmt. Foto: privat
Sozialkunde:
Ein absolutes „No-Go“ ist es, die Fassaden, aber auch die Vorgärten und Hinterhöfe der angrenzenden Anwesen massenhaft zum Urinieren und schlimmer noch, auch zum Verrichten „größerer“ Geschäfte zu nutzen!
Den Vogel schossen zwei Jungs ab, die vor unseren Augen ein Auto angepinkelt haben. Die daneben stehende Mauer war wohl zu uncool?! Der VW hat jedenfalls im Frontbereich getrieft vor Urin… Leider konnten die beiden in der Menge untertauchen.
Ethik:
Über Respektlosigkeiten uns gegenüber haben wir noch keinen Satz verloren – nur kurz: Die Polizei – Dein Freund und Helfer, aber nicht Eure „Babysitter“.
Wir waren für alle als Ansprechpartner da, die friedlich feiern wollten. Dass man sich dann aber wieder einmal anhören muss „Hast Du überhaupt Abitur?“ oder „Mein Vater ist Rechtsanwalt, der zeigt Dir deine Grenzen!“ und ähnliches, das zeugt nicht gerade von einer guten Kinderstube oder gewissen Reife.
Wir wollen jetzt nicht die Moralapostel geben. Wir und alle weiteren Rettungskräfte sind nur die „Feuerwehr“, die, wenn etwas schief läuft, zur Stelle ist.
Das aber für einen Teil von Euch „Es eskaliert ja eh“ bereits Teil Eurer Tagesplanung ist, können wir so nicht akzeptieren. Das ist dann tatsächlich Verschwendung unserer Zeit!
Deutsch zum Schluss
Liebe Schulabgänger, ein gereimter Gruß zum Schluss:
Auch mit dem Nachdenken ist nach den Prüfungen hoffentlich nicht Schluss!
Stehen noch Prüfungen aus,
holt das Beste für Euch raus!
Wir wünschen Euch schon mal eine gute Zeit,
und hoffen, die Zukunft hält einiges für Euch bereit!
Und wenn Ihr die Schönheit der Neckarwiese und der Altstadt auch auf andere Weise zu würdigen wisst,
ist Euch künftig unsere Anerkennung gewiss!
