Weinheim, 04. November 2019. (red/pm) Sein Name fiel öfter: Martin Heckmann. Er war der Grandseigneur der Jugendsozialarbeit in Weinheim und bis zu seinem Tod Anfang des Jahres eine Weile schon der letzte noch lebende Gründer des Stadtjugendring Weinheim e.V. 1948 gründete sich der Dachverband der Weinheimer Jugendorganisationen – ein Jahr vor der Bundesrepublik Deutschland. „Demokratiebildung war damals das Gebot der Stunde“, erinnerte jetzt Martin Wetzel, der Geschäftsführer des Stadtjugendrings, „Männer wie Martin Heckmann wussten das genau“.
Information der Stadt Weinheim:
“Im Jahr 2019 sind die Aufgaben wieder ähnlich. Die Gesellschaft droht auseinanderzudriften, extreme politische Kräfte bedrohen die Demokratie. „Wir sollten oft an Martin Heckmann denken“, wünschte sich Wetzel. Unter seiner Leitung sowie jener der ehrenamtlichen Vorstandschaft unter der Führung von Dagmar Himmel, hat sich der Stadtjugendring mit einer neuen Geschäftsordnung sowie einer neuen Satzung mit Präambel für die Zukunft aufgestellt. Die Mitgliederversammlung am Freitagabend beschloss sämtliche Neuerungen einstimmig.
Die neuen Präambel nimmt sogar direkt Bezug auf das Gründungsjahr 1948 und definiert: „Auch Jahrzehnte später sind junge Menschen aufgerufen, sich verantwortlich für die Demokratie in Weinheim, in Baden-Württemberg, in Deutschland und darüber hinaus einzusetzen und ihren Beitrag für Frieden, Gerechtigkeit und Gleichheit zu leisten. Antisemitismus, Nationalismus und menschenverachtendes und faschistisches Gedankengut dürfen keinen Resonanzboden mehr finden.“
Die Präambel legt weiter fest: „Auf diesem Boden und mit diesem grundlegenden Verständnis tritt der Stadtjugendring Weinheim e.V. und seine Mitglieder für ein gleichberechtigtes und partnerschaftliches Zusammenleben aller Menschen ein, egal welcher Herkunft, Geschlecht, sexueller oder religiöser Orientierung, Nationalität oder kulturellem Verständnis.“ Jeder neue Mitgliedsverband muss bei seinem Aufnahmeantrag dieser Präambel künftig zustimmen; sie ist die Eintrittskarte in den Stadtjugendring. Die Satzung selbst hat einige redaktionelle Anpassungen und zumindest zwei wesentliche Änderungen.
Die Änderungen der Satzung
Erstens: Künftig haben nicht nur Vereine sondern auch Jugendinitiativen und Jugendgemeinschaften eine Stimme. Dazu zählen auch gemeinnützige Organisationen, die im Sinne der organisierten und nicht organisierten Jugendarbeit tätig sind. Damit öffnet sich der Stadtjugendring neuen Gruppen, die auch weniger organisatorischen Unterbau haben müssen.
Zweitens: Der hauptamtliche Geschäftsführer, der Mitarbeiter der Stadt Weinheim ist, gehört nicht mehr dem Vorstand an; dieser ist nun nur noch ehrenamtlich besetzt mit einer oder einem Vorsitzenden, einem Stellvertreter und maximal fünf Beisitzern. Damit soll künftig eine noch sauberere Arbeitsteilung zwischen Haupt- und Ehrenamt gewährleistet sein.
Viele Erstwähler bei der Kommunalwahl erreicht
In seinem Jahresbericht räumte Martin Wetzel ebenfalls der Demokratiebildung breiten Raum ein und berichtete von einem Aufsehen erregenden Wahlforum zur Kommunalwahl im Mai. „Wir haben insgesamt 1000 Erstwähler erreicht“, beschrieb er. Das Beteiligungsprojekt sei zu „einem Riesenevent“ geworden.
Auch weitere Tätigkeitsfelder des Stadtjugendrings wurden beleuchtet, sie sind vielfältig: Mobile Jugendarbeit, Netzwerk MGH, Carillonia-Teen Club, die Kids-Clubs an Schulen, Ferienspiele und – betreuung, der Israel-Austausch, eine ganze Reihe von Veranstaltungen, unter anderem soll es in Partnerschaft mit den Weinheimer Jugendmedien ein „School’s-Out-Festival“ Ende Juli 2020 geben – bei allem steht der Stadtjugendring auch wirtschaftlich solide da, wie Kassenprüfer Gerd Wachter bescheinigte.
Zum Thema Demokratiebildung gehört für Martin Wetzel und Dagmar Himmel auch der nicht nachlassende Wunsch nach einem „Haus für alle“. „Wir brauchen mehr Raum für Jugendarbeit“, betonte der Geschäftsführer. Demokratie funktioniere nur, beschrieb er, „wenn wir uns begegnen“. Jugendliche dürften sich nicht voneinander in Gruppen und Milieus separieren, das Gegenteil müsse angestrebt werden, und das sei nur in einem gemeinsamen Haus möglich – in dem Jugendliche ungeachtet des Schulabschlusses und der kulturellen Prägung aufeinandertreffen. Auch in dieser Hinsicht sollte die neue Satzung zur Aufbruchstimmung genutzt werden, wünscht sich die Stadtjugendring-Führung 71 Jahre nach der Gründung und im Andenken an Martin Heckmann.”