Mannheim, 04. November 2019. (red/pm) Innovationen sind nur sinnvoll, wenn sie nachhaltig sind – wenn sie ökonomisch, aber auch ökologisch und sozial einen Mehrwert bieten. Mannheim will nachhaltige Innovationen im Dialog mit Unternehmen, Startups und der Stadtgesellschaft zukünftig noch stärker vorantreiben. Im Rahmen des Innovationsfestivals „innomake!“ eröffnete das Symposium „people I planet I profit“ den Diskurs zu diesem Zukunftsthema – und zog bei der Premiere mehr als 300 Besucher in den Mannheimer Rosengarten.
Information der Stadt Mannheim:
„Mannheim ist eine Stadt der Innovationen – und besonders wichtig ist für uns die Frage, wie wir Innovationen befördern, die uns nachhaltig werden lassen. Mit unserem Leitbild ‘Mannheim 2030‘ wollen wir die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen umsetzen “, erklärte Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in seiner Eröffnungsrede. „Dieses Ziel bedeutet aber auch eine grundlegende Veränderung der Art unseres Wirtschaftens und unserer Art zu leben – und mit diesem Symposium eröffnen wie hierzu die Debatte.“
Dieser Diskurs begann für die Besucher bereits im Foyer des Musensaals, in den das Symposium wegen der großen Nachfrage kurzfristig verlegt werden konnte. Dort waren acht Konzeptposter ausgestellt, die zuvor in einem ganztägigen Design Thinking-Workshop entwickelt wurden. „Wie können wir Innovationen nachhaltig gestalten?“ lautete die Fragestellung des Workshops. Die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – ein vielfältiger Mix aus Vertretern Mannheimer Unternehmen, Wissenschaftlern, Kreativwirtschaft und Startups entwickelten kreative Ideen und konkrete Lösungskonzepte.
Die Rolle von Kommunen im Nachhaltigkeitsprozess
Bevor vier ausgewählte Konzepte dem Publikum vorgestellt wurden, wies Oberbürgermeister Dr. Kurz darauf hin, dass das Symposium gleichzeitig den Auftakt zum Urban Thinkers Campus 2019 bildet. Im Auftrag der „World Urban Campaign“ von UN Habitat, dem Wohn- und Siedlungsprogramm der Vereinten Nationen, richtet Mannheim zum dritten Mal als einzige deutsche Stadt einen UTC aus. In diesem Zusammenhang betonte der italienische Architekt und Stadtplaner Roi Chiti, UN-Habitat Coordinator, in seinem Vortrag die wichtige Rolle von Kommunen im Nachhaltigkeitsprozess. Mannheim sei ein „bemerkenswertes Beispiel“ für Städte, die ihre Entwicklungsstrategie konsequent an den 17 „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der Vereinten Nationen ausrichten.
„Um unser Ziel, die Umsetzung der SDGs zu erreichen, brauchen wir Partnerschaften und Kooperationen mit dem Privatsektor. In Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Region lassen sich konkrete Beiträge zur Verbesserung des Klimas oder der sozialen Gerechtigkeit leisten“, sagt OB Dr. Peter Kurz.
Als Vertreterin eines regional ansässigen Unternehmens beschrieb Christine Susanne Müller, verantwortlich für Nachhaltigkeit und Change Management bei SAP, Chancen und Herausforderungen zur Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen aus der Sicht eines global präsenten Unternehmens. Als große Chance seien die SDGs für Unternehmen wie SAP ein Beschleuniger auf dem Weg zu einer lebenswerten Welt für zukünftige Generationen.
Visionäre Konzepte vorgestellt: inspirierender Design Thinking-Workshop mit Unternehmern und Startups aus Mannheim und der Region
Dass Nachhaltigkeitsaktivitäten in Zeiten von „Greenwashing“ möglichst transparent gemacht werden sollten, zeigten auch mehrere Workshop-Konzepte, wie das Projekt „Rating for Future“, eine Art Gütesiegel, das auf der Grundlage messbarer Daten Verbraucher informiert, wie nachhaltig ein Produkt hergestellt ist.
Ein weiteres Team stellte die Idee einer App vor, die Konsumenten zur Veränderung des eigenen Umweltverhaltens animieren kann. Die App macht den persönlichen umweltrelevanten Fußabdruck sichtbar – in Form des individuellen Strom- und Wasserverbrauchs oder des CO2-Aussstoßes.
In einem anderen Team wurde das Konzept „Wetten dass“: Ein Placemaking-Projekt im öffentlichen Raum durch Infotainment mit Negativ- und Positivbeispielen wie einem Schwimmbecken voller Plastikmüll im öffentlichen Raum – oder als Gegenpol ein Urban-Gardening-Projek, entwickelt. Ergänzend sollen „Stadtwetten“ für das Thema sensibilisieren.
Alt und Jung arbeiten zusammen
Das Projekt „Re-Seed“ hat folgende Idee: Das Wissen der erfahrenen, älteren Generation mit dem Wissen junger Digital Natives zu verbinden – als Stadtentwicklungsprojekt in Mannheimer Stadtteilen. Durch den kommunikativen Wissenstransfer soll der soziale Kitt zwischen den Generationen erhalten bleiben – oder nachhaltig geschaffen werden.
Dass die Themen Innovation und Nachhaltigkeit zusammengehören, beschrieb der Journalist Wolf Lotter in seinem Vortrag. Seit mehr als 30 Jahren ist das Gründungsmitglied des Wirtschaftsmagazins „brand eins“ als Autor tätig. In seinem aktuellen Buch „Innovation. Streitschrift für barrierefreies Denken“ beschäftigt er sich mit der Frage, wie Veränderungsdenken sozial und kulturell nachhaltig in Organisationen und Gesellschaften etabliert werden kann.
Eine seiner Thesen: „Innovation ist immer auch eine kulturelle Leistung und keine rein technologische Leistung. Wenn wir nicht verstanden haben, dass jede kulturelle Innovation immer auch mit dem sozialen Aspekt verbunden ist, dann werden wir nicht weiterkommen. Innovation bedeutet, dass etwas da ist, das wir in Frage stellen. Und Nachhaltigkeit darf nicht bedeuten, dass wir konservativ werden.“ Innovation und Nachhaltigkeit, so Lotter, gehören zusammen. Nachhaltige Innovation sei keine gemütliche Arbeit, aber eine zentrale Ressource: „die Fähigkeit, selbständig zu denken und Neuerungen auch gegen Widerstände durchzusetzen.“
Den Dialog suchen
In der abschließenden Diskussion mit Wolf Lotter und Beiträgen aus dem Publikum bekräftigte Dr. Peter Kurz die Entschlossenheit der Stadt Mannheim auf dem Gebiet nachhaltiger Innovation weiterhin den offenen Dialog zu suchen: „Nachhaltigkeit hat neben der ökonomischen immer auch eine ökologische und eine soziale Dimension. Das bedeutet: Wenn wir nicht nach den Verbindungen zwischen diesen Themen suchen, werden wir das Ziel nicht erreichen. Uns geht es deshalb um die Entwicklung einer ganzheitlichen Strategie – und das schaffen wir nur mit einem intensiven Dialog mit allen Beteiligten.“
Dass das Innovationsfestival „innomake!“ auch in Zukunft eine kommunikative Plattform für diesen Dialog sein soll, bekräftigte zum Abschluss des Symposiums Karmen Strahonja, die Geschäftsführerin der Stadtmarketing Mannheim GmbH: „Uns geht es nicht darum, mit Marketing einfach nur Aufmerksamkeit zu schaffen. Unser Ansatz ist es, die Themen aufzuspüren, die Mannheim wirklich ausmachen. Innovationskraft und Erfindergeist prägen die DNA unserer Stadt – und das führte zu der Idee, das 1. Innovationsfestival „innomake“ zu veranstalten. Wir freuen uns sehr, dass das Festival so außerordentlich große Resonanz erfährt. Wir konnten weit über 1.500 Gäste bei bislang 15 Veranstaltungen begrüßen. Positive Resonanz kommt von allen Bereichen: Von der Industrie, dem Mittelstand, von Startups und auch den Bürgerinnen und Bürgern. Das Symposium hat uns gezeigt, dass wir eine große Bereitschaft und damit beste Voraussetzungen in der Stadt haben, die entwickelten Ideen nun umzusetzen.“
Ergänzend sagte Christian Sommer, Geschäftsführer von Startup Mannheim: „Wir arbeiten sehr eng mit dem Stadtmarketing zusammen und genießen den hohen Freiheitsgrad, gemeinsam neue Formate wie beispielsweise dieses Festival umzusetzen. Das ist aus meiner Sicht ein hoher Wert und eine nachhaltige Innovation für die Zukunft. Großes Potenzial sehen wir in dem Konzept „Re-Seed“, das im Design Thinking-Workshop entstanden ist. Es ist eine großartige Idee, den Wissenstransfer zwischen den jungen Digital Natives und der älteren Generation zu verbessern. Wir können uns vorstellen, dieses nachhaltige Stadtentwicklungsprojekt in Mannheim konkret umzusetzen.“