Mannheim, 04. Juli 2017. (red/pm) Jetzt ist es soweit: Das Mesh wird heute an der Fassade des Kunsthallen-Neubaus am Friedrichsplatz direkt gegenüber dem Wasserturm komplettiert. In den nächsten Wochen folgt die Mesh-Montage in der Tattersallstraße. Bis Ende August 2017 wird das gesamte Gebäude von der filigranen Metallhaut umhüllt sein.

Die Mesh-Montage an der Fassade des Neubaus wird am Friedrichsplatz fortgesetzt. Foto: Kunsthalle Mannheim/ Rainer Diehl
Information der Kunsthalle Mannheim:
„Nachdem Ende April die ersten Paneele des Gewebes vor die Faserzementplatten in der Roonstraße montiert worden waren, blieb es an der Fassade der Kunsthalle Mannheim bis Mitte Juni ruhig. Grund hierfür waren komplexe Versuchsreihen und statische Prüfungen, welche der finalen Installation vorausgehen müssen.
„Das Gewebe muss unter Vorspannung gesetzt werden, damit es nicht im Wind flattert“, erklärt Hanno Diehl, Bauvorstand der Stiftung Kunsthalle Mannheim. Zwar habe die Firma GKD – Gebr. Kufferath AG, die das Mesh herstellt, mit dem Gewebe namens „Tigris“ schon Erfahrungen gemacht. Allerdings werden für die Kunsthalle Mannheim erstmals weltweit Röhren in das Mesh eingewebt und zwar in 16 verschiedenen Variationen – mit und ohne Röhren, mit vielen oder wenigen Röhren – je nach Position der Fenster. „Hierfür lagen weder Versuchsreihen noch Erfahrungswerte vor.“
Um diese Belastungstests durchzuführen, mussten die fertigen Bahnen in allen Varianten bereitstehen. Diese konnten wiederum erst produziert werden, nachdem das millimetergenaue Aufmaß von der fertigen Unterkonstruktion genommen werden konnte. „Hier greift ein Arbeitsgang in den anderen: Man kann Schritt drei nicht vor Schritt eins machen“, erklärt der Bauvorstand.
Reaktion auf unterschiedliche Temperaturen
In den vergangenen Wochen führte die technische Weberei GKD Versuche durch, um festzustellen, wie die insgesamt 16 Mesh-Varianten in unterschiedlichen Situationen auf wechselnde Temperaturen reagieren. Simuliert wird das auf dem so genannten „Strecktisch“ in Düren. Ist es warm, dehnt sich das Material aus; aber es darf nicht an der Fassade herunterhängen, sondern muss weiterhin unter einer bestimmten Grundspannung stehen, damit die Optik konstant bleibt.
Wenn es kalt wird, zieht sich das Gewebe zusammen. Dadurch erhöht sich die Spannung. Durch die Temperaturschwankungen „leiert“ sich das Gewebe im Laufe der Jahre aus – das Fachwort dafür lautet „Relaxation“. „Ein Gewebe, das ständig unter Vorspannung steht, dehnt sich mit der Zeit immer weiter aus“, erläutert Hanno Diehl. „Man muss daher sogar im Vorfeld simulieren, wie es in fünf, wie in zehn Jahren aussehen wird.“
Dieser Vorgang wird mehrfach mit allen 42 Bahnen durchgeführt, bevor sie an den 21 Meter hohen Krag-Armen des Neubaus eingehängt werden. Die Werte, die aus dieser Versuchsreihe erwachsen, bilden schließlich die Grundlage für die hochkomplexen Berechnungen des Prüfstatikers. „Auf die Statik des Gebäudes hat das Mesh keinen Einfluss: Die Auswirkungen sind nur optisch“, so Diehl.
Installation im August beendet
Die Mesh-Montage wird nun mit den laufenden Arbeiten an den Außenanlagen verzahnt. Am Friedrichsplatz ist bereits im Mai das Gerüst entfernt worden, die Pflasterung entlang der Fassadenunterkonstruktion wird derzeit finalisiert. Bis August 2017 wird schließlich das gesamte Mesh installiert sein. So entsteht eine Gewebefläche von rund 4.600 m2, bestehend aus 72 Paneelen. „Die Verzögerungen bei der Montage des Meshs werden keine Auswirkungen auf die Fertigstellung des Neubaus und seine Eröffnung Mitte Dezember haben“, betont Hanno Diehl.
Eine Bahn des Gewebes ist rund 20 m lang und 3,26 m breit. Sie besteht aus 3 mm dünnen Drähten und 25 mm dicken Rohren aus Edelstahl, die mit vierkettigen Metallseilen verwebt wurden. Hergestellt wird das Mesh seit März 2017 auf speziellen Webstühlen der Firma GKD, dem weltweit führenden Hersteller von Metallgeweben.
Die technische Weberei hat sich auf Gewebe aus Metall, Kunststoffen und Fasern spezialisiert, die u.a. in Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie Einsatz finden. Seit 1993 stellt das Architekturgewebe den dritten großen Geschäftsbereich dar. Die GKD bestückt seither weltweit Bauwerke mit ihren kreativen Maßanfertigungen, u.a. das Schloss Versailles, die Oper in Peking und die American Airlines Arena in Miami.“