Weinheim, 04. Juni 2018. (red/pro) Am Sonntag, den 10. Juni ist Oberbürgermeisterwahl in Weinheim. Eine der Bewerberinnen mit guten Aussichten ist Stella Kirgiane-Efremidou. Die SPD-Stadträtin ist politisch bekannt, sehr gut vernetzt. Ob sie gegen den Favoriten Manuel Just ein Chance hat, ist unklar. Aber sie kämpft.
Interview: Hardy Prothmann
Frau Kirgiane-Efremidou, sind Sie persönlich oder für Ihre Partei Kandidatin?
Stella Kirgiane-Efremidou: Ab September haben mich viele Menschen angesprochen haben und gefragt oder gebeten, dass ich kandidiere. Dann hat die Partei gefragt, ich habe mir Gedanken gemacht und mich entschieden.
Was war der ausschlaggebende Grund für die Entscheidung zu sagen: Ich mach’s?
Kirgiane-Efremidou: Ich will Veränderungen für unsere Stadt, denn es gibt Einiges, was nicht gut läuft.
Was läuft nicht gut?
Kirgiane-Efremidou: Die Kommunikation. Intern – also zwischen Verwaltung und Gemeinderat. Das ist jetzt kein Angriff auf irgendjemanden, sondern da müssen sich beide Seiten aufeinander zubewegen. Extern: Bei bestimmten Aspekten haben die Bürger das Gefühl, dass sie nicht rechtzeitig eingebunden werden, wenn es um ihre Belange geht.
Also Kommunikation, Bürgerbeteiligung. Gibt’s noch was, was in der Stadt im Argen liegt?
Kirgiane-Efremidou: Sozialer Wohnungsbau und bezahlbarer Wohnraum. Es gibt zu wenig Angebote für sozial Schwache, aber auch für junge Familien sowie Normalverdiener. Die Kommune muss dafür Sorge tragen, dass genug bezahlbarer Wohnraum da ist. Ich bin für eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft.
Ihr Wahlprogramm?
Kirgiane-Efremidou: Das steht seit dem 20. Mai auf der Homepage und danach auch in gedruckter Form, wird aber nicht in Gänze im Wahlflyer enthalten sein. Ich habe jetzt noch zwei Dialogveranstaltungen, und die Anregungen daraus und aus den Türbesuchen fließen in mein Arbeitsprogramm ein.
Das heißt, die Bürger schreiben Ihr Arbeitsprogramm quasi mit durch die Anregungen, die sie an Sie richten?
Kirgiane-Efremidou: Genau, ich habe meine Schwerpunkte und die werden dann praktisch noch ergänzt und befüllt mit den Sachen, manchmal sind das Kleinigkeiten, wo man selbst als Gemeinderätin doch mit Scheuklappen durch die Stadt läuft, und nicht sieht, was die Bürger sehen: Mülleimer, die fehlen, Beleuchtung, die nicht funktioniert.
Sie sind bei der Gemeinderatswahl mit klarem Abstand Stimmenkönigin. Sie sind stark in der Stadt verwurzelt, aber vor allem in der Weststadt. Ist die Kommunikation in den Ortsteilen, so wie Sie das jetzt erfahren, schwieriger als in Ihrem gewohnten Umfeld?
Kirgiane-Efremidou: Nein. Bei den Türbesuchen war ich sehr, sehr positiv überrascht, wie bekannt ich dort auch bin. Aber auch wie freundlich ich dort aufgenommen wurde und werde. Von daher denke ich, dass der Bekanntheitsgrad in den Ortsteilen da ist. Das ist im Übrigen ein Anliegen das in meinem Programm stehen wird – die Stadt wieder näher zueinander zu führen, weil ich das Gefühl habe, dass wir in den letzten Jahren anstatt mehr zusammenzuwachsen eher auseinandergedriftet sind.
Es gibt eine herausfordernde Finanzsituation der Stadt. Ist das Thema Breitwiesen für Sie vom Tisch oder könnt das nochmal diskutiert werden?
Kirgiane-Efremidou: Das ist nicht vom Tisch. Es sollte diskutiert werden, aber mit Inhalten und mit einem Konzept, welches wir in der Vergangenheit ja auch nie so richtig hatten. Ich sehe eine gute Gewerbeentwicklung in Weinheim nur dann gegeben, wenn wir auch ein Konzept haben, was wir für Weinheim überhaupt wollen.
Wie läuft die Integration von Flüchtlingen in Weinheim?
Kirgiane-Efremidou: Es läuft gut, aber es gibt natürlich immer Verbesserungsbedarf. Wir haben die Situation, dass wir nicht mehr diesen großen Pool an Ehrenamtlichen haben, wie in der Vergangenheit. Wir haben auch die Situation, dass jetzt viele von den Gemeinschaftsunterkünften in die Anschlussunterkünfte kommen. Das ist dann noch einmal eine große Herausforderung.
Die Abschaffung der unechten Teilortswahl ist für Sie ein Thema?
Kirgiane-Efremidou: Nein, das ist für mich kein Thema. Solange wir uns nicht als eine Stadt fühlen, können wir die unechte Teilortswahl auch nicht abschaffen.
Ein sehr wichtiges Thema in jeder Gemeinde ist Verkehr. Es gibt auch in Weinheim einige Verkehrsprobleme, insbesondere an der B3, das Problem haben alle entlang der Bergstraße.
Kirgiane-Efremidou: Es wäre tatsächlich mal an der Zeit, sich mit den Nachbargemeinden zusammenzusetzen und über diese Anschlusstelle Autobahn Süd zu unterhalten. Das kann Weinheim nicht allein. Bei der B 3 glaube ich, dass die Ampelschaltung nicht gut eingestellt ist. Der ruhende Verkehr ist bei meinen Türbesuchen immer Thema oder dass wir Straßen haben, wo gerast wird.
Welche Entwicklung sehen Sie insbesondere im schulischen Bildungsbereich in den kommenden Jahren?
Kirgiane-Efremidou: Die Friedrichschule wurde gemacht, an der Bonhoefferschule wurde einiges gemacht, ebenso in Lützelsachsen. Und jetzt kommt ja – das war der größte Happen – die Albert-Schweitzer-Schule – durch das Schulzentrum West wäre das ja auch vom Tisch. Die Grundschule in Sulzbach steht ganz gut da, also ohne größeren Sanierungsbedarf. Das Heisenberg-Gymnasium ist auch gut.
Dafür wurde erheblich Geld in die Hand genommen.
Kirgiane-Efremidou: Ja. Das war der Fehler der Vergangenheit, dass man über Jahrzehnte nichts gemacht hat und uns das dann alles mit voller Wucht eingeholt hat.
Wie sehen Sie Ihre Chancen bei der Wahl?
Kirgiane-Efremidou: Ich bin fest der Meinung, dass meine Chancen sehr, sehr gut sind. Ich habe in der Vergangenheit gezeigt, dass ich nicht nur reine Parteipolitik mache, sondern dass es mir immer um die Sache und um die Menschen ging, egal in welchem Bereich und von welcher Seite es kam.