Mannheim, 04. Februar 2013. (red/ld) Die Musik von Stephanie Neigel und Band klingt wie eine Kaffeelounge, angefüllt mit Zigarrenrauch: Ein bisschen rauchig, ein bisschen verträumt, mal temperamentvoll, mal melancholisch. Und sie klingt wohlig weich, wie der Loungesessel, in den man sich kuscheln will, wenn man sie hört. Am vergangenen Donnerstag hat Stephanie Neigel im Mannheimer Planetarium ihr erstes eigenes Album vorgestellt.
Von Lydia Dartsch
Es herrscht ein bisschen Lagerfeuerstimmung unter der Kuppel des Planetariums, als Stephanie Neigel mit ihrer Band auftritt: Über den Köpfen der rund 100 Gäste des Abends funkelt der Sternenhimmel, den der Projektor dorthin wirft. Ungefähr genauso funkelt die Sängerin selbst in ihrem nachtblauen Kleid. Das Publikum applaudiert und Stephanie Neigel legt los mit „Anything but Love“ und macht sofort klar: Lagerfeuerstimmung ist musikalisch nicht von ihr zu erwarten.
Stattdessen singt sie mit ihrer Band coole jazzige Songs mit ungewöhnlichen Texten: Mal melancholisch, mal lebensfroh wie „Leaving Behind“ und temperamentvolle Stücke wie „Need Your Loving“. Die Inspiration für ihre Musik holt sich die Sängerin im Alltag, bei Szenen, die sie beobachten durfte, sagt sie:
Ein Mann und eine Frau sitzen zusammen im Café. Sie himmelt ihn an und einen Tag später sieht sie ihn mit einer anderen Frau im Arm.
„Corner Café“ ist daraus entstanden. Ein verträumter, melancholischer Song, in der sich die Sängerin vorstellt, wie der Mann diesmal mit einer anderen im Café sitzt und Pfannkuchen mit Schokolade bestellt.
In so ein Café mit einem Teller Pfannkuchen, dazu einen guten Kaffee wünscht man sich, wenn man Frau Neigels rauchige Stimme hört:
Lehnt Euch zurück und lasst Euch treiben: Stellt Euch vor, Ihr steht auf einem hohen Berg, den Dächern der Erde. Vor Euch seht Ihr das weite Land. Regen und Wolken wechseln sich ab und plötzlich fühlt ihr Euch wie ein winziges Körnchen einer großen Ganzheit.
Schon sind die Pfannkuchen vergessen und das Publikum blickt bei „Part of the Universe“ in die Weiten des Universums, die der Planetariumsprojektor an die Kuppel wirft: Bilder von riesigen stellaren Nebeln, schwarzen Löchern und Galaxien, und die eigene Ehrfurcht vor dieser Weite wächst. Es geht ans Meer mit „Sea Song“ und in den „Room 18“, einem Song, mit dem die Sängerin aus der Hast ausbrechen will, die sie in ihrem Alltag begleitet.
Ganz kommt man aber doch nicht weg von dem gemütlichen Loungesessel, den Pfannkuchen und dem Kaffee. So entspannt ist ihr Sound: Stephanie Neigel singt so mühelos und springt beim Scatten über die Tonleitersprossen wie ein kleines Mädchen beim Himmel und Hölle spielen.
Musik zum Abschalten und Genießen hat Stephanie Neigel geschrieben. In den Schatten ihrer berühmten Tante Julia Neigel stellt sie sich damit nicht. Es dürften sie höchstens Vergleiche mit Norah Jones oder Katie Meluah erwarten. Das Publikum ist jedenfalls begeistert und lässt das mit seinem Applaus nach jedem Lied hören – so laut, dass es am Ende noch eine Zugabe gibt: „This Is Where I Wanna Be“.
Ich habe lange auf diesen Abend gewartet. Es ist so schön, dass Ihr alle da seid.
sagt sie zum Abschluss. Ja, das war schön.