Heidelberg/Rhein-Neckar, 04. August 2014. (red/pm) Die Stadt Heidelberg saniert mit Kosten von rund 4,4 Millionen Euro die im Eigentum der Stadt befindlichen ehemaligen Güterhallen des früheren Heidelberger Güterbahnhofs.

Die „Halle 02“ im neuen Stadtteil Bahnstadt ist aus dem Heidelberger Kulturleben nicht mehr wegzudenken. Die Stadt Heidelberg saniert die Hallen des ehemaligen Güterbahnhofs mit Kosten von 4,4 Millionen Euro. Jetzt ist „Halbzeit“, im Rahmen eines Festaktes weihte OB Würzner (l.) den ersten Bauabschnitt ein. Foto: Philipp Rothe
Information der Stadt Heidelberg:
„Derzeit ist „Halbzeit“ für die Baumaßnahme. Der erste Bauabschnitt des Veranstaltungsbereichs „Halle 02“ ist baulich fertiggestellt und wird von den Betreibern mit dem technischen und funktionalen Equipment ausgestattet, so dass die Halle am 31. Juli 2014 offiziell übergeben werden konnte.
Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner: „Mit der Sanierung und Umstrukturierung der ehemaligen Güterhallen, die im neuen Stadtteil Bahnstadt als Veranstaltungszentrum schon etabliert waren, noch bevor die ersten Bewohner einzogen, gelingt es uns, die Hallen als kulturelles Zentrum und Stadtteiltreffpunkt zu erhalten, und gleichzeitig die vom Betrieb ausgehenden Lärmemissionen so weit zu vermindern, dass er mit der Wohnnutzung vereinbar wird.
Ich wünsche den Betreibern weiterhin eine glückliche Hand und viel Erfolg – die „Halle 02“ ist ein kultureller Leuchtturm, der weit über die Grenzen des Stadtteils Bahnstadt und der Stadt Heidelberg hinaus strahlt.“
Erster Bürgermeister und Baudezernent Bernd Stadel: „Es handelt sich um eine sehr komplexe Baumaßnahme, die nur in äußerst präziser Abstimmung zwischen den Beteiligten für Außenanlagen, Straßenbau und Hochbau durchgeführt werden kann und immer wieder dem aktuellen Bauablauf angepasst werden muss.
Wesentliche Maßnahmen, um die Güterhallen als Veranstaltungsort zu erhalten, sind die Verlegung der Erschließung auf die andere Seite in Richtung Czernyring/Bahnhof, die schallschutztechnische Ertüchtigung der Hallen und der Bau eines neuen Bühnenturms. Zudem konnte die energetische Situation verbessert werden.“
Güterhallen
Bei dem Hallenkomplex handelt es sich um ein 227 Meter langes Gebäude, das ehemalige Zollamt bildet den Abschluss der Sanierungsmaßnahmen Richtung Westen. Während der Bauarbeiten der Güterhallen, die in zwei Bauabschnitte gegliedert sind, lief parallel im Süden der erste Bauabschnitt der Grünanlage Zollhofgarten südlich des Hallenkomplexes, der sich mit Bauabschnitten im Westen fortsetzt.
Parallel zu den Arbeiten am Gebäude wurde die neue Straße nördlich des Hallenkomplexes (Straße und Multifunktionsfläche) hergestellt. Im Osten wurde das Kopfgebäude abgebrochen und im Bereich des ehemaligen Kellers ein neuer Raum für die zukünftige Trafostation des Areals errichtet.
Derzeit befindet sich die Trafostation auf dem Baufeld T1A östlich der Max-Jarecki-Straße, von wo sie wegen der dort geplanten Bebauung verlegt werden muss. Über dem Keller vor der jetzigen Kunsthalle wird eine Terrasse entstehen, die in Zukunft gastronomisch genutzt werden kann.
Zwischen dem ehemaligen Zollamt und der Halle 02 wurde aus konstruktiven, schallschutztechnischen und funktionalen Gründen ein neuer Bühnenturm errichtet, der das Bindeglied zwischen Veranstaltungs- und Backstagebereich im ehemaligen Zollamtsgebäude darstellt.
Schalltechnische Sofortmaßnahmen
Unmittelbar nach der Projektgenehmigung vom November 2012 hatte das städtische Gebäudemanagement mit der Umsetzung der schallschutztechnischen Sofortmaßnahmen an den Güterhallen begonnen: Sämtliche Öffnungen in Richtung der neuen Bebauung wurden verschlossen, Fensteröffnungen zugemauert, Türöffnungen durch Schallschutztüren ersetzt.
Ferner wurde eine neue Dachkonstruktion verbaut, die den Vorgaben des Schallschutzkonzeptes entspricht. Die Erschließung der Halle wurde auf die andere Seite in Richtung Czernyring/Hauptbahnhof verlegt.
Energetisches Konzept
Im Zuge der Sanierung soll die bestehende Ölheizung durch einen Fernwärmeanschluss ersetzt werden. Die entsprechende Voraussetzung wurden mit der Straßenbaumaßnahme im Norden geschaffen.
Geheizt wird nach der Sanierung über Deckenlufterhitzer, der Heizwärmebedarf wird dann bei 53 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr liegen. Das Lüftungsgerät des ehemaligen Schlosskinos kann hier weiterverwendet werden, dadurch fallen keine Anschaffungs-, sondern nur Montagekosten an.
Künftig Veranstaltungen mit bis zu 1.760 Personen möglich
Mit der Teilfertigstellung des ersten Bauabschnittes mit dem Veranstaltungsbereich 1 und dem neuen Bühnenturm wird die Nutzung durch 800 Personen im Veranstaltungsbereich 1 möglich. Nach Fertigstellung der Baumaßnahme maximale Personenzahl: Veranstaltungsbereich 1: 1.200 Personen, Foyer: 100 Personen, Veranstaltungsbereich 2: 460 Personen, insgesamt: 1.760 Personen.
Zeugen der früheren Nutzung
Neben dem alten Bahnbetriebswerk und den Stellwerkhäuschen gehören die Güterhallen zu den wenigen erhaltenen Relikten der früheren Bahnnutzung und wirken deshalb für den Stadtteil Bahnstadt in besonderer Weise identitätsstiftend. Der ehemalige Güterbahnhof mit den Hallen wurde vor genau 100 Jahren, im März 1914, seiner Bestimmung übergeben.
Erholung im Zollhofgarten
Auch der direkt vor den Güterhallen gelegene Zollhofgarten, das grüne Herz der Heidelberger Bahnstadt, ist bereits nutzbar und bietet allen Altersgruppen Spiel, Spaß, Sport und Erholung.
Hintergrund: Halle 02
Nach Vorläuferauftritten im Jahr 2000 im ehemaligen Radium-Sol-Bad und 2001 im ehemaligen Heinsteinwerk mietete das Atelier Kontrast vor zehn Jahren leer stehende Hallen im Bereich des aufgelassenen Güterbahnhofs an und gründete einen Kulturbetrieb.
Mit Konzert-, DJ- und Club-Veranstaltungen, mit der Präsentation neuartiger Musikrichtungen und mit Szenemusikveranstaltungen, aber auch mit Ausstellungen aktueller Kunst, mit Cross-Over-Projekten und in Zusammenarbeit mit weiteren Heidelberger Akteuren gelang es dem Atelier Kontrast, den Namen „Halle 02“ zu einer erfolgreichen Marke zu entwickeln. Die Qualität des Angebots und die Größe der Veranstaltungsräume haben die ehemaligen Güterhallen zu einem Publikumsmagneten werden lassen.
Was zunächst nur als vorübergehende Zwischennutzung gedacht und organisiert war, ist seither zu einer interessanten Größe für die weitere Entwicklung des Stadtteils Bahnstadt geworden. Das Nutzungskonzept enthält dementsprechend das Angebot, mietweise die Hallenbereiche auch für Veranstaltungen im Stadtteil zur Verfügung zu stellen. Die meisten Veranstaltungen der Halle 02 richten sich allerdings hauptsächlich weiter an junge Erwachsene aus der Gesamtstadt und aus der Region.
Die fertig gestellte Halle 02 bietet mit ihren 686 qm Nutzfläche Raum für vielfältige Veranstaltungen von Konzerten mit 120 Personen bis Dinner für 480 Personen.
Mobile Trennwand und flexible Bühne
Insgesamt können hier Veranstaltungen für maximal 1.200 Personen stattfinden. In einem späteren Schritt wird hier von den Pächtern eine mobile Trennwand eingebaut, die die Saalteilung für maximal 600 Personen im Raum A und maximal 570 Personen im Raum B ermöglicht. Auch eine flexible Bühne wird mit modernster Konferenz-, Licht- und Tontechnik von den Pächtern zur Verfügung gestellt werden können.
Im zukünftigen Hallenbereich 01 entsteht ab 2015 der Club – eine Location mit 227 Quadratmetern Nutzfläche für kleinere Konzerte oder Festivitäten – auch in Ergänzung mit dem zukünftigen Restaurant. Bis zu 440 Personen können hier untergebracht werden.
Im dazwischen gelagerten Foyer können auf einer Fläche von rund 150 Quadratmetern Veranstaltungen wie Vorträge, Lesungen, Produktpräsentationen für bis zu 100 Personen stattfinden. Als letzter Baustein wird derzeit ein Restaurant im östlichen Gebäudeteil mit ca. 277 Quadratmetern und einer vorgelagerten Terrasse von ca. 138 Quadratmetern für etwa 80 bis 100 Personen vom Atelier Kontrast geplant.
Ausführliche Informationen zur Bahnstadt gibt es im Internet unter www.heidelberg-bahnstadt.de, zur Halle 02 unter www.halle02.de.“