Mannheim/Rhein-Neckar, 04. April 2014. (red) Heute Mittag hat die Feuerwehr Mannheim zwischen 12-14 Uhr eine gesplitterte Scheibe des Turmrestaurants im Mannheimer Fernmeldeturm entfernt. Im Einsatz waren fünf Höhenretter, die die Scheibe zunächst ins Restaurant ziehen wollten, sie dann aber in mühevoller „Handarbeit“ aus dem Rahmen geschlagen haben. Die Polizei sperrte während des Einsatzes großräumig ab. Die Linie 5 musste umgeleitet werden.
Von Hardy Prothmann
Luisenpark-Chef Joachim Költzsch steht im Restaurant in sicherem Abstand und beobachtet die Höhenretter der Feuerwehr. Vor ein paar Minuten haben sie einen großen Teil der Scheibe herausgehauen.
Der größte Teil der rund 200 Kilogramm schweren Scheibe segelte zu Boden und knallte auf die Straßenbahnschienen der Linie 5. Der Luisenpark-Geschäftsführer Költzsch kommentierte pragmatisch:
40 Jahre hat die Scheibe wunderbar gehalten. Ich habe nur noch keine Ahnung, wie wir eine Ersatzscheibe hier hochbekommen.
Die Ursache für das Splittern der 200×330 Zentimeter großen Scheibe ist unklar. Vermutlich gab es eine ungünstige Spannung. Eine Mitarbeiterin hörte am Vormittag einen lauten Knall und sah dann die Scheibe, die ähnlich einer zerstörten Autoscheibe in tausende Risse gesplittert war. Weil die Scheibe aus Sicherheitsverbundglas besteht, hing sie aber weiter in der Verankerung und stellte eine Gefahr dar, weil niemand einschätzen konnte, ob sie in diesem Zustand hält oder irgendwann abstürzt.
Die Höhenretter versuchten es mit elektrischen Sägen – keine Chance. Letztlich hämmerten sie manuell auf der Scheibe herum, bis sie nach und nach den größeren Teil der Scheibe so zerstören konnten, dass rund vier Fünftel nach rund 45 Minuten herausgebrochen werden konnten. Die Scheibe „segelte“ fast zu Boden, knallte auf die Straßenbahnschienen der Linie 5. Es staubte ein wenig. Doch auch nach dem Sturz blieb das größte Stück „beisammen“ und erinnerte an ein sehr großes zerknautschtes Stück Papier. Nach und nach lösten die Höhenretter dann die Reste der Scheibe aus der Verankerung – immer wieder fielen dabei kleinere Stücke in die Tiefe.
Wie anstrengend der Einsatz war, konnte man im Anschluss an den roten Köpfen der Höhenretter erkennen. Laut Feuerwehr war das der erste Einsatz dieser Art. Einsatzleiter Roy Bergdoll sagte: „Wir wollten das Abstürzen eigentlich vermeiden, aber letztlich gab es keine andere Möglichkeit.“
Der Fernmeldeturm ist mit 212 Metern das höchste Bauwerk in Mannheim und gehört zu neun Zehntel der Deutsche Telekom Immobilien GmbH und zu einem Zehntel der Stadtpark gGmbH. Joachim Költzsch:
Das Restaurant gehört zu unserem Anteil. Wir haben jetzt mit der Telekom Kontakt aufgenommen und hoffen, dass diese schnell eine Lösung bieten können. Den „Glasschaden“ haben wir unserer Versicherung gemeldet.
Vermutlich darf man sich auf eine spektakuläre Reparatur gefasst machen. Erstens braucht es eine neue Spezialscheibe, die angefertigt werden muss und dann ist die Frage, wie man diese montiert. Sie passt in keine Aufzug. Einen Kran für diese Höhen gibt es nicht. Deshalb muss die Scheibe vermutlich entweder durch eine spezielle Hebekonstruktion vom Restaurant aus hochgehievt werden oder eventuell sogar über einen Hubschrauber.
Bis es soweit ist, ist das Loch provisorisch mit einer Holzverschalung abgedeckt. Noch während der Abbrucharbeiten der Feuerwehr hat das Technikteam des Luisenparks an einem anderen Fenster Maß genommen und die Abdeckung gezimmert. Joachim Költzsch:
An der Stelle hat man jetzt eher keine Aussicht. Aber die Konstruktion ist sicher und stabil, jetzt vor dem Sommer ist das also kein Problem. Nur im Winter könnte es etwas frostig werden – aber bis dahin haben wir sicher eine neue Scheibe drin.
Der Restaurantbetrieb ging für die Gäste weiter, die sich gerade im Turmrestaurant befanden. Der Gastronomiebereich, der auf Stahllatte liegt, die sich bewegt, dreht sich einmal pro Stunde um die eigene Achse und ermöglicht Besuchern einen Rundblick über Mannheim bis hin zum Odenwald im Osten, nach Frankfurt im Norden und in die Pfalz im Westen.