Mannheim/Rhein-Neckar, 04. November 2014. (red/ms) Im Januar diesen Jahres wurden die Polizeidienststellen von Mannheim und Heidelberg zusammengelegt – allerdings gab es bis vor Kurzem keine zentrale Koordination: Erst in der vergangenen Woche wurde die gemeinsame Einsatz-Leitstelle in Betrieb genommen. Diesen Donnerstag stellte das Polizeipräsidium die neu eingerichtete Führungszentrum der Öffentlichkeit vor.
Von Minh Schredle
Neun Schreibtische mit jeweils vier Monitoren und mindestens zwei Telefonen. Davor sitzen hochkonzentrierte Beamte – sie sehen nicht einmal auf, als ein knappes Dutzend Journalisten den Raum betritt.
Die neue Einsatz-Leitstelle ist für die Verarbeitung sämtlicher Notrufe aus der gesamten Metropolregion zuständig. Rund um die Uhr gehen Meldungen ein, der Koordinationsaufwand ist enorm: Der Erste Polizeihauptkommissar, Hans Dieter Schäfer, sprach von „bis zu 50 Einsätzen, die in Spitzenzeiten parallel laufen“. Pro Monat sei mit mehr als 20.000 Einsätzen zu rechnen.
„Keine unsichere Phase“
Schon seit Beginn des Jahres sind die Dienststellen von Mannheim und Heidelberg auf dem Papier zusammengelegt. Jetzt arbeiten 2.325 Menschen beim Polizeipräsidium Mannheim, davon sind 18 Prozent Frauen.
Bislang wurden die Einsätze aber noch aus zwei verschiedenen Leitstellen koordiniert, eine davon in Heidelberg, die andere in Mannheim. Laut Polizeipräsident Thomas Köber habe es „zu keinem Zeitpunkt eine unsichere Phase“ gegeben. Nun sei man allerdings „noch einen Tick professioneller“. Herr Köber sagte: „Die Zukunft hat bei uns schon jetzt begonnen.“
Für die Sachbearbeiter ist sofort sichtbar, aus welchem Gebiet ein Notruf stammt. Auf einem ihrer Monitore wird durchgängig angezeigt, welche Streifenwagen verfügbar oder schon im Einsatz sind. Die Standorte werden per GPS geortet und im Sekundentakt aktualisiert.
Laut Herrn Köber arbeite man gerade daran, die Funkgeräte der Beamten mit ihren Fahrzeugen zu koppeln. Noch sei dies „Zukunftsmusik“, doch in ein paar Jahren könne man dann auch die Standorte der Polizisten im Dienst orten, was „für zusätzliche Sicherheit“ sorgen soll.
„Nette berufliche Einbahnstraße“
Die neue Leitstelle befindet sich im ersten Obergeschoss des Polizeipräsidiums Mannheim in L6. In wechselnden Schichten arbeiten insgesamt knapp 60 Beamte an der Koordination der Einsätze – einer davon bezeichnet das als „nette berufliche Einbahnstraße“:
Um die Arbeit bewältigen zu können, braucht man eine spezielle Schulung. Wenn man dann in der Leitstelle beschäftigt ist, verbleiben keine Kapazitäten mehr für andere Arbeiten.
Den einzelnen Beamten werden keine Zonen und Zuständigkeitsbereiche zugeordnet. „Jeder soll alles übernehmen können“, sagt einer von ihnen. So könne man einen beispielsweise krankheitsbedingten Ausfall ohne größere Probleme kompensieren.
Eine einzelne Schicht dauert bis zu elf Stunden, in denen höchste Konzentration erforderlich ist – jede Sekunde kann etwas gemeldet werden, was gut koodiniertes Vorgehen erfordert.
Wie viel die Einrichtung der neuen Leitstelle gekostet hat, ist auch der Polizei nicht bekannt. Laut Herrn Köber habe man interne Kosten von etwa 150.000 Euro, das Land habe wohl mindestens den gleichen Betrag zur Finanzierung beigetragen – auf die konkreten Zahlen habe man allerdings keinen Zugriff.
Bis zu 9 Millionen Euro für finale Lösung
Sicher ist allerdings, dass in den kommenden beiden Jahren eine große Investition ansteht – denn auch die neue Leitstelle ist nur ein Provisorium: Für geschätzte Kosten von 8 bis 9 Millionen Euro soll bis Ende 2016 im Dachgeschoss das finale Einsatz-Leitzentrum entstehen.
Darin sollen auch Einsatzlagen, die in der normalen Organisationsstruktur nicht bewältigt werden können, wie etwa Amok-Läufe, geleitet werden. Hierzu wird bislang ein besonderer Einsatzstab aufgerufen, der aus einem anderen Raum koordiniert wird.
Für ein „optimales Führungs- und Lagezentrum“, in dem beides vereint ist, müsse laut Presseprecherin Roswitha Götzmann das gesamte Obergeschoss renoviert werden – daher die hohen Kosten.