Mannheim, 04. November 2014. (red/cb) Zum 25. Jubiläum des Vereins Mannheimer Architektur- und Bauarchiv e.V. gab es am Mittwoch den 29. Oktober eine Festveranstaltung im Friedrich Walter Saal des Collini Center Mannheim. Es wurde über die Erfolge des Vereins in den vergangenen 25 Jahren gesprochen und die Festtagsschrift “Mannheim und seine Bauten” von 1907 bis 2007 vorgestellt.
Von Carolin Beez
Bei der Begrüßung, durch den “Hausherrn” – wie er sich selbst nennt – Dr. Ulrich Nieß, wird den rund 125 Gästen im Friedrich Walter Saal schnell klar, dass die Sammlungen im Stadtarchiv eng mit der Geschichte und Politik der vergangenen Jahrzehnte und Jahrhunderte verknüpft sind.
Der Verein für Mannheimer Architektur und Baugeschichte (MAB) hat es sich, in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv, zur Aufgabe gemacht, Pläne, Dokumente, Karten oder auch Fotografien Mannheims zu sammeln, zu archivieren und zu verwahren.
Die Gründung des Vereins 1989
Der MAB wurde 1989 von Jörg Sardt und Nils Gormsen gegründet. Seine Mitglieder setzen sich seitdem für die Erhaltung der alten Gebäude und die Denkmalpflege in Mannheim ein.
Außerdem organisieren sie regelmäßig Führungen, Vorträge und haben mittlerweile rund 20 Bücher über ihre Arbeit veröffentlicht.
1943 wurde in einer Bombennacht das Kaufhaus in N1 zerstört, in dem seit 1909 das Rathaus und Stadtarchiv untergebracht waren.
“Die Architektur hat sich durch den Krieg sehr verändert”
Zum 25-jährigen Jubiläum des Vereins ist nun, in Zusammenarbeit mit dem Wellhöfer Verlag, eine Neuauflage des 1906 erstmals erschienenen Buchs “Mannheim und seine Bauten” verfügbar geworden. Das Buch beschriebt in sechs Bänden die Entwicklung der Stadt und Architektur Mannheims von 1907 bis 2007.
Vom Original zu dem “Faksimile” war es aber ein langer Weg. Mit viel Zeit und Aufwand wurde nun jede einzelne Seite des Buches eingescannt, digitalisiert und bearbeitet, so dass man die Festschrift heute in neuer und verbesserter Form erwerben kann.
Der “Stadtbauschreiber”
Doch natürlich reicht es nicht die Geschichte des 20. Jahrhunderts festzuhalten. Herr Dr. Schenk – “der vermutlich einzige Stadtbauschreiber der Welt”, wie Herr Nieß sagt – gibt in seiner Chronik “Sammeln heißt Sichern” einen Überblick über die momentane Baugeschichte Mannheims.
Herr Plachetka sagt über die Broschüre des Stadtbauschreibers:
Der Chronik gibt es nichts mehr hinzuzufügen, außer Danke zu sagen.
Dabei galt dem Vorsitzenden des Vereins selbst der Dank und das Lob der Jubiläumsfeier. Denn er hat viele Dokumente, die zum Wiederaufbau von zerstörten Gebäuden beigetragen haben, gefunden, gesäubert und archiviert.
Viele Akten und Baupläne über beschädigte Gebäude sind verloren gegangen. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Mannheimer Unternehmen war es allerdings möglich, viele Informationen über den originalen Charakter zu rekonstruieren, da zahlreiche Baupläne noch in deren Archiven vorhanden sind.
Das Stadtarchiv
Das Archiv ist grundsätzlich für alle Menschen zugänglich und man kann fast alle Dokumente einsehen. Doch das scheint nicht allzu bekannt zu sein. Herr Dr. Nieß sagte dazu:
Viele Menschen denken, wir würden das alles verwahren und niemand dürfe die Stücke ansehen. Ich verstehe nicht wie man darauf kommt, aber Archive haben häufig einen solchen Ruf.
Neben Bauplänen und Karten wären im Archiv auch ganze Schicksale von Menschen festgehalten: Die jüdische Geschichte zum Beispiel, besonders zur Zeit des Nationalsozialismus, sei durch Fotografien oder Briefe erhalten geblieben. Herr Dr. Nieß bezeichnet das als “Dokumente des Grauens”.
“Zahlreiche Schätze”
Besondere Schätze, die hier lagern, seien die Ratsprotokolle Mannheims, die seit 1661 dokumentiert wurden. Oder auch die Briefe von Emil Heckel, der eng mit Richard Wagner befreundet war, sagt er weiter. “Der Wert eines einzelnen Wagner-Briefs beläuft sich auf rund 10.000 Euro und wir haben hier fast den ganzen Briefverkehr.”
Dazu befindet sich das Archiv momentan in einer Umstellung von den vielen Originaldokumenten zu Digitalisierungen.
Wir haben hier in Mannheim ein eigenes Digitalisierungszentrum. Das ist ziemlich selten für ein Kommunalarchiv. Trotzdem ist eine Digitalisierung ein Prozess von mehreren Jahrzehnten,
sagt der Leiter weiter. Momentan seien circa zehn Prozent digitalisiert.