Mannheim, 04. August 2017. (red/pro) Der für das Rheinneckarblog verantwortliche Redaktionsleiter Hardy Prothmann kennt Dr. Peter Kurz noch als SPD-Stadtrat ohne Doktortitel und Bürgermeisteramt aus der Zeit von 1991-1994. Damals schrieb der Student für eine Lokalzeitung. Wiedergetroffen haben sich beide erst 2006, als Hardy Prothmann den Kandidaten Dr. Peter Kurz porträtierte – denn der wollte Oberbürgermeister der Stadt Mannheim werden. Das ist gelungen. Wir veröffentlichen das Porträt, eine Mischform aus Interview und geschriebenem Porträt, das Ende 2006 in einem regionalen Magazin erschienen war – der Text ist so aktuell, dass man ihn vom Grundsatz her nochmals genau so veröffentlichen könnte. Wir gratulieren dem Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz zum zehnjährigen Dienstjubiläum und wünschen weiter eine gute Hand zum Wohl der Gemeinde und deren Bürger/innen.
Von Hardy Prothmann (Archivtext aus dem Jahr 2006, Fotos wie angegeben)
Peter Kurz ist ein erfolgreicher Mensch. Schule, Studium, Promotion, alles absolviert der Mannheimer mit besten Noten. Gleichzeitig engagiert er sich in der Kommunalpolitik, wird erst Bezirksbeirat, dann Stadtrat, dann Fraktionsvorsitzender der SPD. In Karlsruhe beginnt er eine Karriere als Richter, wird zum Dr. jur promoviert, entscheidet sich dann aber doch für die Politik und wird im Alter von 37 Jahren auf Anhieb zum Bürgermeister für Bildung, Kultur und Sport gewählt.
“Mich reizt die Macht”
Peter Kurz ist zudem mit einer attraktiven Frau verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder. Ein Überflieger also. Einer, der immer zu den besten gehört, Karriere macht. Sich Ziele setzt und sie erreicht. Jetzt will Peter Kurz Oberbürgermeister werden.
Herr Dr. Kurz, reizt Sie die Macht, die Sie als Oberbürgermeister haben werden?
“Eindeutig ja, ich kann ihnen auch erläutern, warum. Es gibt in Deutschland kaum ein Amt, das mit dem eines süddeutschen Oberbürgermeisters vergleichbar wäre: Es ist eine der gestal- tungsmächtigsten Positionen, die man in Deutschland bekleiden kann.”
Klingt ganz so, als wollten Sie König der Stadt werden.
Dr. Peter Kurz lacht: „Die Monarchie ist ja Gott sei Dank abgeschafft. Ich will etwas bewegen, meine Ideen zu dieser Stadt umsetzen, die meine Heimat ist und die eine der spannendsten Städte ist, die ich kenne. Mannheim hat unglaublich viel Potenzial und ist für mich eine urbane Herausforderung, wie ich sie mir besser nicht vorstellen könnte.“

Dr. Peter Kurz mit seiner Frau Daniela auf der Wahlparty zur gewonnen zweiten Amtszeit 2015. Archivbild
Lokalpatriot
Das klingt jetzt so, als wären Sie ein Lokalpatriot.
„Ja was denn sonst? Natürlich gibt es andere tolle Städte, aber Mannheim ist einfach meine Stadt. Und wenn sie die Mannheimer kennen, wissen sie, dass die über sich und ihre Stadt genau- so denken. Die Identifikation mit dieser Stadt ist enorm groß.“
Warum ist das so?
„Vielleicht, weil sie groß genug ist, um alles zu bieten, was eine Stadt bieten kann. Gleichzeitig ist Mannheim aber überschaubar, so dass jeder Bürger an allem teil haben kann, wenn er möchte. Und Mannheim hat einen gewissen Zauber, etwas, dass man nicht erklären, sondern nur erleben kann. Eine lange demokratische Tradition, Erfindergeist, eine sprühende Kultur. Und Mannheim war schon immer ein Schmelztiegel verschiedenster Nationen.“
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Wenn Peter Kurz so über seine Stadt redet, erfährt man mehr über diesen so zielstrebigen, erfolgreichen Politiker. Peter Kurz ist tatsächlich ein Mannheimer, was man auch ein wenig an der Art hört, wie er spricht. Ohne Dialekt, aber mit dem typischen Singsang. Einer, der in dieser Stadt aufgewachsen ist, sich woanders umgeschaut hat, und sich ganz klar für seine Stadt entschieden hat.
Der Macher, das Image, die Stadt
„Ich kann mich noch gut an den Peter erinnern“, sagt einer, der ihn aus Schulzeiten kennt. „Als Schülersprecher war der Peter einfach klasse. Der lief damals im Norweger-Pulli rum, mischte sich ein und konnte mit der Schulleitung und den Lehrer absolut erfolgreich verhandeln, wahrscheinlich, weil er als Juso schon die politische Erfahrung hatte“, erinnert sich Holger Voigt. „Als ich ihm dann am Tulla-Gymnasium als Schulsprecher folgte, merkte ich, dass die Spur, die er hinterlassen hat, enorm groß war.“

Dr. Peter Kurz kommt, schaut, denkt nach und entscheidet. Archivbild 2015
Peter Kurz, ein Überflieger also?
„Nein, ein Macher“, sagt Voigt. „Manche hielten ihn für arrogant, aber das war er nicht. Er war manchmal distanziert. Ich denke, weil er einfach so ist, einer der erst guckt, nachdenkt und dann handelt. Der Peter war keiner, der unbedingt beliebt sein wollte, er wollte gestalten.“
Dabei ist beliebt sein doch so wichtig für die Politik. Oft ist das Image wichtiger als die Fähigkeiten.
Was denken Sie darüber, Herr Dr. Kurz?
„Das Image ist enorm wichtig. Besser ist es aber, wenn man eine Identität hat. Etwas, für das man steht.“
Wofür stehen Sie?
“Wollen Sie jetzt Schlagworte hören?”
Wenn es sein muss. Lieber wäre mir etwas über den Menschen Peter Kurz zu hören.
Chancen ermöglichen
„Also gut. Ich bin überzeugt davon, dass Toleranz eine ganz entscheidende Haltung ist, um in einer Gemeinschaft miteinander zu Recht zu kommen. Die Chance und die Möglichkeit sich zu bilden, ist für mich eines der allerwichtigsten Themen. Meine Vision der Gesellschaft, in der ich leben möchte ist, Menschen Chancen zu geben, sie zu unterstützen, damit alle etwas davon haben. Ich selbst hatte die Chance, habe mein Möglichstes draus gemacht und versuche nun, meine Fähigkeiten als Bürgermeister allen zu Gute kommen zu lassen.“
Ist ihnen das gelungen?
„Sie stellen Fragen. Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Sicher ist, dass nicht immer alle zufrieden gestellt werden können oder andere Ideen haben, deswegen braucht man ja die Toleranz in alle Richtungen. Mit meiner Bilanz als Bürgermeister bin ich aber persönlich sehr zufrieden. Wir haben viel erreichen können und das ist es, was zählt.“
Viel erreicht heißt: Millionenschwere Investitionen in die Mannheimer Schullandschaft, Ausbau der Betreuungsangebote, der Ganztagesangebote, die Sprachförderung für benachteiligte Kinder. Und im kulturellen Sektor fallen in die Amtszeit von Peter Kurz ganz enorme Entwicklungen wie die Pop-Akademie und der Musikpark, die bundesweit Beachtung gefunden haben und Mannheim zu einem der wichtigsten Musikstandorte Deutschlands machen.
Kulturmensch
Die Museumslandschaft mit neuem Zeughaus und den überragenden Ausstellungen in den Reiss-Engelhorn-Mussen stehen für einen neuen Aufbruch, ebenso wie die Neupräsentation der Kunsthallen-Sammlungen mit vielen neuen Werken und der neuen Direktion im Landesmuseum. Die Verpflichtungen von Generalmusikdirektor Adam Fischer, dem Ballettdirektor Kevin O`Day und der Schnawwl-Direktorin Andrea Gronemeyer unter der Intendanz von Ulrich Schwab oder der neuen Intendanz von Regulka Gerber mit Schauspieldirektor Burkhard Kosminski und Operndirektor Klaus-Peter Kehr beispielsweise gaben dem Nationaltheater neuen Schwung, der sowohl das Publikum wie auch die Presse überzeugte.
Im Sportbereich wurden neue Sporthallen gebaut, andere saniert, die Sportjugend- und Leistungssportförderung wurden von Peter Kurz vorangetrieben. Auch dringende Projekte, wie die Sanierung des Herzogenriedbads, kann Peter Kurz als Erfolg verbuchen.

Imagewechsel – seit Ende 2016 tritt Dr. Peter Kurz mit Brille auf. © Stadt Mannheim, Fachbereich Presse und Kommunikation, Bild: MVV Energie
Die Liste der erfolgreichen Neuerungen und Veränderungen ist lang, was freut den Bürgermeister Peter Kurz persönlich?
„Ganz ehrlich bin ich über jedes erfolgreich zu Ende gebrachte Projekt froh. Die Haushaltslage erlaubt nicht alles, was man gerne möchte. Da muss man kreativ sein. Besonders freue ich mich, dass die Dinge so ineinander greifen. Als Sport- und Musikstadt hat uns eines unserer großen Projekte, die SAP-Arena, einen gewaltigen Schub gegeben Die SAP-Arena ist ein Magnet, der Mannheim enorme Impulse bringt.“
Da sind wir wieder beim Image.
„Ja. Die SAP-Arena hat der Stadt Mannheim einen entscheidenden Image-Gewinn gebracht: Mitreißender Sport, Kultur zum Begeistern, Erlebnisse, an denen die Menschen teilhaben können und über die man spricht, nicht nur in Mannheim.“
Marketing als zentrale Aufgabe
Jetzt klingen Sie wie ein Marketingfachmann. Wie wichtig ist Marketing für eine Stadt?
„Ein innovatives, nachhaltiges Marketing ist zukunftsentscheidend für eine Stadt. Wir konkurrieren mit anderen Metropolen um die besten Köpfe, um junge Menschen, die sich hier ihr Leben aufbauen wollen. Denen muss man etwas bieten, um etwas von ihnen zu bekommen. Deswegen habe ich in meiner Amtszeit das Stadtmarketing so entschieden vorangetrieben. Durch die Aktivitäten des Stadtmarketing konnte die Beliebtheit Mannheims gesteigert und die Berichterstattung über Mannheim positiv beeinflusst werden. Stadtmarketing begreife ich als zentrale Aufgabe meines Dezernats.“
Schön gesagt, aber können Sie das auch belegen?
„Fast doppelt so viele Deutsche als im Jahr 2001 finden heute Mannheim sympathisch. Im „Dynamikranking“ der Wirtschaftswoche belegte die Stadt Mannheim 2006 einen herausragenden
2. Platz.“
Und was ist Ihr Erfolg dabei?
„Ich habe bereits 1999 die Initiative zum Aufbau einer Stadtmarketingorganisation gestartet. Nach entsprechenden inhaltlichen und strukturellen Vorarbeiten wurde 2001 das Stadtmarketing als Public-Private-Partnership, als gemeinsames Projekt von Wirtschaft und Stadt, gegründet. Als meinen Erfolg verbuche ich die Idee, die Konzeption und das gemeinsame Vorantreiben. Gewonnen haben alle, die Stadt, die Wirtschaft und die Bürger.“
Kurz, der Arbeiter
Wer den Politiker Peter Kurz verstehen will, kann über seine Arbeit viel über den Menschen Peter Kurz erfahren. Der Mann will integrieren. Aber nicht mit Sonntagsreden und Symbolen.
Wenn Peter Kurz über die Bürger spricht, dann weiß er, wovon er redet. Schon als Bezirksbeirat und Stadtrat war er draußen präsent. Jedes Wochenende, jeden Abend Termine bei Vereinen, Schulen, Bürgerprojekten. Peter Kurz ist ein Arbeiter. Ein fleißiger Mann, der sich nicht scheut, die Ärmel hoch zu krempeln. Einer der guckt, zuhört und dann handelt.
Sie sind Mannheimer, Sie kennen Mannheim als Politiker und Sie haben Mannheim als Bürgermeister mit gestaltet. Was werden Sie ändern, wenn Sie Oberbürgermeister sind?
“Haben Sie so viel Platz, um das alles aufzuschreiben?“
Nein. Geben Sie einfach ein Beispiel.
„Ok. Durch meine Arbeit als Bürgermeister kenne ich die Verwaltungsabläufe natürlich sehr genau. Da gibt es einiges, was ich neu strukturieren werde, damit die einzelnen Dezernate enger zusammenarbeiten. Ich will den Teamgedanken in der Stadtverwaltung vorantreiben, mich selbst sehe ich dabei als Teamchef.“
Das hört sich an, als würde Ihnen einiges an der Arbeit, die der bisherige OB Gerhard Widder geleistet hat, nicht gefallen?
„Nein, darum geht es nicht. Gerhard Widder war sehr lange Oberbürgermeister und seine Arbeit verdient meine Anerkennung. Im persönlichen Gespräch über meine Ideen hat er mir gesagt, dass er selbstverständlich davon ausgeht, dass ich vieles anders machen werde als er. Er weiß, dass ich eine andere Generation repräsentiere und sich die Zeiten ändern.“
“Mein Ziel ist der Konsens”
Haben Sie ein Beispiel für die Neustrukturierung?
„Ganz praktisch. Wir haben in Mannheim rund 1.000 Kinder und Jugendliche in der Erziehungshilfe, die eine Unterstützung bin hin zur Heimunterbringung auf Grund ihrer Lebenssituation bzw. der der Familie benötigen. Das kostet über 30 Millionen Euro. Gleichzeitig haben wir weniger als 30 Millionen Euro jährlich für die Schulen. Das passt nicht zusammen. Ich werde sofort die Ressorts für Jugendbetreuung und schulische Angelegenheiten zusammenführen, damit dort an einem Strang gezogen wird. Mein Ziel ist es, möglichst viele Kindern und Jugendliche mit schlechteren Chancen frühzeitig zu integrieren. Wenn das gelingt, kostet das auf Dauer nicht mehr, sondern weniger.“
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Wie wichtig ist bei solchen Vorhaben Parteipolitik?
„Ich bin seit meinen jungen Jahren SPD-Mitglied. Das ist die Partei, der ich mich zugehörig fühle. In einer Kommune sind das tägliche Miteinander und das gemeinschaftliche Interesse aber wichtiger als parteipolitische Interessen. Mein Ziel ist der Konsens.“
Wo sehen Sie Mannheim in einigen Jahren?
„Wir feiern gerade unser 400-jähriges Jubiläum. Dadurch ist Mannheim bundesweit ins Blickfeld gerückt. Das werde ich ausbauen. Ich will mehr Bürgerbeteiligung. Wirtschaftlich sehe ich zusätzliche Potentiale neben Industrie, Dienstleistung und Einzelhandel in der Medizintechnik, in der Kreativwirtschaft und in der Kulturwirtschaft. Zudem haben wir eine hervorragende Universität. Mit dem Bildungsministerium werde ich neue Schulmodelle versuchen, weil das jetzige System zu einer Spaltung der Gesellschaft führt, die wir uns nicht leisten können. Wir brauchen möglichst viel Qualifikation für möglichst viele. Bildung ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft.“
Zur Person:
Peter Kurz (* 6.11.1962) wächst auf dem Lindenhof auf, besucht den evangelischen Kindergarten und später die Diesterweg-Grundschule. Später zieht die Familie in die Schwetzinger Vorstadt um und Peter Kurz besucht das Tulla-Gymnasium. Hier zeigt sich schon früh sein politisches Interesse und seine Bereitschaft, sich in und für die Gemeinschaft einzubringen: über fast die gesamte Schulzeit hinweg ist er Klassen- und Schülersprecher. Hier beginnt auch seine politische Laufbahn, er wird Mitglied der Jusos. Nach erfolgreichem Abitur leistet Peter Kurz den damals 16 Monate dauernden Zivildienst beim Jugendamt Mannheim ab. Ab Herbst 1983 studiert er in Mannheim Jura, ab 1984 gestaltet er die Stadtpolitik als Bezirksbeirat mit. Außerdem ist er Mitarbeiter des Landtagsabgeordneten Jörg Ueltzhöffer. Er gründet 1985 den Verein „Biotopia“ zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, der schon bald zu einem wichtigen Beschäftigungs- und Ausbildungsträger für hunderte von Jugendlichen werden wird. Bis Anfang 1999 leitet er den Verein ehrenamtlich.
Sein Studium schließt Peter Kurz 1989 ab und wird Referendar in Mannheim, Heidelberg, Speyer und San Diego. An der Universität Mannheim arbeitet er nach seinem 2. Staatsexamen als wissenschaftlicher Mitarbeiter und wird Assistent am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handes- und Wirtschaftsrecht, Rechtsvergleichung und Internationales Privatrecht. Peter Kurz wird 1995 mit summa cum laude zum Dr. jur. promoviert.
1993 wird er Chef der Mannheimer SPD-Gemeinderatsfraktion. In der Kommunalpolitik werden in dieser Zeit viele wichtige, langfristige Konzepte erarbeitet und beschlossen: Verkehrsentwicklungsplan, Zentrenkonzept, Freiraumsicherung und Modell räumliche Ordnung, die Einrichtung der ersten Ganztagsgrundschule, Programme zur Gewaltprävention. Peter Kurz beginnt 1994 eine Karriere als Richter am Verwaltungsgericht Karlsruhe, bleibt aber zeitgleich Fraktionschef der SPD.
Als die Wahl für das Amt als Dezernent für Schulen, Kultur, Sport- und Bäderwesen ansteht, entscheidet er sich ganz für die Politik, kandidiert und gewinnt. Seit Februar 1999 gestaltet er mit hohem Engagement die Kultur-, Schul- und Sportpolitik seiner Stadt. Peter Kurz ist verheiratet und hat zwei Kinder.