Kirchberg/Rhein-Neckar, 04. September 2015. (red/edr) Am 22. August 2015 brach in der Lobenhausener Mühle im Jagsttal bei Kirchberg ein Großbrand aus. Bei der Löschung des Feuers gelang hochgiftiges Ammonium in den Fluss Jagst. Mindestens acht Tonnen tote Fische wurden bisher geborgen. Ehrenamtliche und Rettungskräfte versuchen, das Fischsterben zu reduzieren, indem sie Sauerstoff in das Wasser pumpen – das zeigt Erfolge, verhindert aber nicht die ökologische Katastrophe.
Am 22. August geriet die Lobenhauer Mühle im Jagsttal bei Kirchberg in Flammen. Schnell verbreitete sich das Feuer und weitete sich zum Großbrand aus. Dem aktuellem Stand der Ermittlungen zufolge brach das Feuer in der Lagerhalle aus und griff anschließend schnell auf die benachbarten Silos über.
Nach Angaben von Jürgen Mors, dem zuständigen Kreisbrandmeister, waren insgesamt 155 Rettungskräfte am Brandort im Einsatz. Die Löscharbeiten hatten die gesamte Nacht angedauert. Menschen seien nicht verletzt worden – doch giftiges Ammoniak aus Düngemitteln vermischte sich mit dem Löschwasser und gelangte in die Jagst. Das verursachte ein dramatisches Fischsterben flussabwärts.
Laut dem „Hohenloher Tagblatt“, sind bis zum 28.8 mindestens acht Tonnen toter Fische auf einer Strecke von 30 Kilometern geborgen worden. Eine aktuellere Angabe ist bisher nicht bekannt. In drei Wochen will das Regierungspräsidium Stuttgart einen ersten Schadensbericht vorlegen.
Verwesungsprozessung verbraucht Sauerstoff
Das Landsratsamt Schwäbisch Hall hat eine regelmäßige Messung des Jagstwassers zwischen der Lobenhausener Mühle und der Kreisgrenze Hohenlohenkreis veranlasst.
Obwohl an den Messwerten ersichtlich ist, dass die Ammoniumwerte zurückgehen, werde darauf geachtet, die Jagst weiterhin zu belüften – auch der Verwesungsprozess toter Fische verbraucht Sauerstoff. Das kann für andere Fische, Muscheln, Krebse und Kleinstlebewesen lebensbedrohlich werden.
Alles wird gemacht, um den Sauerstoffgehalt im Wasser zu erhöhen,
sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Dr. Bernhard Lasotta. Er war am vergangenen Wochenende selbst vor Ort, um sich ein Bild von der ernsten Lage zu machen.
Hunderte von Freiwilligen, Feuerwehrleuten, Anglern und örtlichen Vereinen versuchten verschiedenen Medienbereichten zufolge zu retten, was zu retten ist. Die Helfer pumpen Frischwasser zu, errichteten Barrieren und schöpften vergiftetes Wasser ab.
Ermittlungen sind im vollen Gange
Was den Brand in der Lobenhausener Mühle verursacht hat, ist aktuell noch unklar. Die Kriminalpolizei ermittelt. Wie das Hohenloher Tagblatt berichtet, geht die Polizei von Brandstiftung aus. Ursachen für einen technischen Defekt seien nach Angaben der Polizei nicht ersichtlich.
Laut eines Berichts der Stuttgarter Zeitung hat außerdem der Landesfischereiverband die Staatsanwaltschaft Ellwangen eingeschaltet. Es wird nun ermittelt, ob alle Kontrollen und Auflagen bei der Löschung eingehalten wurden.
Wir haben einen Rechtsanwalt eingeschaltet,
sagt Ralf Oberacker, der Präsident des Landesfischereiverbands Baden-Württemberg, laut Stuttgarter Zeitung.
Wer kommt für den Millionen-Schaden auf?
Man will der Frage auf den Grund gehen, wie und wie viel kontaminiertes Löschwasser in die Jagst gelangen konnte. Ebenfalls sei noch nicht geklärt, wer für den millionenschweren Schaden aufkommen solle. Mit einem offenen Brief an Landrat Gerhard Bauer fordert der Landesfischereiverband Auskunft ein.
Zunächst wurde eine Anzeige gegen Unbekannt erstattet. „Es geht um den Tatbestand des Gewässerverunreinigung“ erklärt Staatsanwalt Jens Weise. Nach abgeschlossenen Ermittlungen der Polizei soll entschieden werden, gegen wen ein Verfahren eingeleitet werden solle.
Kritik an den Behörden im Kreis Schwäbisch Hall
Außerdem wird Kritik an den Behörden im Kreis Schwäbisch Hall laut: Der Biologe Michael Pfeiffer vom Regierungspräsidium Stuttgart ist der Meinung, dass die Katastrophe offensichtlich unterschätzt wurde, berichtet “die Welt”. Mit Schutzzonen hätten tausende Fische gerettet werden können.
Auch Dr. Lasotta möchte das Land Baden-Württemberg darauf aufmerksam machen, bessere Krisenpläne auszuarbeiten, um in Zukunft schneller und angemessener auf solche Notlagen reagieren zu können:
Die ökologische Katastrophe, die sich an der Jagst ereignet hat, darf es nicht noch einmal geben.