Mannheim, 03. April 2017. (red/pol) Die „Time Warp 2017“ lockte mehr als 17.500 Besucher an. Während der Ablauf der Techno-Party ohne Störungen verlief, musste die Polizei wieder zahlreiche Fälle von Drogen- und Alkoholmissbrauch feststellen. Je mehr sie kontrolliert, umso mehr Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und Trunkheitsfahrten werden festgestellt. Insgesamt wurden 126 Führerscheine einbehalten und 388 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz festgestellt. Eine traurige Bilanz.
Von Hardy Prothmann
Von Drogenkontrollen wussten wir nichts,
sagen vier Franzosen auf dem Autobahnparkplatz am Hockenheimring, wo unter der Leitung des Verkehrskommissariats am Samstag eine Großkontrollstelle eingerichtet worden war. Mit gut 70 Beamten wurden Busse und Pkw von Autobahn eskortiert, um die Insassen auf Drogen und Alkohol zu prüfen.
Internationales Publikum
Das Technische Hilfswerk (THW) unterstütze die Polizei mit Zelten, Versorgung und Ausleuchtung der Kontrollstelle. Drogenspürhunde der Hundestaffel waren im Einsatz und bereits in den ersten Stunden gab es jede Menge Treffer. Spricht sich das nicht rum?
Anscheinend nicht oder es ist den Leuten einfach egal,
sagt Alexander Ulmer, Leiter des Verkehrskommissariats Walldorf und Einsatzleiter vor Ort. Der Polizeioberrat spricht übrigens fließend Französisch – wegen einer früheren länderübergreifenden Aufgabe. „Wir können hier alle gängigen Sprachen bedienen und die jungen Leute sprechen fast alle Englisch.“ Mit im Einsatz sind im Rahmen der Sicherheitskooperation auch Beamte aus Rheinland-Pfalz.
Wenn Busse von der Autobahn geholt werden, geht gleichzeitig acht Beamte rein, „damit nichts weggeworfen wird“. Außerdem wird der Einsatz mit Kamera gefilmt.
Die Time Warp ist eine internationale Veranstaltung. Sehr viele Gäste kommen aus Italien, Österreich, der Schweiz, Belgien, Niederlande, Polen und besonders viele aus Frankreich. Herr Ulmer sagt:
In Frankreich gibt es kaum eine vergleichbare Veranstaltung. Dabei ist Techno dort schwer angesagt, aber die Parties sind deutlich teurer als die Time Warp. Da kommen sogar Leute aus dem Raum Lyon, feiern die Nacht durch und fahren wieder zurück.
Kontrolliert werden Autobahnen, Stadtstraßen, Bahnhöfe und auf dem Gelände selbst
Die Kontrollen beginnen in der Anfahrtsphase vor allem auf den Autobahnen, aber auch im Stadtgebiet rund um die Maimarkthalle. Und hier geht es am Sonntag so richtig zur Sache, weil die Abfahrten kontrolliert werden:
Ab Mittags waren wir am Anschlag – alle Sachbearbeiterposten waren belegt und die Wartezimmer waren voll,
sagt Polizeioberrat Frank Hartmannsgruber, Leier des Reviers Oststadt. Das Maimarktgelände fällt in seine Revierzuständigkeit. Wie in den vergangenen Jahren auch, plant er mit seinen Leuten den Einsatz akribisch, um überhaupt die logistische Maximalleistung erfüllen zu können. Durch den Umzug des Flughafenpostens ins Hauptgebäude hat man deutlich mehr Platz – doch selbst der reichte nicht.
Auf dem Gelände ist die Kriminalpolizei unter dem Leiter der Drogenfahndung, Reiner Lange, aktiv. Während der Veranstaltung kommt es auch zu Raubdelikten. Körperliche Gewalt ist aber eher kein Thema bei Techno-Parties.
Rekordausbeute
Rund 2.000 und 900 Fahrzeuge wurden kontrolliert. Bei 105 Autofahrern wurde eine Blutprobe entnommen, da sie unter Einfluss von Drogen oder Alkohol (4) standen. Um das klar zu machen: 105 fahruntüchtige Menschen hat allein die baden-württembergische Polizei aus dem Verkehr gezogen und damit potenziellen Schaden abgewehrt. 324 Strafverfahren wurden wegen Drogenbesitz eingeleitet. Es wurden Drogen unterschiedlichster Art sichergestellt – vor allem Amphetamine (zum Aufputschen) und Cannabis (zum Runterkommen) wird am meisten festgestellt. Doch Kokain scheint wieder im Kommen zu sein und sehr bedenklich – vermehrt taucht Crystal Meth auf, ein absolutes Teufelszeugs. Außerdem wurden zwei Schusswaffen und Schlagringe sichergestellt.
Auch die hessische Polizei kontrollierte 624 Personen und 355 Fahrzeuge. 26 Mal wurde Drogenbesitz festgestellt, 45 Drogentests wurden durchgeführt, 21 waren positiv. Die Bundespolizei kontrollierte Anreisende an den Hauptbahnhöfen in Heidelberg und Mannheim. Insgesamt 38 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz wurden festgestellt. Ein 27-jähriger Mann aus Ludwigshafen am Rhein versuchte am Samstagabend Extasy-Tabletten im Hauptbahnhof Mannheim zu verkaufen und bot diese einem Reisenden an, teilt die Bundespolizei mit. Pech gehabt: Der mutmaßliche Reisende entpuppte sich jedoch als Zivilfahnder der Bundespolizei und nahm den Drogenhändler fest. Gegen den 27-Jährigen wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz eingeleitet.
Der eingesetzte Rettungsdienst auf dem Maimarktgelände wurde zu rund 400 Hilfeleistungen gerufen. 16 Personen mussten zur Behandlung in umliegende Krankenhäuser eingeliefert werden.
Für die ausländischen Gäste, die mit Drogen erwischt werden, ist der Spaß teuer. 500 Euro Sicherheitsleistung und 250 Euro als Gebühr für ein in Deutschland nicht „vollstreckbares“ Fahrverbot muss jede Person zahlen. Die Polizei checkt im Vorfeld, dass die Geldautomaten im Umfeld des Flughafenpostens frisch aufgefüllt sind.
Einzig positive Entwicklung – die Lautstärke hat man zwischenzeitlich im Griff. Es gingen nur wenige Anwohnerbeschwerden ein.