Mannheim, 03. März 2015. (red) Aktualisiert. Am Montagabend hat sich gegen 22 Uhr ein mutmaßlicher Raubmord in der Neckarstadt ereignet. Der 48-jährige Besitzer eines „Kiosk“ wurde schwer verletzt von einem Kunden entdeckt, der die Polizei alarmierte. Ein Notarzt konnte dem Mann vor Ort nicht mehr helfen, der in seinem Laden verstorben ist. Die Polizei hat kurz darauf einen Tatverdächtigen festgenommen. Gegen diesen beantragte die Staatsanwaltschaft inzwischen einen Haftbefehl.
Von Hardy Prothmann
Der Ladenbesitzer konnte trotz notärztlicher Versorgung nicht mehr gerettet werden,
sagt Polizeisprecher Norbert Schätzle draußen in der Kälte vor dem „Kiosk“, der „Schachmatt“ heißt. Ein Laden für Allerlei, Handy-Karten, Getränke und was sonst noch spät am Abend benötigt wird.
Kurz nach 22 Uhr betritt ein Kunde den Laden, sieht den schwer verletzten, blutenden Mann und alarmiert die Polizei. Ein Notarzt wird alarmiert, versucht das Gewaltopfer zu reanimieren, aber es ist aussichtslos. Der Mann verstirbt am Tatort.
Der Ladenbesitzer liegt erstochen am Boden
Hier, fast am Ende der Mittelstraße, wo die Lokale „Sofia“ oder „Sarajevo“ heißen, wo man durch die Scheiben das Blinken von Geldspielautomaten sieht, bärtige Männer und zurechtgemachte Frauen durch die Fenster auf die Szenerie draußen schauen, liegt der 48-jährige Ladenbesitzer, ein Libanese, nun tot rücklings auf dem Boden. Verblutet. Vermutlich durch mindestens einen tödlichen Stich in Brust.
Die Fahndung nach dem Täter läuft sofort. Kurz darauf finden Polizeibeamte in Tatortnähe Kleidungsstücke und ein Messer. Ob es die Tatwaffe ist? Es klebt kein Blut dran. Vielleicht wurde es vom Täter abgewischt. Wenig später fasst die Polizei einen Mann in der Umgebung, der sich in einem Gebüsch verstecken will.
Mutmaßlicher Täter verhaftet
Zeugen, die einen Mann beim Verlassen des Kiosk beobachtet haben wollen, beschreiben den Tatverdächtigen als „gedrungen“ – die Beschreibung passt. Nicht-deutscher Herkunft. Der Mann wird verhaftet und nach L 6 auf’s Polizeipräsidium zum Verhör verbracht.
Angeblich soll es vor der Bluttat einen Streit gegeben haben, sagt Herr Schätzle:
Jetzt kommen erstmal die Kollegen von der KT, sichern Spuren und andere Kollegen verhören die festgenommene Person.
„KT“ steht für Kriminaltechnik. Das sind die Kripo-Beamten in den weißen Anzügen, gut eingepackt mit Handschuhen und Mützen, damit sie mit einer DNS nicht den Tatort „verunreinigen“. Sie nähern sich von außen nach innen, machen erst Fotos und untersuchen den Tatort Stück für Stück, sammeln alles ein, was eine „Spur“ sein könnte. Sie suchen nach Fingerabdrücken, Schuhabdrücken, Haaren, Zigaretten – eben allem, womit ein Täter überführt werden kann.
Kripo-Chef Kollmar macht sich selbst ein Bild vor Ort
Selbst Kripo-Chef Siegfried Kollmar kommt zu später Stunde gegen 23:30 Uhr zum Tatort, lässt sich von seinen Mitarbeitern in Kenntnis setzen. Das „Lagebild“ scheint eindeutig – tote Person im Laden, mutmaßlicher Täter bereits verhaftet. Tatmotiv so kurz nach dem Verbrechen wie meistens erstmal unklar.
Der erste Verdacht ist ein Raubmord – allerdings weiß man noch nicht, ob Geld oder andere Dinge gestohlen wurden oder der Täter dies vorhatte. Vielleicht ist es auch ein Tötungsdelikt im Affekt – kannten sich Täter und Opfer? Auf diese und andere Fragen werden die Beamten Antworten suchen. Immerhin soll es einen „Streit“ gegeben haben.
Szenerie
Und wieder gilt vielen die Polizeiabsperrung wenig. (Lesen Sie hier unseren Text mit über 80.000 Zugriffen zum Vorfall vergangene Woche.) Überwiegend Männer schlüpfen drunter durch, stehen gegenüber des Ladens „Schachmatt“, der ein Schachbrett als Firmenlogo hat. Viele haben ihre Handys am Ort, die Sprachen klingen arabisch, serbo-kroatisch, bulgarisch. Immer wieder schicken Beamte die Gaffer weiter, was diese nur mäßig beeindruckt. Zwei Frauen ausländischer Herkunft mit Tüten in der Hand bitten darum, die Absperrung passieren zu dürfen: „Wir haben Angst, außenrum zu laufen.“ Sie sind nicht so frech wie die Männer und müssen außen herum laufen: „Wir können ja schreien, wenn was ist“, sagt eine.
Ein älterer Mann hat einen Kaftan an, steht barfuß in Sandalen und redet mit vielen der Männer. Er scheint eine „Respektsperson“ zu sein, das lässt sich aus dem Verhalten der anderen schließen. Wieder und wieder schickt die Polizei Personen weiter oder bittet sie, in die „Lokalitäten“ zu gehen.
Ernste Gesichter
Die Männer der „KT“ sind eingetroffen, besprechen sich mit dem leitenden Kripo-Beamten, ziehen ihre Kluft an, machen Fotos und verschwinden irgendwann im Laden, um dort ihre Arbeit fortzusetzen.
Draußen stehen Schutzpolizisten in der zugigen Straße. Herr Schätzle gibt einem Fernsehreporter ein Interview, bespricht sich mit der Leiterin der Pressestelle Roswitha Götzmann und dem Kripo-Chef Siegfried Kollmar.
Die Gesichter sind ernst, denn alle wissen: Nach der Messerstecherei und Schießerei vom Mittwoch vergangener Woche in der Innenstadt wird das die Diskussionen um die Sicherheitslage in Mannheim weiter anstacheln – auch, wenn die Verbrechen nichts miteinander zu tun haben. Und man geht davon aus, dass „alles in einen Topf geworfen“ wird, denn wieder einmal sind es Ausländer, sowohl der Täter, als auch das Opfer.
Aktualisierung, 03. März, 15:00 Uhr: Wie die Polizei mitteilt erhärtet sich der Verdacht gegen den 29-jährigen Festgenommenen. Die Staatsanwaltschaft beantragt einen Haftbefehl. Im Laufe des Nachmittages soll er einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Die Ermittlungen zum Tathergang und den Hintergründen der Tat dauern an.