Mannheim, 03. Oktober 2015. (red) 3.000 Personen hatte der Veranstalter angemeldet. Rund 600 marschierten vom Schloss zum Alten Messplatz. Weitere Personen schlossen sich an. Insgesamt kamen zur Kundgebung von der Polizei sehr freundlich geschätzt knapp 1.200 Teilnehmer, eher waren es nur gut 1.000. Die Veranstalter sprachen von 1.500. Den Veranstaltern ist es damit nicht gelungen, an den Erfolg der Großdemo am 17. Januar auch nur ansatzweise anzuschließen – dabei gibt es möglicherweise durchaus auch geschäftliche Interessen.
Von Hardy Prothmann
Immerhin – 1.200 Personen bei einer Friedensdemo sind nicht wenige. Aber nur ein Zehntel der Menschenmasse, die sich am 17. Januar auf dem Alten Messplatz in der Neckarstadt versammelt hatte.
Heute sind es viele junge Leute, darunter Teilnehmer vieler organisierter Gruppen wie dem Stadtjugendring, Amnesty International und anderen. Und gut 100 Personen, die der Antifa-Szene zugerechnet werden können.
12.000 im Januar – 1.200 im Oktober
Ganz anders am 17. Januar – da war der Querschnitt der Bevölkerung sehr groß. Alte und Junge. Mannheimer und Menschen aus dem Umland. Deutsche und Ausländer. Dutzende Organisationen hatten ihre Mitglieder zur Teilnahme aufgerufen. Wirklich sehr viele kamen mit Transparenten – und auf sehr vielen stand: „Nous sommes Charlie“. Die Menschen kamen, weil sie geschockt waren – durch die Attentate von Paris, bei denen Islamisten Zeichner und Redakteure der Satirezeitschrift Charlie Hebdo sowie Menschen jüdischen Glaubens getötet hatten.
Die Initiatoren von „Mannheim sagt Ja“ hatten im Anschluss zu einer Teilnahme einer Kundgebung in Ludwigshafen aufgerufen. Der heutige Vereinsvorstand und Stadtrat Gerhard Fontagnier erklärte nach den Gewaltaktionen gegen einen früheren AfD-Stadtrat sowie die Polizei, dass diese von Autonomen „von außerhalb“ begangen worden seien.
Wir hatten als einziges Medium vor dieser Entwicklung gewarnt. Auch das „Bündnis gegen rechts“ beteiligt sich am Zug aus Mannheim und hat durch die Gewaltaktion Schaden erlitten.
14 Mal mehr Flüchtlinge – nur noch ein Zehntel Willkommen-Heißer
Auffällig ist auch diese Beobachtung: Während Anfang des Jahres gerade einmal 500 Flüchtlinge auf Franklin lebten, sind es aktuell rund 5.000, über das Wochenende kommen nochmals mindestens 2.000 Menschen hinzu, die in den Funari Barracks unterkommen. Die Zahl der Flüchtlinge hat sich aktuell also vervierzehnfacht – die der Teilnehmer der Demo ist auf ein Zehntel geschrumpft.
Möglicherweise hat das mit dem falschen Motto zu tun: Als „Mannheim sagt Ja – Flüchtlinge willkommen“ startete, wurde Mannheim nicht zur neuen Heimat für Flüchtlinge. Sie wurden im Rahmen der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) hier nur registriert und auf andere Kreise weiterverteilt. Mittlerweile muss man davon ausgehen, dass dies nicht mehr gelingt, da die Landkreise ebenfalls keine Kapazitäten mehr haben. Damit muss Mannheim Flüchtlinge aufnehmen – zwar auf unbestimmte Zeit, aber erstmal schon.
Entweder „gut“ – sonst „böse“
Tatsächlich sind es so viele Flüchtlinge, dass sich die Stimmen mehren, die die Bevölkerung überlastet sehen. Hinzu kommt eine auffällig steigende Kriminalität und damit Sorgen und Ängste der Bürger. Und auch hier macht „Mannheim sagt Ja“ wieder einen entscheidenden Fehler: „Hilfe statt Hass“ ist das Motto. Dieses schwarz-weiß-Denken sagt also: „Entweder, Du bist Helfer oder Du bist Hasser.“
Diese bedingungslose Aufteilung in „gut“ und „böse“ schreckt immer mehr Menschen ab, die zwar grundsätzlich für eine Hilfe für Asylsuchende sind, sich aber dennoch Gedanken machen, wohin die aktuelle Entwicklung führt. Ein bedingungsloses „Alle Flüchtlinge sind willkommen“ lehnen immer mehr Menschen ab.
Hinzu kommt ein geradezu propagandistischer Auftritt von „Mannheim sagt Ja“ – insbesondere auf der Facebook-Gruppenseite posten im Kern ein paar Dutzend Leute alles, was sie finden können, um alles und jeden zu einem Nazi zu machen, der sich kritisch in Zusammenhang mit Flüchtlingen äußert. Umgekehrt nutzt man die Plattform, um sich selbst zu heroisieren.
Die Einteilung in „gut“ und „böse“ geschieht auch vor Ort – so lässt der innere Kreise von „Mannheim sagt Ja“ keine Möglichkeit aus, um unsere Berichterstattung zu verunglimpfen und als „böse“ darzustellen. Mehrere Mitglieder des Verein haben zudem Beschwerden beim Presserat gegen uns eingelegt. Eine der Beschwerden ist aktuell als unbegründet abgelehnt worden.
Grünen-Stadtrat Gerhard Fontagnier behauptete, dass eine Razzia der Polizei gegen gambianische Drogendealer „den Fremdenhass schürt“ – da steigen viele Menschen aus, die froh sind, dass die Polizei Verbrechen konsequent bekämpft. Aus dem Umfeld des Jugendhauses „JUZ“ wird behauptet, die Polizei kontrolliere nach „rassistischen Profilen“ insbesondere Menschen dunkler Hautfarbe. Zivile Ermittler werden zudem bei Kontrollen auf der Neckarwiese behindert, Abschlepp-Unternehmer in die Nähe von Rechtsradikalen gerückt.
Auf der Bühne durfte heute ein Flüchtling aus Gambia behaupten, er sei vor dem Krieg geflohen – nur, in Gambia gibt es keinen Krieg.
Geschäftliche Interessen?
„Hilfe statt Hass“ lässt auf den ersten Blick nicht erkennen, dass „Mannheim sagt Ja“ dahinter steckt. Die Domain „hilfestatthass.de ist auf einen Janis Dos Santos angemeldet und die Firma Epic4. Diese wiederum hat zwei Inhaber – der andere ist Holger Keck (SPD), Bezirksbeiratssprecher Neckarstadt-West und Mitinitiator von „Mannheim sagt Ja“. So schließt sich der Kreis.
Die Plakate scheinen überwiegend aus einer Quelle zu stammen: Stadtrat Fontagnier ist Grafiker. Herr Fontagnier betreibt unter seinem Namen auch einen Spreadshirt-Shop, wo man T-Shirts und andere Dinge zum Preisen von 14,40 Euro bis 33,10 Euro erwerben kann, die Motive verschiedener (ehrenamtlicher) Aktionen und Vereine zeigen, die er selbst mit ins Leben gerufen hat und in denen er im Vorstand wirkt. Parallel organisierte der Stadtrat, der sich auch mal als Gastronom versucht hat, aktuell die Veranstaltung „Buntheim“ mit, die nach unseren Informationen floppte. Stadtrat Fontagnier sucht trotzdem jede Bühne – schließlich ist er grüner Landtagskandidat für den Mannheimer Norden.
Epic4 bezeichnet sich als „aufstrebende Agentur“ und wirbt mit „Mannheim sagt Ja“-Aktionen, an denen man als Veranstalter beteiligt war. Auf der Seite heißt es zu „Mannheim sagt Ja“ (Schreibfehler im Original):
Dieses Verein steht für Toleranz und soziales Engagement und ist seitdem Verantwortlich für viele kulturelle Festen und Veranstaltungen.
Ob es nun „gut“ oder „böse“ ist, im Umfeld von „sozialem Engagement“ Geschäfte zu betreiben – darüber kann sich jeder selbst seine Meinung bilden.
Transparenz: Auch darüber, dass wir vor kurzem „Epic4“ abgemahnt haben, weil sie eines unserer urheberrechtlich geschützten Fotos zur Werbung auf der eigenen Firmenseite benutzt hat, kann man sich seine Meinung bilden. Man weigert sich, unsere Forderung zu bezahlen und hat ein „Vergleichsangebot“ gemacht, das wir nicht annehmen werden.
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