Rhein-Neckar, 03. Februar 2017. (red/pm) Seit dem 27. Januar können Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs die „eTarif“-App des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) und der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) nutzen. Der Vorteil für Nutzer? Man kann preisgünstig und einfach mit Bus und Bahn fahren. Denn der neue Tarif berechnet sich auf Basis der kürzesten Entfernung: Der Luftlinie zwischen Einstiegs- und Ausstiegshaltestelle.
Von Alina Eisenhardt
Einchecken, losfahren, auschecken: Dass man sein Smartphone zum Fahrschein machen kann, ist nichts Neues. Neu ist allerdings die „eTarif“-App des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) und der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv). Damit kann man zum Luftlinientarif mit Bus und Bahn fahren. Das ist besonders fair, denn die Berechnung des Fahrpreises erfolgt automatisch entsprechend der kürzesten Entfernung zwischen Start- und Zielhaltestelle.
Besonders für Kurzstrecken oder für sehr weite Strecken lohnt sich die Nutzung der App, weil der Tarif häufig günstiger ist,
sagt Robert Katzer, stellvertretender Sprecher der VRN.
Die „eTarif“-App löst das Touch&Travel-System der Deutschen Bahn ab, das im November eingestellt wurde. Im Januar konnten Kunden die eTarif-App zunächst kostenlos testen. Dieser Testbetrieb ist nun beendet und die Tester werden aufgefordert, eine Zahlungsart zu hinterlegen. Seit dem 27. Januar können Nutzer die App im gesamten Verbundgebiet des VRN nutzen.

Seit dem 27. Januar ist das neue Angebot offiziell nach einer Testphase am Start. Foto: VRN
Der Vorteil des Luftlinien-Tarifs ist, dass Fahrgäste sich nicht mehr über das Tarifsystem informieren müssen. Auch die Suche nach passendem Kleingeld für den Automaten entfällt.
Die Menschen können ganz flexibel in die Bahn einsteigen und losfahren. Durch die Nutzung der Fahrkartenautomaten war das davor nicht so einfach,
sagt Robert Katzer.
Die Luftlinie wird über das GPS-Signal des Smartphones ermittelt. „Die Daten werden ausgewertet, um zu analysieren, welche Strecken und Gebiete abgefahren werden. Für uns ist es interessant, wo das Angebot genutzt wird. Die Daten sind aber nicht personenbezogen“, gibt Robert Katzer uns auf Nachfrage Auskunft. Trotzdem – wer mit seinen Daten sparsam umgehen will, dem muss klar sein, dass hier Daten gespeichert werden. Das gilt aber für alle Apps.
Die App macht die Nutzung von ÖPNV tatsächlich einfacher und flexibler.
Unser Ziel ist es, den ÖPNV für Kunden attraktiver zu machen,
so Robert Katzer. Und weiter:
Wir hoffen sehr stark, dass sich die Zahl der Schwarzfahrer durch die vereinfachte Nutzung reduziert. Die meisten Menschen in Deutschland besitzen ein Smartphone. Dadurch wird die Ausrede „Ich hatte keine Zeit, mir ein Ticket zu kaufen“ wirkungslos.
Preiswerter Luftlinientarif
Erwirbt man ein Ticket über einen Automaten, zahlt man für einen Einzelfahrschein für Erwachsene der Preisstufe 0 oder City 1,60 Euro. Die häufig genutzte Preisstufe „Großwabe HD, LU, MA oder LU/MA“, kostet bereits 2,50 Euro.

„Aus der Luft geholte Preise“ – nicht die Fahrtstrecke, sondern die Luftlinie wird berechnet. Das macht den eTarif günstiger als andere Tarife. Grafik: VRN
Der Grundpreis pro Fahrt über die „eTarif-App“ beträgt 1,20 Euro. Damit ist das „eTarif“-Ticket günstiger als ein reguläres Ticket. Je angefangenem Kilometer Luftlinie werden 20 Cent berechnet. Besitzt man eine Bahncard, reduziert sich der Preis auf 0,90 Euro Grundpreis und 0,15 Euro pro Kilometer. Darüber hinaus verfügt die App über ein Tages-Preislimit (12 Euro) und ein Monats-Preislimit (90 Euro).
Die Kostenairbags von 12 Euro/Tag und 90 Euro/Monat sind eine Besonderheit unseres Angebots und lohnen sich in vielen Fällen,
sagt Robert Katzer.
Ein Ticket gilt für eine Fahrt in eine Richtung mit Umstieg. Rund- und Rückfahrten sind nicht im Preis mit eingeschlossen. Die „eTarif“-Tickets gelten im gesamten VRN-Verbundgebiet in allen Bussen und Bahnen (DB: RE, RB und S-Bahn). Ausgeschlossen sind Ruftaxis und die Bergbahn.
So funktioniert es
Wird die Rechnung nicht beglichen, kann es zu einer Sperrung des Kontos kommen, bis das Konto ausgeglichen wurde,
Zu beachtende Hinweise
Vergisst man, sich anzumelden, fährt man ohne gültige Fahrerlaubnis. Bei einer Kontrolle fällt eine erhöhte Beförderungsgebühr in Höhe von 60 Euro an. Wenn das Smartphone während der Fahrt nicht funktionsfähig ist, zum Beispiel durch einen leeren Akku, wird im Fall einer Kontrolle ebenfalls die Zahlung eines erhöhten Beförderungsentgelts erforderlich.
Vergisst man, sich abzumelden, wird höstens der Tagespreis in Höhe von 12 Euro berechnet. Lässt sich die Fahrt rekonstruieren, so zahlt man nur den tatsächlichen Fahrpreis. „Das ist aber nicht immer möglich, da man über das GPS nicht immer ermitteln kann, ob die Person weiter mit der Straßenbahn gefahren ist oder einen anderen Verkehrsweg genutzt hat“, so Robert Katzer.
Im iOs-Shop schreibt ein Nutzer:
Grundsätzlich finde ich die Idee sehr gut!
Allerdings fehlt meiner Meinung nach noch ein sehr wichtiges Feature. Es sollte innerhalb von 30 Minuten nachdem man ausgestiegen ist, eine Erinnerung geben, die Fahrt zu beenden, sodass das Ticket abgeschlossen ist.
In einem nächsten Update soll, so der VRN ein integrierter Wecker rechtzeitig an die Abmeldung erinnern.
Das neue Angebot scheint ein günstiges Serviceangebot für ÖPNV-Nutzer zu sein, das dem Kunden eine flexiblere und einfachere Nutzung ermöglicht. Die App wurde bereits einmal als Pilotprojekt „eTarif Heidelberg“ getestet und wurde gut angenommen. Robert Katzers Fazit ist:
Nach fünf Tagen der Nutzung liegen uns noch keine genauen Zahlen vor. Unsere erste Impression ist aber, dass das Angebot gut angenommen wird.