Heidelberg/Rhein-Neckar, 03. Februar 2012. (red/pm) Der Schiffverkehr auf dem Neckar ist im Jahr 2011 angestiegen. Neben rund 5 Prozent mehr Frachtschiffen waren auch über 13.000 Sportschiffe auf dem Neckar unterwegs. Um die Wasserwege auch für die Zukunft zu sichern, werden in den kommenden Jahren umfangreiche Maßnahmen durchgeführt.
Information des Wasser- und Schifffartsamt Heidelberg:
„8.010 Frachtschiffe passierten im letzten Jahr die Zählstelle in Mannheim-Feudenheim.
Dies sind rund 400 Schiffseinheiten mehr als im Jahr 2010. Damit ist das Verkehrsaufkommen um 5,1 Prozent gestiegen. Insgesamt wurden dabei rund 6.905 Millionen Tonnen an Gütern transportiert, was einem Ladungsrückgang von 5,5 Prozent entspricht.
„Für die Neckarschifffahrt war 2011 ein durchwachsenes Jahr“ so der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Heidelberg, Jörg Huber.
Die Randbedingungen waren schwierig. Positiv ist die Steigerung des Verkehrsaufkommens zu sehen, was zu deutlich mehr Berieb auf der Wasserstraße beigetragen hat. Leider wurden aber rund 300.000 Tonnen weniger Ladung als 2010 in den Schiffen transportiert.
Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Die Schifffahrtssperre am Rhein von fast 4 Wochen wegen der Havarie des TMS Waldhof auf Höhe der Loreley Anfang des Jahres 2011 hat die Neckarschifffahrt geschätzte 200.000 Tonnen gekostet.
Dazu kamen die lang anhaltenden Niedrigwasserperioden am Rhein in den Monaten Mai und November, in denen die Schiffe nur ein drittel ihrer normalen Ladung transportieren konnten. „Berücksichtigt man diese Randbedingungen, muss man mit dem Verkehrsaufkommen und der Transportmenge auf dem Neckar 2011 dennoch zufrieden sein“, kommentiert Huber die Bilanz.
Die Wasserstraße Neckar hat damit wieder die völlig überfüllten Autobahnen A6, A8 und A81 um rund 1.760 (900 geladen und 860 leer) LKW pro Tag entlastet und trägt somit erheblich zu einer Reduzierung des CO2-Ausstosses im Transportwesen bei. Ein Frachtschiff benötigt nur ¼ des spezifischen Energiebedarfes zum Transport von einer Tonne Ladung gegenüber einem LKW.
Die Transportmengen auf dem Neckar verteilen sich im Wesentlichen auf Baustoffe (27 Prozent), Salz (23 Prozent), Kohle (13 Prozent), landwirtschaftliche Erzeugnisse (9 Prozent) und Eisenschrott (10 Prozent). 2011 wurden rund 23.000 TEU (Twenty-foot Equivalent Unit) an Containern transportiert.
Rund 59 Prozent der Ladung werden stromauf zu den Umschlagstellen und den Neckarhäfen Heilbronn, Stuttgart und Plochingen befördert, 41 Prozent zu Tal.
Seit Dezember verzeichnet der Neckar deutliche Transportsteigerungen gegenüber dem Vorjahr. So war im Dezember eine Steigerung der Transportmengen gegenüber 2010 um 8 Prozent zu verzeichnen. Im Januar sind die Zahlen noch besser: Rund 200.000 Tonnen mehr wie im Vorjahr entsprechen einer Steigerung um rund 20 Prozent.
Die Bedeutung des Neckars beschränkt sich aber nicht auf den Transport von Ware, sondern ist für die Freizeit- und Personenschifffahrt ein wichtiges und sehr beliebtes Revier.
Rund 13.000 Sportboote wurden in der letzten Saison (April bis Oktober) an den Neckarschleusen gezählt, wobei die Nutzung der zusätzlich angebotenen Bootsschleppen nicht mit erfasst wird.
Die Bedeutung des unteren Neckars als Revier für Sportboote spiegelt in der Preisverleihung des Deutschen-Motoryacht-Verband (DMYV) anlässlich der Boot 2012 in Düsseldorf, wo erneut eine Schleuse im Amtsbereich des WSA Heidelberg zur wassersportfreundlichsten Schleuse Deutschlands gekürt wurde. Die Personenschifffahrt wurde allein in Heidelberg rund 2.850 mal geschleust.
Die Wasser- und Schifffahrtsämter Heidelberg und Stuttgart betreiben und unterhalten am Neckar zwischen Mannheim und Plochingen 27 Staustufen mit einem Anlagevermögen von rund 2,5 Milliarden Euro.
Die Bereitstellung der Infrastrukturkomponente Wasserstraße leistet für die Wirtschaft in Baden-Württemberg einen bedeutenden Beitrag und sichert somit Arbeitsmöglichkeiten und -plätze.
Im Einzugsbereich des Neckars leben etwa ein Fünftel der Einwohner Baden-Württembergs und rund 30 Prozent des Bruttoinlandproduktes werden in diesem Raum erwirtschaftet. Die Neckarhäfen liegen in Heilbronn, Stuttgart und Plochingen.
Hinsichtlich der Bestandsicherung und dem Erhalt der Leistungsfähigkeit der Bundeswasserstraße Neckar wird der Bund in den kommenden Jahren umfangreiche Mittel bereit stellen.
Im Zuge dieser Maßnahmen werden auch Fischaufstiegsanlagen an den Staustufen geplant, um die Fischdurchgängigkeit wieder herzustellen.
Zu der wirtschaftlichen Relevanz als Verkehrsträger hat der Neckar vor allem eine ökologische Funktion als Lebensraum für Fische und Kleintiere. Das System Schiff-Wasserstraße ist mehr als ein Transportweg: Es steht für Lebensraum, Naherholung, Freizeit und Gewinnung von CO2-neutraler Energie durch Wasserkraftwerke.“