Heidelberg, 03. März 2018. (red/pm) Damit die Luftqualität in der Metropolregion besser wird und Heidelberg seine Klimaschutzziele erreicht, muss der Schadstoffausstoß des motorisierten Verkehrs deutlich gesenkt werden. Gemeinsam erarbeiten Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen derzeit – finanziell gefördert vom Bund – ein Konzept dazu: den „Masterplan nachhaltige Mobilität für die Stadt“.
Information der Stadt Heidelberg:
„Der Heidelberger Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 01. März 2018 vor diesem Hintergrund den schrittweisen Umstieg auf emissionsfreie Mobilität sowie entsprechende Einzelprojekte einstimmig beschlossen – beispielsweise E-Linienbusse und eine elektrifizierte städtische Fahrzeugflotte.
Folgende Projekte zur Luftverbesserung sind geplant:
- schrittweise Umstellung der städtischen Fahrzeugflotte auf emissionsfreie Antriebe,
- verstärkte Förderung von Carsharing- und Taxi-Unternehmen, Flottenbetreibern und Privatpersonen in Heidelberg beim Umstieg auf emissionsfreie Antriebskonzepte,
- Ausbau der Elektro-Ladeinfrastruktur auf nichtöffentlichen Flächen in Heidelberg,
- Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur für Personenkraftwagen, Nutzfahrzeuge und den ÖPNV,
- Ausbau des Straßenbahnnetzes,
- Ausbau von Verflechtungspunkten mit dem ÖPNV auch außerhalb von Heidelberg, so dass Pendlern der Umstieg bei der Fahrt in die Städte erleichtert wird
- Ausbau der Fuß- und Fahrradinfrastruktur (Wege und Abstellmöglichkeiten).
Es ist damit zu rechnen, dass hier kurzfristig ein Investitionsbedarf von 2,7 bis 3 Millionen Euro entsteht. Zudem wäre das städtische Förderprogramm „Umweltfreundliche Mobilität“ mittelfristig entsprechend fortzuschreiben. Die Beschaffung beziehungsweise der Ersatz von städtischen Fahrzeugen soll – soweit möglich – nur noch mit lokal emissionsfreien Antrieben erfolgen.
Gerade der Markt der Nutz- und Sonderfahrzeuge wird aufmerksam beobachtet. Hier gilt es, gemeinsam mit der Fahrzeugwirtschaft Prototypen zu entwickeln. Um die finanzielle Belastung des städtischen Haushalts zu reduzieren, sollen Fördermittel der Bundes- und Landesregierung in Anspruch genommen werden. Die Fördermittel betragen bis zu 80 Prozent der Kostendifferenz eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor gegenüber einem lokal emissionsfreien Antrieb.
Damit bereits im Jahr 2018 erste Fahrzeuge bestellt werden können, hat der Gemeinderat in seiner Sitzung zudem beschlossen, außerplanmäßig bis zu 600.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Insgesamt wird das Projekt in künftigen Haushalten zu berücksichtigen sein. Schnell wirksame
Maßnahmen, insbesondere zur Elektrifizierung des Verkehrs, können seit Dezember 2017 aus dem „Sofortprogramm Saubere Luft 2017-2020“ der Bundesregierung gefördert werden. Die laufenden Ausbaumaßnahmen des Heidelberger Straßenbahnnetzes werden über die Projekte des
Mobilitätsnetzes hinaus fortgesetzt (www.heidelberg-mobinetz.de).
Luftreinhaltung und Grenzwerte in Heidelberg
Im Heidelberger Stadtgebiet ist im Jahr 2017 erstmals der Stickstoffdioxid-Grenzwert flächendeckend eingehalten worden: Der NO 2 -Jahresmittelwert an der Messstelle in der Mittermaierstraße in Bergheim – dem höchstbelasteten Straßenabschnitt in Heidelberg – lag bei 39 Mikrogramm pro Quadratmeter – und damit unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm.
Das aktuelle Messergebnis zeigt, dass die Anstrengungen der Stadt Heidelberg zur Luftreinhaltung greifen. Der eingeschlagene Weg ist demnach erfolgreich, muss aber zwingend verstetigt werden, damit die Erfolge auch nachhaltig sind. Die geplanten Projekte zum Umstieg auf emissionsfreie Antriebskonzepte sind deshalb zwingend notwendig.
Masterplan „100% Klimaschutz“
Mit dem Förderprogramm „Masterplan 100% Klimaschutz“ geht die Stadt Heidelberg noch einen Schritt weiter und will bis 2050 die CO 2 -Emissionen um 95 Prozent reduzieren und den Energiebedarf der Kommune um die Hälfte senken (www.heidelberg.de/masterplan100). Um dieses Ziel zu erreichen, sind auch weitreichende Maßnahmen zur Vermeidung oder Umstellung des motorisierten Verkehrs erforderlich – er trägt mit mehr als 20 Prozent zum Ausstoß von Treibhausgasen bei.
Masterplan „Nachhaltige Mobilität“
Der „Masterplan Nachhaltige Mobilität“ wird im ersten Halbjahr 2018 in den beteiligten Städten – mit Unterstützung des Aachener Beratungsbüros Aviso GmbH – erarbeitet. Die Besonderheit: Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen waren die einzigen der rund 60 Städte beim sogenannten Dieselgipfel der Bundeskanzlerin am 28. November 2017 in Berlin, die einen gemeinsamen Antrag zur Erstellung eines Masterplans vorgelegt haben. Hinter dem Schulterschluss steht die Überzeugung, dass angesichts der hohen Pendlerströme in der Region die Luftqualität nur verbessert werden kann, wenn die Kommunen an einem Strang ziehen. Es gibt fünf Schwerpunkte:
- Digitalisierung des Verkehrs
- Vernetzung im Öffentlichen Personennahverkehr
- Radverkehr
- Elektrifizierung des Verkehrs
- urbane Logistik
Elektro-Busse
Linienbusse fahren im Jahr viele Kilometer durch dicht besiedelte Stadtteilzentren. Zur Luft- und Lärmentlastung in den Innenstädten lohnt es sich, Dieselbusse schrittweise durch emissionsfreie Fahrzeuge zu ersetzen. Mittelfristiges Ziel ist der Umstieg auf wasserstoffbetriebene Elektrobusse, die aber derzeit noch nicht serienreif sind. Als erster Schritt werden deshalb batteriebetriebene Elektro-Busse beschafft und es muss in neue Lade- und Wartungs-Infrastruktur investiert werden. Die ersten Elektro-Busse in Heidelberg sollen in der Altstadt zum Einsatz kommen.
Emissionsfreie städtische Fahrzeuge
Der städtische Fuhrpark umfasst aktuell insgesamt 320 Fahrzeuge, davon 110 sogenannte schwere Nutzfahrzeuge, 140 leichte Nutzfahrzeuge und 70 Personenkraftwagen. Bei der Planung des Umstiegs auf emissionsfreie Fahrzeuge sucht die Stadtverwaltung die für den jeweiligen Einsatzzweck sinnvollste und nachhaltigste Lösung.
Insgesamt sechs batteriebetriebene Elektroautos sind im städtischen Fuhrpark bereits im Einsatz. Vier von ihnen konnten über den „Masterplan 100% Klimaschutz“ mit 50 Prozent der Anschaffungskosten gefördert werden. Batterie- oder wasserstoffbetriebene Elektro-Fahrzeuge erfordern den Ausbau der städtischen Ladeinfrastruktur sowie weitere Investitionen für die Anpassung der technischen Infrastruktur. Die Stadt Heidelberg bewirbt sich derzeit bei H2Mobility um eine – für die Stadt kostenlose – öffentliche Wasserstoff-Tankstelle in Heidelberg.
Förderung des Umstiegs auf emissionsfreie Mobilität
Mit dem städtischen Förderprogramm „Umweltfreundlich mobil“ besteht bereits ein gut eingeführtes Programm zur Bezuschussung von Flottenbetreibern und Privatpersonen bei der Beschaffung von Fahrzeugen mit umweltfreundlichen Antriebskonzepten (www.heidelberg.de/foerderprogramm). Künftig soll auch die Beschaffung von Wasserstoff-Fahrzeugen bezuschusst werden (abhängig von einer Wasserstoff-Tankstelle im Stadtgebiet).
Ausbau der Ladeinfrastruktur
Der Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur für batteriebetriebene E-Fahrzeuge stellt die Stadt Heidelberg vor besondere Herausforderungen. Der öffentliche Parkraum kann nur unter bestimmten Bedingungen dafür genutzt werden. Es gilt deshalb, ein Standort- und Ausbaukonzept von E-Ladestationen für Heidelberg und mögliche Kooperationsmodelle mit Eigentümern geeigneter Grundstücke zu erarbeiten.
Aus Klimaschutzgründen ist die Versorgung mit klimaneutralem Strom aus erneuerbaren Energien entscheidend. Die Stadtwerke Heidelberg kombinieren ihre Angebote für die Ladeinfrastruktur ausschließlich mit ihrem zertifizierten Ökostrom-Produkt „heidelberg KLIMA“ und erfüllen diese Grundvoraussetzung für die klimaschonende E-Mobilität. Die Stadtwerke betreiben derzeit zwölf Ladepunkte an fünf Standorten. Diese Ladeinfrastruktur wurde von den Stadtwerken Heidelberg weitgehend selbst finanziert, bei den neueren Lademöglichkeiten werden zusätzlich Fördermittel akquiriert. Bis Mitte 2018 errichten die Stadtwerke weitere neun Ladepunkte an vier Standorten. Ihr Ziel ist es, gemeinsam mit Partnern bis 2020 insgesamt 150 Ladepunkte in Heidelberg aufzubauen.“