Adenau/Koblenz/Rhein-Neckar, 03. Juni 2017. (red/pro) Einer der größten Konzertveranstalter Deutschlandas, Mark Lieberberg, ist stinksauer. Am Freitagabend wurde das Musikfestival “Rock am Ring” evakuiert. Über 70.000 Gäste verließen kontrolliert und ohne Panik das Gelände, nachdem das Polizeipräsidium Koblenz von einer konkreten Gefahr eines “terroristischen Anschlags” ausgegangen ist. Wir dokumentieren einen Ausschnitt des Wortlauts des Veranstalters vor Journalisten.
Anmerkung der Redaktion: Die Dokumentation des Wortlauts von Herrn Lieberberg ist schriftlich aus gesprochener Sprache in Schriftsprache transkribiert.
“Wir unterscheiden uns von Sport und anderen Veranstaltungen, wo sich Fan-Gruppen feindselig gegenüber stehen und sich gegeneinander bekämpfen.
Ich kann Ihnen nur empfehlen, richten Sie Fragen an den Innenminister, richten Sie Fragen an die Polizei. Fragen Sie sie, ob ihnen die Zeit ausreicht. Sie können Bombenhunde hierher schicken. Sie haben 1.200 Beamte vor Ort. Wenn das nicht ausreicht, um ein Gelände für sicher zu erklären, dann frage ich mich, warum ein Fußballspiel von Borussia Dortmund bei den Verdachtsmomenten hat stattfinden können.
Dann frage ich mich, warum ein Länderspiel stattfinden kann und die Polizei da gewillt ist, das mitzutragen.
Warum ist das bei einem Fußballspiel möglich, warum ist das bei anderen Situationen möglich, warum sind wir die Prügelknaben für die Situation?
Und es hat nichts damit zu tun, dass ich nicht eindeutig und immer gegen den Terrorismus votiere. Und ich bin auch der Meinung, es muss jetzt Schluss sein mit diesem “this is not my islam”, “and this is not my shit” und “this is not my whatever”.
Jetzt ist die Situation, wo jeder einzelne sich dagegen artikulieren muss. Ich möchte endlich mal Demos sehen, die sich gegen diese Gewalttäter richten. Ich habe bisher noch keine Moslems gesehen, die zu Zehntausenden auf die Straße gegangen sind und gesagt haben: “Was macht ihr da eigentlich?”.
Und ich möchte haben, dass in dem Land etwas geschieht. Dass Gefährder beispielsweise auch festgenommen werden. Dass Gefährder nicht…, wir zahlen den Preis um den Skandal von Amri. Das sage ich Ihnen hier an dieser Stelle. Wir sind die Lückenbüßer dafür.
Anm. d. Red.: Szenenapplaus durch anwesende Medienvertreter.
Ich möchte, dass das nicht falsch verstanden wird. Ich habe mich bereit erklärt, das mitzutragen. Ich bin dafür, dass die Sicherheit für Leib und Leben unserer Besucher über unser kommerzielles Interesse hinausgeht, aber es kann für uns kein Sonderrecht geben. Und ich habe das Gefühl, dass wir immer der Prügelknabe sind für eine Situation, die wir gar nicht verschuldet haben. Und wo wir eigentlich immer nur friedliche, wundervolle, kulturelle Veranstaltungen organisiert haben.
Und es stellt sich die Frage, will man diese Kultur aufrecht erhalten oder dokumentiert sich diese Kultur nur, wenn 22 Leute, die mich auch begeistern, nach einem Ball kicken?
(…)
Ich habe es verdammt nicht mehr nötig, meinen Namen zu perpetuieren. Es reicht mir schon, wie oft der in den Medien ist. Und die meisten, die hier sind, wissen, ich bin streitbar, ich bin manchmal auch provokativ, aber ich bin keiner, der um seinen Namen in den Medien ringt. (…) Mir geht es überhaupt nicht darum.
Wie immer tragen wir die Situation. Wir machen die Absage. Unsere Ordner sorgen für einen geordneten Abgang. Ich denke – schauen Sie nach draußen – beispielhaft, wie das funktioniert hat. Weil die Leute uns auch die Kompetenz abnehmen.
Aber letztlich ist das ein Experiment, dessen Hintergrund noch nicht geklärt ist.
Meine Auffassung war – die in Frage stehenden Personen sind (unklar) worden, die Situation ist geklärt. Diese Menschen haben tatsächlich hier gearbeitet, wenn es auch Unklarheiten gab, aber es ist auch meiner Sicht kein entscheidender Grund für eine Absage gewesen. Aus meiner Sicht, aber ich habe mich zu beugen. Das habe ich getan.
(…)
Es war eine Entscheidung, die mir übermittelt wurde. Ich habe diese Entscheidung noch diskutieren wollen. Ich habe den Minister auf die gravierenden Folgen hingewiesen. Dann wurde die Anweisung gegeben. Diese habe ich entgegengenommen und selbstverständlich führe ich sie aus. Ich denke, sie ist so gut ausgeführt worden, dass man von generalstabsmäßig, wenn es nicht so traurig wäre, sprechen könnte.”