Mannheim, 03. April 2017. (red/pro) Ob man Techno gut oder nicht gut findet, ist Geschmackssache. Gut ist, dass eine der größten Techno-Parties Europas weitgehend gewaltfrei verläuft. Schlägereien sind die Ausnahme. Körperverletzungen hingegen gibt es zuhauf – selbst zugefügt durch Drogen. Vor allem MDMA, besser bekannt unter Extasy (oder auch Ecstasy). 400 Hilfeleistungen gab es dieses Jahr, 16 Personen mussten ins Krankenhaus. Die Polizei hat zudem fast 400 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz festgestellt. Braucht Mannheim einen solchen Drogen-Magneten?
Von Hardy Prothmann
Jahr für Jahr gibt es in Zusammenhang mit der Time Warp mehr Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Mutmaßlich nicht, weil mehr begangen werden, sondern weil die Polizei durch erweiterte Kapazitäten und mittlerweile sehr routiniert mehr Verstöße aufdeckt. (Lesen Sie unseren Text: „Wir waren an der Kapazitätsgrenze“)
Nicht alle der 400 Hilfeleistungen sind drogenbedingt – der weitaus größte Teil schon. Und 16 Personen mussten zur Behandlung in ein Krankenhaus. 2016 starben in Buenes Aires, wo die Time Warp auch veranstaltet wird, fünf Menschen infolge von Drogenmissbrauch.
Mit gut 150 Beamten tut die Polizei alles, was in ihrer Macht steht, um vor allem „Trunkenheitsfahrten“ zu verhindern oder besser gar nicht erst stattfinden zu lassen. Weiter sammelt die Polizei jede Menge Drogen ein, die nicht mehr konsumiert werden können. Der „große Schlag“ gegen die Drogenkriminalität gelingt damit nicht, weil ganz überwiegend Drogen für den Eigenbedarf mitgenommen werden – aber es sind hunderte kleine Schläge, da insbesondere Ausländer eine hohe Sicherheitsleistung von 500 Euro plus 250 Euro für ein Fahrverbot bezahlen müssen.
Je mehr Polizei im Einsatz, umso mehr Treffer
Wer meint, klar, fast 400 Fälle sind viel, es sind ja aber auch fast 18.000 Partygäste, der irrt. Wir berichten seit Jahren über die Kontrollen und sehen ganz klar, dass man die Zahl der BTM-Verstöße ins Verhältnis zur Zahl der Polizisten setzen kann. Je mehr Polizisten, umso mehr Verstöße werden aufgedeckt. Die knapp 400 Fälle sind nur das Hellfeld. Als wir 2011 das erste Mal berichteten, waren es 104 festgestellte BTM-Verstöße – die Zahl hat sich fast vervierfacht.
Mannheim kann auf Vieles stolz sein, auf Erfinder wie auf eine reichhaltige Kunst- und Kreativszene. Hauptstadt des Extasy-Konsums zu sein, ist dagegen beschämend.
Während die Polizei durch ihre Arbeit deutlich macht, dass es sich bei der Time Warp um eine Drogenparty handelt, fehlt es an politischem Druck. Klar, die Stadt hat die Auflagen erhöht, was Sicherheitspersonal und Rettungsdienst angeht. Aber das juckt den Veranstalter offenbar wenig. Die geschäftliche Party läuft wohl glänzend – Drogenmissbrauch ist einkalkuliert. Der Veranstalter weist laut Polizei-Informationen darauf hin, dass „Drogen konsumiert werden könnten“. Das ist kein schlechter Scherz, sondern „Biz“. Mannheim ist und wird die Drogenhauptstadt bei Techno-Veranstaltungen bleiben, wenn nicht Widerstand gegen dieses Geschäft geleistet wird.
Die Politik schaut bislang weg
Die Fraktionen des Mannheimer Gemeinderats sind aufgefordert, sich mit dem Problem zu beschäftigen. Man kann nicht Kameraüberwachung und mehr Polizei (auch für den Kampf gegen Drogenkriminalität) fordern und bei der Time Warp nur achselzuckend wegschauen.
Klar ist auch, dass es schwierig ist, diese Veranstaltung zu verbieten – privates Gelände, private Party. Unklar ist, ob es nicht doch einen Hebel gibt, denn die Polizei stellt Jahr für Jahr unter hohem Personaleinsatz eine Zunahme des Drogenmissbrauchs fest. Irgendwann sollte man Konsequenzen ziehen.