Mannheim, 03. Juli 2018. (red/pro) „ALTER“ nennt sich ein Interimskonzept, mit dem eine Fläche zwischen Altem Messplatz und Neckarufer an der Kurpfalzbrücke bespielt werden soll. Es wurde schnell umgesetzt, ist äußerst günstig und wurde geradezu euphorisch vorgestellt. Ob es funktioniert, weiß niemand.
Von Hardy Prothmann
Seit fast drei Jahren tummeln sich um die Kurpfalzbrücke gambische Drogendealer. Während der neue Messplatz vor rund zehn Jahren neu gestaltet wurde, gammelte der schmale Streifen irgendwie vor sich hin. Vom Messplatz aus gesehen befindet sich links der Biergarten „Alter Bahnhof“ und rechts ein Lidl-Markt – dazwischen ein öder Parkplatz. Dahinter ein Treppenabgang zum Neckarufer, wo man abends mehr oder weniger sofort von „Joes“ angesprochen wird, ob man nicht „etwas bräuchte“.
Der Filmemacher Philipp Kohl hat sich mit anderen ein Konzept ausgedacht, das die Fläche durch Sport- und Kulturangebote beleben soll: Die Kleingalerie „Einraumhaus“ gibt es schon, ein früheres Basketballfeld soll reaktiviert werden, ein kleiner Rundkurs für Mountainbiker ist aufgebaut, dazu wird ein Kiosk installiert und zum Auftakt wird eine offene Holzkonstruktion erstellt, die „Haltestelle Fortschritt“. Ab dem 01. Juli soll hier für zwei Wochen ein „Festival“ laufen, bei dem sich Bürger zu „Zukunftsfragen von Städten“ einbringen können. Den Kiosk wird der in Gründung befindliche Verein „POW“ tragen. Neben Snacks und Getränken soll man hier auch Spielgeräte ausleihen können.
Provisorisches Projekt gegen provisorische Situation
Stolz ist man bei Stadt und der städtischen Entwicklungsgesellschaft MWSP, die zusammen 50.000 Euro investieren, dass das Projekt von der Anmeldung der Idee bis zur Umsetzung nur zwei Monate gebraucht hat. Das ist gemessen am jahrelangen Stillstand tatsächlich flott. Aber es entsteht ja auch nur ein Provisorium, um die Fläche einerseits zu beleben und gleichzeitig den „Angstraumcharakter“ damit zu beseitigen. Zudem will man eine Verbindungsinsel zum Neckar schaffen: „Durch die Aktivierung dieser Brachfläche, unter anderem mit einer Pumptrack, schaffen wir einen tollen Ort für die Neckarstadt und stärken die Verbindung zwischen dem Alten Messplatz und dem Neckarvorland.“, sagt Achim Judt, Geschäftsführer der MWSP.
Wäre da nicht die Dammstraße, die die Fläche vom Alten Messplatz trennt. Ein Hinüberflanieren ist deshalb nicht möglich, außer, man reduziert die erlaubte Geschwindigkeit deutlich, worüber man bei der Stadt nachdenkt. Und man hat auch im Blick, dass geplante Pflanzbeete, die nach dem Abbau der Haltestelle kommen sollen, nicht zu Drogenbunkern werden.
Über die schöne Jahreszeit hinweg könnte das funktionieren – doch auch in den „dunklen“ Monaten? Und werden sich die Drogendealer tatsächlich beeindrucken lassen und verschwinden? Oder besteht nicht eher die Gefahr, dass man Kinder und Jugendliche in die Nähe dieser Leute bringt? Das wird abzuwarten sein. Es ist ein Experiment, das gelingen oder auch scheitern kann. Einen Versuch ist es allemal wert.